Im fernen Tal der Hoffnung
Haarsträhnen fest. Hastig kniff sie sich in die Wangen, damit sie ein wenig röter wurden. Beim letzten Mal hatte er ihr einen Blick geschenkt, der Frauen in Ohnmacht fallen lieÃ. Das lag nicht in Claires Natur, allerdings war sie gegenüber offener männlicher Bewunderung auch nicht immun.
Trotz ihrer Müdigkeit war Claire von der Schönheit des Nachmittags gefesselt. Licht strömte durch die Bougainvillea-Hecke, und die Strahlen der Sonne überschütteten Butterblumen, Vögel und zwei freche Kaninchen mit ihrer Helligkeit. Sie ging direkt auf Wetherly zu und setzte sich in einen der Korbstühle, weil sie ihrer neu gefundenen Stärke nicht so ganz traute.
» Guten Tag, Mrs Gordon. Ich hoffe, ich treffe Sie bei bester Gesundheit an.«
Claire stellte fest, dass seine sonst so untadelige Kleidung staubig war. Seine Hemdzipfel kamen unter seiner Weste hervor, und unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass er kaum einen Kilometer von der Farm entfernt wohnte, hätte sie glauben können, er sei tagelang unterwegs gewesen. » Mr Wetherly, Sie sehen ein wenig erschöpft aus.«
» Wohingegen Sie frisch wie der junge Tag sind.«
Claires Wangen röteten sich bei dem Kompliment, obwohl sie doch wusste, wie schrecklich sie aussehen musste.
» Ich hatte gehofft, Mr Gordon zu finden. Er hat mir gestern Abend eine Nachricht hinterlassen. Anscheinend möchte er, dass ich die Verantwortung für die Rinder auf der Viehroute übernehme. Aber in dieser Hinsicht habe ich gar keine Erfahrung.«
Was ist denn mit Luke, dachte Claire verwundert. » Mr Wetherly, wenn mein Gatte Sie mit dieser Aufgabe betraut, dann möchte er es bestimmt auch so haben.« Sie bedeutete ihm, sich zu setzen, aber er legte seinen Hut auf den Korbtisch.
» Wenn Sie mir sagen könnten, wo er ist, könnte ich mit ihm über diese Angelegenheit sprechen.«
» Es tut mir leid, Mr Wetherlyâ¦Â«
» Wissen Sie, wo er ist oder nicht?«
Claire holte ärgerlich Luft. » Ich verbitte mir Ihren Tonfall.«
Wetherly zögerte kurz, dann trat er lächelnd auf sie zu. » Verzeihen Sie mir. Aber es ist so wichtig, dass ich mit ihm spreche, und ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie mir sagen könnten, wo er ist.«
Claire spürte, wie die Müdigkeit ihren Körper einhüllte. Langsam fühlte sie sich krank. » Ich kann Ihnen nicht helfen, Mr Wetherly.«
» Jacob«, korrigierte er sie. » Nennen Sie mich Jacob.« Er kniete sich vor sie und ergriff ihre Hand. » Wenn wir alleine wärenâ¦Â« Mit dem Daumen streichelte er über ihre Handfläche. » Ich kann in meiner jetzigen Position nicht bleiben.«
Er war so nahe, dass sie Staubpartikel an seinem Schnurrbart sehen konnte. Er ergriff ihre Hand fester. » Ich habe mich schon einmal wegen einer Herzensangelegenheit zum Narren gemacht, das kann ich nicht noch einmal tun.«
Claire zog ihre Hand weg. » Wie bitte?«
» Oh, ich weiÃ, ich dürfte so etwas gar nicht fragen. Aber nach unserem Gespräch im Garten vor ein paar Tagen dachte ich, Sie seien unglücklich. Irre ich mich?«
Claire schüttelte den Kopf, aber entsetzlicherweise entschlüpfte ihr ein trauriger Laut.
Erneut ergriff er ihre Hand und drückte sie. » Und dann in Ihrem Wohnzimmer gab es diesen Moment absoluter Innigkeit zwischen uns.« Er schwieg. » Bilde ich mir das nur ein?«
» Ich glaube, Sie irren sichâ¦Â«
» Es ist doch seltsam, nicht wahr? Wir waren nur drei Minuten allein, und doch, als ich Sie auf dem Picknick mit dieser schrecklichen Mrs Webb und ihren unschönen Töchternâ¦Â«
Erneut befreite sich Claire aus seinem Griff. » Sie dürfen so etwas nicht sagen.«
Langsam beugte er sich zu ihr, seine Finger glitten über ihre Wange zu ihren Lippen. » Wenn ich Sie bitten würde, mir zu folgen und mich in Sydney zu treffen, würden Sie kommen?« Er öffnete seine Lippen leicht und legte sie auf ihre.
Claire stieà ihn zurück, aber es war ein untauglicher Versuch. Er gab ihr einen sanften Kuss, dann löste er sich von ihr so langsam, wie er sich ihr genähert hatte.
Claire holte zitternd Luft. » So etwas hätten Sie nicht tun dürfen.«
» Es wird eine Zeit kommen, dann schicke ich nach Ihnen«, fuhr er fort, ohne auf ihren Ãrger einzugehen.
» Sie nutzen meine Lage
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