Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
Vom Netzwerk:
Sie waren alle hier. Alle, die vor ihr hier gelebt hatten: drei Generationen von Gordons. Eine Eule rief klagend, und sie hörte Flügelrauschen. Und dann landete der große Vogel auf dem Grabstein von Urgroßvater Hamish Gordon.
    Sie studierte die Arbeit des Steinmetzes, Höhe und Tiefe der Buchstaben H und G. Auf dem Grabstein stand gar kein Todesdatum, nur ein Geburtsdatum mit Gedankenstrich daneben, als sei Hamish Gordon zur Unsterblichkeit bestimmt gewesen. Sarah hockte sich ins Gras. Zu viel ging ihr durch den Kopf; zu viele Probleme, die sie nach Wichtigkeit sortieren und lösen musste. Ihre Gedanken kehrten zu Anthony zurück. Sie liebte Anthony, aber sein unüberlegtes Handeln war nicht gerade hilfreich gewesen, und jetzt schien er noch nicht einmal mehr mit ihr reden zu wollen. Sie brauchte jemanden, der mit ihr leben und arbeiten wollte; keinen Mann, dem alles über den Kopf wuchs und der stur wurde, wenn man sein Management infrage stellte. Schließlich war sie die Gordon. Das musste Anthony begreifen und akzeptieren. Wenn er es nicht konnte, gab es für sie als Paar keine Zukunft. Sarah riss einen Grashalm aus und kaute auf dem süßlichen Stängel. Vielleicht gehörte er ja gar nicht zu ihrer Zukunft. Vielleicht war er aus einem anderen Grund in ihr Leben getreten, und jetzt musste er wieder gehen. Sie war nicht mehr der trauernde Teenager oder die abgewiesene Tochter. Sie war erwachsen geworden, hatte gelernt, ohne ihren starken Großvater zu leben, hatte ihre schwache Mutter losgelassen und war in der Lage, Wangallon in die Zukunft zu führen.
    Sarah hauchte auf ihre kalten Finger. Es hatte keinen Sinn, über alles Mögliche nachzudenken. Sie konnte nur ein Thema auf einmal abhandeln, und am drängendsten war die Bedrohung durch Jim Macken. Was sollte sie tun? Einen Teil von Wangallon verkaufen oder kämpfen, um alles behalten zu können? Automatisch griff sie in ihre Tasche, um die alte Taschenuhr zu berühren. » Was würdest du tun, Urgroßvater?« Aber es gab natürlich nur eine Antwort. Sie kam vor Liebe und Freude und Partnerschaft. Ohne Wangallon konnte nichts davon existieren. Sie liebte Wangallon mehr als alles andere auf der Welt, und sie würde nicht nur darum kämpfen, es zu behalten, sondern sie wollte es auch leiten– ihre Vorfahren würden nichts anderes von ihr erwarten. Sie war jetzt die Hüterin von Wangallon. Die Entscheidung war glasklar. Sarah pfiff nach Bullet, und er kam wie ein Hund aus der Hundefutterwerbung durch das Gras auf sie zugerannt.
    Â» Na, du bist ja ein süßer Hund.«
    Bullet gähnte wie ein Showstar und streckte seine Vorderbeine. Gemeinsam gingen sie zurück zum Landcruiser, wo Frettchen auf sie wartete. Als Sarah wieder hinter dem Steuer saß, biss sie die Zähne zusammen und gab Gas. Es war Zeit, nach Sydney zu fliegen. Vor dem Abflug würde sie Frank anrufen und ihm ihren Entschluss mitteilen.

Winter 1989
    Castlereagh Street, Sydney
    Frank legte das Telefon wieder auf den Schreibtisch und blickte auf das große Ölgemälde über dem Wandtresor. Es war eine besonders gute Arbeit von einem frühen australischen Künstler in einem weichen, gefühlvollen Stil. Sein Großvater hatte es geschenkt bekommen, für Dienste, die er Hamish Gordon bezüglich einer gewissen Lorna Sutton erwiesen hatte. Lorna Sutton war die Mutter der ersten Frau von Hamish Gordon gewesen. Das Gemälde stellte eine Flussszene dar, in Blau-Grün gehalten, mit mächtigen Bäumen und ruhiger Stimmung. Was für eine Illusion, dachte Frank und drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage. » Rhonda, kannst du den Termin mit Tony Woodbridge und seinem Mandanten Jim Macken für acht Uhr dreißig morgen früh bestätigen?«
    Allerdings ertönte nicht Rhondas sachliche Stimme über die Gegensprechanlage, sondern sie stand sofort bei ihm im Büro und schloss die Tür hinter sich. Das Problem mit sechzigjährigen, äußerst gepflegten persönlichen Assistentinnen, die über dreißig Jahre für denselben Arbeitgeber arbeiteten, dachte Frank, war, dass man unweigerlich mit ihnen schlief.
    Â» Will Sarah Gordon etwa kämpfen?«, fragte sie eine Spur zu begeistert und drehte die lange Perlenkette zwischen den Fingern, die er ihr zum letzten Weihnachtsfest geschenkt hatte.
    Â» Ja, leider«, erwiderte er säuerlich. Kurz bedauerte er, ihr im Bett

Weitere Kostenlose Bücher