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Im Falle einer Falle

Im Falle einer Falle

Titel: Im Falle einer Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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bestimmt nicht Weggehen.«
    »Aber zum Lunch geht sie immer weg?«
    »Nein, nicht immer. Gelegentlich vermietet sie auch eins ihrer Büros über Mittag, und dann muß sie natürlich dableiben. Aber das kommt wohl nicht oft vor.«
    »In welchem Büro sitzt sie, Donald?«
    »Sechzehn vierundzwanzig. Sie spielt die Empfangsdame und bedient nebenbei das Telefon. Tun Sie Ihr Bestes, Elsie. Falls es heute mittag nicht klappt, müssen wir sie heute abend, wenn sie hier Schluß gemacht hat, beschatten, und das ist viel mühsamer.«
    »Ich werd’ mir Mühe geben, Donald.«
    »Fein, Elsie. Viel Glück.«
    Ich machte mich auf die Socken, ging ein Stück die Straße hinauf bis zur nächsten Telefonzelle und wählte die Nummer 676-2211. Eine wunderbar modulierte Stimme sagte: »Lathrop, Lucas & Manly.«
    »Entschuldigung, falsch verbunden«, sagte ich und hängte auf.

6

    Es erschien mir in Anbetracht der Umstände besser, mich vorläufig vom Büro und meinen Stammlokalen fernzuhalten. Deshalb suchte ich ein kleines französisches Restaurant auf, das seine feste Kundschaft hatte und wo man sich beim Essen Zeit lassen konnte. Ich bestellte mir Kaffee und Eis, kaufte mir eine Zeitung und vertiefte mich in die letzten Neuigkeiten über den Mord an Dale Finchley.
    Finchley galt als glänzender Anwalt, obwohl er selten vor Gericht plädierte. Tatsächlich suchte er seinen Klienten eine Gerichtsverhandlung nach Möglichkeit zu ersparen, und die Mehrzahl seiner Klienten gehörte zu der Sorte von Männern, die es sich einen Haufen Geld kosten lassen, um sich aus Unannehmlichkeiten herauszuhalten.
    Dale Finchley besaß eine luxuriöse Villa, die er allein bewohnte; die Dienstboten waren nur tagsüber da. Er war Witwer und fast so etwas wie ein Einsiedler, obwohl Mitglied zweier exklusiver Klubs. Da er reich, angesehen, völlig ungebunden, liebenswürdig und kultiviert war und ein faszinierendes Wesen hatte, war er sehr gefragt.
    Als eifriger Leser besaß er eine vorzüglich ausgestattete Bibliothek. In diesem Raum mit seinen altmodischen weichgepolsterten Ledersesseln und bequemen Leselampen hatte Finchley viele Abende über seiner Lektüre verbracht.
    Laut Aussage von Freunden verfügte der Anwalt über kostspielige Rundfunk- und Fernsehapparate; er hörte sich die Nachrichten, bestimmte Kommentatoren und die Wettervorhersage an. Ansonsten aber fand er wenig Geschmack an den Musik- und Unterhaltungsprogrammen, die den meisten Menschen die Lektüre ersetzen.
    Im zweiten Stock seines Hauses hatte er ein Studio, wo er den Hauptteil seiner Geschäfte abwickelte. Gerüchtweise verlautete sogar, daß die Mehrzahl seiner Klienten es vorzog, nachts bei ihm vorbeizuschauen und ihre Probleme unten in der Bibliothek mit ihm zu besprechen, anstatt ihn tagsüber in seiner Kanzlei aufzusuchen.
    Zur Zeit seines Todes hatte Finchley offenbar Streit mit jemandem, der seinen Zorn erregt hatte. Man wußte nicht, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Man wußte nur, daß Finchley mit einem Revolver vom Kaliber .38 erschossen worden war; der Mörder mußte die Waffe jedoch mitgenommen haben, da es der Polizei trotz gründlicher Suche nicht gelungen war, sie im Haus aufzustöbern.
    Man vermutete, daß Finchley im Begriff gewesen war, auszugehen, weil auf einem Tisch am Ende der Treppe eine Aktentasche lag, mit einer Zusammenstellung von Kostenvoranschlägen für die Erschließung eines Wohnungsbauprojekts, das er als Anwalt betreute.
    Die Umschläge waren zwar nicht versiegelt, trugen jedoch die Aufschrift »Streng geheim«, und der Inhalt sollte nicht bekanntgemacht werden, bevor der Auftrag vergeben war.
    Fundort und Inhalt der Aktentasche veranlaßten die Polizei zu der Annahme, daß Finchley noch in der Nacht einen oder mehrere Partner des Bauprojekts aufsuchen wollte. Diese erklärten jedoch, es hätte sie zwar nicht überrascht, wenn Finchley angerufen und eine Zusammenkunft verabredet hätte, das wäre aber an dem fraglichen Abend nicht der Fall gewesen.
    Dennoch ließ sich nach Ansicht der Polizei das Vorhandensein der Aktentasche auf dem Tisch am oberen Ende der Treppe nur so erklären, daß Finchley entweder ausgehen und die Unterlagen mitnehmen oder in die Bibliothek hinuntergehen und dort bestimmte Details mit einem Mitglied der Kommission besprechen wollte. Die Polizei gab zu verstehen, daß sie es dankbar anerkennen würde, wenn sämtliche Kommissionsmitglieder einen Zeitplan mit Angaben über ihr Tun und Treiben an jenem Abend

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