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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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davon erzählt zu haben, obwohl er wusste, dass sie alles mit sich ins Grab nehmen würde. » Das war zu erwarten. Die Gene lassen sich nicht verleugnen.« Er war froh, dass er Ende des Jahres in Pension ging. » Halt mir bitte bis morgen um elf alles frei. Ich glaube, ich brauche ein bisschen Zeit.«
    Â» Und wie stehen ihre Chancen?«, fragte Rhonda.
    Â» Sie wird verlieren.« Erneut blickte Frank zu dem prachtvollen Ölgemälde. Rhonda verließ diskret das Zimmer. Im Safe lag in einer vergilbten Mappe der Brief, den Luke Gordon 1909 hastig geschrieben hatte. Man brauchte Adleraugen, um seine Schrift entziffern zu können, aber Franks Großvater hatte das meiste lesen können, und es war keine angenehme Lektüre gewesen. Frank schenkte sich einen Whisky aus der Karaffe in seinem Kabinett ein und trank einen Schluck. Er würde der letzte Michaels sein, der in der Kanzlei arbeitete, die früher einmal ein Familienunternehmen gewesen war. Sein Sohn, ein Michaels in der sechsten Generation, war Chirurg, und seine Töchter waren verheiratet und lebten im Ausland.
    Aber man hatte einen Ruf zu wahren, und auch wenn seine Familie bald mit der Kanzlei nichts mehr zu tun hatte, so war es doch immer noch möglich, dass dem Namen seiner Familie und der Kanzlei Schaden zugefügt wurde. Er musste dringend den Tresor ausräumen.
    Frank hängte das Bild ab und lehnte es vorsichtig an die Wand. Dann drehte er viermal den Zahlenkranz, bis ein Klicken ertönte.
    Die Safetür ging auf. Frank griff hinein und holte die Familienbibel der Gordons heraus. In dem Lederumschlag steckte Lukes Brief. Es war ein unglaubliches Stück Geschichte. Ein Bericht darüber, wie um die Jahrhundertwende getriebene, entschlossene Männer ihr Unternehmen führten. In einer Ledermappe unter der Bibel waren die Direktiven, die sein Großvater ihm bezüglich der Gordons hinterlassen hatte. Im Grunde genommen lief es darauf hinaus, dass sie nichts anderes als Komplizen waren… Er durfte das Wort nicht einmal denken; außerdem bekam letztendlich jeder, was er verdiente.
    Frank trank noch einen Schluck Whisky. Er legte die Bibel auf seinen Schreibtisch und zog ein einzelnes Dokument heraus. Den Rest warf er in den Papierkorb und zündete ihn an. » Das muss an meinem Sträflingsblut liegen«, murmelte er grimmig. Sarah tat ihm leid. Wahrscheinlich hatte sie ein Recht, die Wahrheit zu erfahren, und er würde sie ihr auch eines Tages erzählen, aber mit den Details, die in seinem Papierkorb gerade verbrannten, konnte man eine Zeitung ein ganzes Jahr lang füllen. Geschichten mit Blut mochten diese Medientypen besonders. Blut ist gut, hieß es doch immer. Frank nippte an seinem Whisky, als der Stapel Papier langsam erlosch. So, andere Beweise gab es nicht. Nur das, was er wusste. Und auch er würde bald Asche sein.

Hochsommer 1909
    Wangallon Station
    Claire trank einen Schluck Tee mit gesüßter Kondensmilch. Es war zwar erst Nachmittag, aber sie hatte bereits zwei Gläser französischen Cognac getrunken und hart gekochte Eier gegessen. Natürlich fühlte sie sich sofort berauscht, aber das war eigentlich angenehm, wenn man die Ereignisse des Morgens bedachte. Sie war völlig übermüdet, und ihre Gliedmaßen sanken erschöpft herunter, aber sie würde überleben. Sie zerknüllte ein besticktes Taschentuch zwischen den Fingern und dachte voller Liebe an das kleine Leben, das viel zu früh aus ihr herausgekommen war.
    Claire lehnte ihren Kopf an die Sofalehne und starrte dumpf auf das Klavier und ihr Porträt darüber. Sie musste Entscheidungen treffen; Kleider mussten gepackt werden; sie musste die Kutsche buchen und blutige Kleider verbrennen. Aber immer wieder kehrten ihre Gedanken zu der stillen Lichtung am Bach zurück. Sonnenstrahlen glitten über Steinplatten, die die Gräber von Roses Kindern und ihr eigenes markierte. Denk nicht immer daran, mahnte sie sich, aus der Erinnerung kann nichts Gutes erwachsen. Ein dumpfer Schmerz schlich sich in ihr Herz.
    Als Mrs Stackland Mr Wetherly ankündigte, war Claire gerade eingeschlummert. Taumelnd stand sie auf, strich über die Falten in ihrem Rock und versicherte der Haushälterin, sie fühle sich wohl. Sie wollte Wetherly empfangen. Sie sehnte sich verzweifelt nach Ablenkung, und obwohl sie den Mann kaum kannte, war er genau das. Sie straffte ihre Schultern und steckte lose

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