Im fernen Tal der Hoffnung
derselbe Preis.« Matt zog an seiner Zigarette und warf Sarah einen Blick zu, der bei ihm einem Lächeln sehr nahe kam. » Der Markt gibt nicht mehr her. Alles, was wir in den nächsten Wochen nicht verkauft kriegen, kann bis zum späten Frühjahr warten. Schade, dass wir nicht alle behalten können, aber wenn es nicht regnet, haben wir nicht genug Hafer.«
» Hmm, klingt logisch«, erwiderte Sarah. Aber sie würde trotzdem versuchen, mit Edgar noch zu handeln.
» Na, dann wollen wir mal. Truss wollte heute Nachmittag herkommen, um es sich anzuschauen.«
Sarah konnte kaum den Reset-Knopf am Monitor betätigen, weil ihre Hände so kalt waren, aber zwanzig Minuten später schwitzte sie und hatte die Blusenärmel hochgerollt. Jack trieb die Rinder in den Laufgang. Wenn er voll war, schloss er ihn, sodass Sarah das Gitter vorn so schlieÃen konnte, dass jedes Tier allein auf der Waage stand.
» Vierhundertachtzig Kilo«, rief Sarah und schrieb das Gewicht auf.
» In Ordnung«, antwortete Matt. Er öffnete das Schiebtor vorn gerade so weit, dass das Tier den Kopf durchstecken konnte, dann schloss er es von unten wieder, damit er das Maul inspizieren konnte. Die Kuh schnaubte, grunzte und besprühte Matt mit Schleim, als er ihr das Maul öffnete, um sich die Zähne anzusehen. » Das ist noch ein Baby«, rief er. » Milchzähne.«
Sarah hakte das Gewicht ab und schrieb Milch in die entsprechende Kolumne, Matt las ihr die Nummer auf der Ohrmarkierung vor, und auch sie wurde aufgeschrieben. Sie wartete, bis das Tier die Waage freigegeben hatte, dann stellte sie den Monitor wieder um und lieà die nächste Kuh herein.
Als Edward Truss kurz nach drei Uhr eintraf, waren sie fast fertig.
» Sarah, Matt, Jack.« Sie schüttelten ihm die Hand.
Edward Truss war ein kleiner, dünner Mann mit knochigen Knien und einem Haifischgebiss. Es war allgemein bekannt, dass er üppige Frauen bevorzugte. Es war ein seltsames Phänomen, aber die Frauen liebten ihn. Er hatte schon drei Ehen hinter sich, zwei längere Beziehungen und zahllose One-Night-Stands, die meisten davon in Brisbane. In dieser Hinsicht war er recht diskret, und er zeigte sich nicht gerne mit seinen Eroberungen zu Hause. Scheià nie in den eigenen Garten, hatte er Jack schon beim ersten Kennenlernen geraten.
» Was habt ihr denn für mich?« Edward kletterte aufs Geländer und blickte auf die gewogenen Rinder. » Sehen gut aus. Wie viel wiegen sie so?«
Sarah blickte auf ihr Klemmbrett. » Vierhundertachtzehn bis fünfhundertfünfzehn.«
» Die schwere Kuh da nehme ich auch noch mit. Im Gehege wird sie über Nacht acht Kilo verlieren.« Langsam kam er wieder heruntergeklettert. » Hat Matt Ihnen von meinem Angebot erzählt?«
» Ja, klingt gut«, erwiderte Sarah. » Aber den Preis von der Konkurrenz höre ich mir auch noch an, Edward.«
Edward kratzte sich den sommersprossigen Handrücken. Er blickte Matt an. » Was Besseres findest du nicht.«
» In den Landwirtschaftsnachrichten geht der Rinderpreis nach oben«, fuhr Sarah fort. » Und wie du selbst gesagt hast, sie sehen gut aus, und innerhalb der nächsten vierzehn Tage können weitere vierhundert mit ähnlichem Gewicht raus.«
Edward kniff die Augen zusammen, zog sein rotes Notizbuch heraus und kritzelte ein paar Zahlen hinein. » Vierhundert, sagst du?«
» So in etwa.« Sie machte sich am Monitor zu schaffen. » Im Oktober kommen weitere.«
Edward kratzte sich am Schritt, trat erneut zu den Rindern und warf einen Blick darauf. » Die Frühjahrsherde bekommt Hafer?«
Matt nickte. » Die frühen hier sind noch nicht ganz fertig, damit wir für den Rest genug haben.« Er wandte sich an Sarah. » Es wird ihm nicht gefallen, wenn er welche hierlassen muss«, flüsterte er Sarah zu.
Sarah verdrehte die Augen. Sie hatten nur noch fünfzehn Tiere vor sich, aber die Rinder mussten wieder zurück auf die Weide gebracht werden, und wahrscheinlich hatten die Männer schon lange genug in der Kälte gestanden.
» Zwei Cents pro Kilo extra.« Edward verzog die Lippen. » Schlag ein.«
Sarah schüttelte ihm die Hand. » Abgemacht.« Sie bot ihm heiÃen Tee und selbst gebackene Plätzchen, die sie nicht hatte, an, wusste allerdings ganz genau, dass er nicht bleiben würde. Seit ihr GroÃvater gestorben war, war
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