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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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merkwürdig.«
    Unten in der Truhe lagen zahlreiche mit einem Bändchen zusammengebundene Briefe. Sarah schaute sie durch und entdeckte, dass viele von Hamish Gordons Anwälten, der Kanzlei Shaw-Michaels, stammten. Nachdenklich setzte sie sich auf den Fußboden. Die Gordons arbeiteten seit über hundert Jahren mit derselben Kanzlei zusammen – kein Wunder, dass Frank Michaels so gut Bescheid wusste. Interessiert studierte sie die anderen Briefe. Ein Schreiben enthielt Anweisungen hinsichtlich des Testaments von Lorna Sutton in Ridge Gully. Anscheinend sollte ihr gesamter Besitz einer Frau namens Elizabeth hinterlassen werden. Sarah hatte noch nie von ihr gehört. Es gab auch Versandpapiere für Wolle, Rechnungen und Kaufanweisungen für Geräte, einschließlich einer neuen Kutsche und mehrerer Pferde. Aber einen Kaufvertrag für Boxer’s Plains fand Sarah nicht. Ganz unten in der Truhe lagen eine goldene Taschenuhr, ein zusammengeknotetes schmutzig-graues Taschentuch, das offenbar Erde enthielt, und eine Trauerkarte. Sarah schlug sie auf und blickte in das zerfurchte Gesicht ihres Urgroßvaters. Er war wohl schon alt auf dem Schwarz-Weiß-Foto, nur seine Augen waren wachsam, beinahe trotzig. Unter dem Bild standen sein Name und eine Zeile aus Psalm 27.
    Der Herr ist mein Licht und meine Rettung. Wen soll ich fürchten.
    Die Haare in Sarahs Nacken richteten sich auf, als sie die Karte umdrehte. Auf der Rückseite war die verblichene Fotografie einer Frau in den Dreißigern oder Vierzigern. Wie bizarr, dachte Sarah, sie sieht ein bisschen aus wie ich. Mit dem Fingernagel hob sie eine Ecke des Fotos von der Pappe an. Ein Name war zu erkennen: Elizabeth.
    Â» Elizabeth.« Vermutlich die Elizabeth, die Mrs Suttons Besitz geerbt hatte, dachte Sarah. Bis auf die Taschenuhr packte sie alles wieder in die Truhe und stellte sie in die hinterste Ecke des Schranks. Das führte ja zu nichts, und da eine weitere Reise nach Sydney bevorstand, musste sie sich sowieso auf andere Dinge konzentrieren, wie zum Beispiel auf Anthony.
    Sarah kehrte in ihr leeres Zimmer zurück. Anthony war die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen, und in der Dämmerung blickte Sarah auf den Verlobungsring mit dem Rubin, der auf dem Nachttisch lag. Er sprach von Hoffnung und Zukunft, sowohl für Wangallon als auch für sie… Warum also konnte sie nicht einfach Ja sagen? Nachdem sie sich warm angezogen hatte, ergriff Sarah die Taschenuhr. Sie drückte auf den kleinen Hebel an der Seite, und der Deckel sprang auf. Innen waren die Initialen HG eingraviert. Sarah fuhr mit dem Finger darüber, dann schloss sie den Deckel wieder. Unwillkürlich blickte sie sich um, schalt sich aber gleich dafür. Sei nicht albern, sagte sie sich, als ihr ein Schauer über den Rücken lief. Sie steckte die Uhr mitsamt Kette in ihre Jeanstasche.
    Sie wollte noch für ein paar Stunden an die frische Luft, bevor sie sich für den Flug nach Sydney fertig machte. Und sie wollte mit Anthony sprechen. Wenn sie nicht bald versuchten, die Kluft zu überwinden, dann würde sie zu tief werden. Sie musste ihm ein Friedensangebot machen, gleichzeitig jedoch dafür sorgen, dass die Rodung aufhörte. Ganz gleich, was sonst noch passiert war, Frank Michaels hatte recht. Wangallon konnte keine schlechte Presse brauchen. Nicht, wenn sie vor Gericht gehen wollte. Die Frage war nur, ob sie vor Gericht gehen oder den Rat der anderen annehmen und sich in das Unvermeidliche fügen sollte.
    Der Morgen war dunstig. Im kühlen Dunst waren die Bäume kaum zu erkennen. Bullet war sofort an Sarahs Seite. Gähnend streckte er sich. » Wo ist Frettchen?« Bullet schaute zum Tankgestell, wo der alte Hund sich gerade murrend aufrappelte. » Na, komm.« Sarah zerstieß die dünne Eisschicht auf dem Wasser in der Hundeschüssel mit einem Stock, und ging dann eine kurze Runde mit den beiden Hunden im Schlepptau. Wind kam auf, und sie hörte die Schafe auf den Weiden nach ihren zu früh geborenen Lämmern rufen. Der feuchte Geruch der Erde mischte sich mit dem Duft von Kräutern, der mit dem erwachenden Tag zunahm.
    Die Landcruiser standen im Maschinenschuppen, und dorthin lief Sarah jetzt. Vielleicht traf sie ja die Musterer noch, bevor sie sich nach Boxer’s Plains aufmachten. Vielleicht konnte sie Matt und Pancake noch Hallo sagen. An Toby wollte sie nicht denken. Aber sie hatte nicht damit

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