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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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Solange sie Hamish kannte, kam Wangallon zuerst, vor allem.
    Luk schnaubte. » Ihm geht es nur um seinen eigenen Ehrgeiz.«
    Â» Das stimmt nicht.« Claire trat auf ihn zu und ergriff seine rauen, sonnengebräunten Hände. » Es ist nicht seine Schuld, dass deine Mutter und deine Geschwister gestorben sind«, sagte sie begütigend. » Und was dein Erbe angeht, muss es einen guten Grund geben, warum…« Sie brach mitten im Satz ab, als er ihr über die Wange streichelte. Er stand ganz dicht vor ihr. So nahe war ihr außer ihrem Ehemann noch kein Mann gekommen. Seine Hand glitt zu ihrem Nacken, und seine Finger streichelten über die zarte Haut. Claire blickte in die dunkelblauen Augen, die er von ihrem Mann geerbt hatte. Auch hier stieß sie auf den entschlossenen Blick eines Mannes, der wusste, was er wollte. Ihr stockte der Atem. Er wollte nicht Land, Geld oder Macht, jedenfalls nicht in diesem Augenblick. Hamish hatte sie gelehrt, den Unterschied zu erkennen.
    Â» Du bist seine Erlösung, Claire. Du siehst nur das Gute in der Welt.« Er schlang die Arme um ihre Taille. » Vielleicht liegt es daran, dass du noch so jung warst, als du nach Wangallon kamst. Oder vielleicht fühlst du dich ihm auch verpflichtet.« Er achtete nicht darauf, dass sie scharf den Atem einzog, als er den Kopf senkte und sie küsste.
    Das ist falsch, schrie es in ihr. Du vergisst dich, hör auf. Und doch konnte sie sich nicht von ihm lösen, weil er sie so fest an sich drückte. Schließlich drückte sie die Hände gegen seine Brust und befreite sich aus seiner Umarmung. Sie konnte kaum sprechen und spürte nur, wie Tränen über ihre Wangen liefen. Ihre Lippen waren taub von seinem Kuss, und in ihr regte sich ein animalisches Verlangen. Sie wich zurück.
    Luke streckte die Hand aus und ließ sie langsam sinken. » Sag mir, wenn mein Vater nicht wäre…«
    Â» Wenn dein Vater nicht wäre«, stieß Claire hervor, » wenn dein Vater nicht wäre, stünden wir beide heute nicht hier.« Sie legte eine zitternde Hand auf ihren Bauch. » Himmel, Luke, was haben wir getan?«
    Er sah, wie sie auf einen der Korbstühle sank und sich schluchzend krümmte. Einige Minuten wartete er, unsicher, wie er sich verhalten sollte. Die Grenze zwischen ihnen, die er überschritten hatte, würde er nie wieder verletzen, weil er den Schmerz in Claires Gesicht nicht ertragen konnte. Luke blickte den Kiesweg entlang zum Garten. Er liebte diese Frau seit seiner Jugend, aber er konnte sie nicht haben, und vielleicht wollte er sie jetzt auch nicht mehr. Denn wie sein eigener Vater bürdete Claire ihm ihren Schmerz auf, und das machte ihn wütend.
    Â» Meine Mutter lebte noch, als mein Vater beschloss, dein geheimer Wohltäter zu werden. Ich frage mich oft, was er wohl getan hätte, wenn Rose nicht so früh gestorben wäre.«
    Claire hob den Kopf und blickte ihn an. Ihre Tränen versiegten, und sie wischte sich über die Augen. » Was?« Sie wussten beide, dass er seine Worte nicht wiederholen musste. Was er damit meinte, war klar.
    Â» Es ist meine Buße, für die Frau etwas zu empfinden, die meine Mutter ersetzt hat.«
    Mit zitternden Händen zog Claire den Schildpattkamm aus den Haaren und legte ihn auf den Korbtisch. Wenn alles nur im Reich der Fantasie geblieben wäre, hätte Claire einfach so weiterleben können. Sie hätte ihren Stolz heruntergeschluckt und sich auf dem neuen Weg, den Hamish ihr vorgab, irgendwie zurechtgefunden. Jetzt jedoch hatte sie gegen die natürliche Ordnung der Dinge aufbegehrt und festgestellt, dass es auch eine andere Liebe geben konnte, über die Ehe hinaus, jenseits von richtig und falsch. Claire straffte ihre Schultern und ging ins Haus. Die Struktur ihres Lebens brach zusammen, und sie hatte nicht die Mittel, um sie wieder aufzubauen.
    Luke hob den Brief seiner Großmutter vom Boden auf. Sorgfältig faltete er ihn ganz klein zusammen und steckte ihn in die Hosentasche. Er blickte auf die Bäume, die im Dunst schimmerten, auf das blasse, leblose Gras, das leicht hin und her schwankte. Wut stieg in ihm auf, wie sie nur aus Frustration entstehen konnte. Er nahm Tabak aus dem Beutel, drehte sich eine Zigarette und zündete sie an. Am liebsten hätte er etwas zerschlagen, damit es in tausend Teile zersprang. Die Zigarette flammte auf, und ein dünner Rauchfaden kräuselte sich in

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