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Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Straße.
    Kein Andy.
    Einen Herzschlag später biegt das Todesmobil um die Ecke. Noch bevor es steht, hechte ich auf die Rückbank und bleibe flach liegen, bis wir aus unserem Bezirk sind.
    Andy ist aufgedreht, als hätte er sich einen Viertelliter Espresso gespritzt. Ich habe ihm gestern noch Hasans Adresse gegeben. Er hat sich bei Google eine Wegbeschreibung vom Ferienhaus bis zu Hasans Tür besorgt. Und dazu noch jede Menge anderes Zeugs runtergeladen: Sehenswürdigkeiten entlang unserer Route, Karten von Toronto und den Ausfallstraßen, Sachen, die wir uns angucken können, falls unsere Mission ein Fehlschlag ist, und eine Liste von Hostels, falls wir übernachten müssen. Alles steckt in einer kleinen Mappe, auf der steht:
Geografie/Projektunterricht: Exkursion nach Toronto.
    »Obendrauf ist für jeden von euch eine Karte von Toronto«, sagt er. »Prägt euch die Kreuzung Ecke Yonge und Dundas ein. Ich hab sie markiert. Da ist ein großer Platz, gegenüber dem Einkaufszentrum, dem Eaton Center. Das wird unser Treffpunkt sein, für den Fall, dass wir getrennt werden.«
    Ich stecke meine Karte gleich ein, neben den Kugelschreiber in die vordere Tasche meiner Jeans.
    »Wenn du dich so gründlich für die Schule vorbereiten würdest, hättest du nur gute Zensuren«, sage ich.
    »Ja, klar. Und ich hab sogar noch mehr«, sagt Andy mit geheimnisvoller Stimme und zwinkert. Als wir auf die Autobahn fahren, greift er an Marty vorbei und holt eine dicke Papiertüte aus dem Handschuhfach. »Hier – meine kleine Überraschung.«
    »Was ist das?«
    »Zur Sicherheit«, grinst er. »Für jeden von uns.«
    »Auf keinen Fall!« Ich raste aus. »Keine Waffen.«
    »Mach dir nicht in die Hose. Das sind Handys.«
    »Aber wir haben unsere Handys doch zurückbekommen, für die Fahrt jetzt«, sagt Marty.
    »Klar, mit der Auflage, dass wir Sammy nicht anrufen. Und glaub ja nicht, dass die das nicht überprüfen.« Andy lenkt mit der linken Hand und greift mit der rechten in die Tüte. Er wirft jedem von uns ein Stück Plastik zu. »Das sind Wegwerfhandys. Gehen nicht lange. Ohne Vertrag. Die benutzt man und wirft sie weg. Kann keiner verfolgen. Und genau das brauchen wir, falls Sammy Stress kriegt.«
    Super Idee – so beruhigend.
     
    Es ist Herbst, mitten in der Woche und daher ziemlich still am Hafen von Alexandria Bay. Nur ein paar Rentner sitzen in dicken Jacken und Wollmützen am Ende des Piers über ihre Angelruten gebeugt.
    »Benehmt euch ganz normal«, flüstert Andy.
    Wir kaufen an einem Automaten Angelköder, damit es aussieht, als würden wir Fische fangen wollen und nicht Terroristen. Dann marschieren wir zu Pier vier, Buhne 122.
    »Da liegt sie«, sagt Andy. »Die gute alte
Schnapsdrossel

    Wir verstauen unser Zeug, holen die Schwimmwesten raus, machen die Leinen los und legen ab. Der alte Mann, dem Andy immer winkt, ist auch heute am Hafen. Er stampft mit den Füßen auf, um die Morgenkälte zu vertreiben, nickt uns zu und pustet in seine Hände. Ein Blinzeln in die Sonne und schon sind wir auf dem offenen Wasser.
    Mir ist ein bisschen übel. Ich bin nicht sicher, ob das Angst ist oder das Frühstück vom Drive-thru. Ich rufe Andy zu, er solle ein bisschen langsamer fahren. Er tut so, als würde er mich wegen des Fahrtwinds nicht hören. Ich halte mich an der Reling fest und stelle mir vor, es wäre schon morgen, wir hätten heute hinter uns und alles wäre gut.
    Sobald wir am Ferienhaus angelegt haben, geht’s mir besser. Marty verzieht sich für sein morgendliches Ritual aufs Klo. Wenig später kommt er rausgerannt und schreit: »Fledermäuse! Fledermäuse!« Er hat eine junge Fledermaus aufgestöbert, die an der Vorhangstange hing, weiter war nichts. Und dieser Idiot soll mir helfen, einen Topterroristen aufzustöbern? Was habe ich mir nur gedacht?
    Andy geht in die Küche. Wenn die Johnsons wegfahren, dann nehmen sie die Batterie aus dem Chevy und verstauen sie in einer Keksdose über dem Kühlschrank. So bleibt die Batterie geladen und das Auto ist für Diebe uninteressant. Gegen halb zehn hat Andy sie eingebaut. Die Reifen haben nicht genug Luft, aber bis zur Tankstelle wird es gehen.
    Andy macht den Kofferraum auf und holt aus einer Plastikkiste einen Schraubenschlüssel und ein Montiereisen. Beide Werkzeuge schlägt er probehalber in seine offene Hand. Ich hoffe, er hat nicht vor, den Helden zu spielen. Auch wenn er der Einzige von uns ist, der dazu in der Lage wäre.
    Andys Hose hat tausend Reiß- und

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