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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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unschätzbare Qualität, dass er seinen Mund halten konnte. Jasperson drehte sich im Sattel um. Boxer war auf einmal neben ihm.
    Jaspersons Nasenflügel zuckten irritiert. Er hatte dem alten Schwarzen gesagt, er solle hinter der Herde bleiben, aber der Mann dachte wohl gar nicht daran, ihm zu gehorchen. Ständig wusste er alles immer besser, und er tat, was er wollte.
    Er schlug ihm mit seiner Gerte über den Arm.
    Â» Kannst du nicht einmal einen einfachen Befehl ausführen?«
    Boxer fletschte seine Zahnstummel. » Spurenleser.«
    Jasperson richtete sich im Sattel auf und blickte über das flache Grasland. Die Rinder zogen in gleichmäßigem Tempo weiter. Boxer zeigte nach links in den Wind. » Ich rieche Schwarze.«
    Sie hatten einen leichten Vorteil, weil der Wind in ihre Richtung wehte, aber ihnen blieb nur noch wenig Zeit. Ihre Verfolger würden auf die zurückgebliebenen Kühe und Kälber stoßen und sofort wissen, dass hier Vieh gestohlen wurde. Am besten trieben sie die Herde so schnell wie möglich auf die andere Seite des Flusses nach Wangallon. Es war gleichgültig, an welcher Stelle sie den Fluss überqueren würden. Genau die Stelle zu finden, an der der Boss auf sie wartete, war jetzt nicht mehr so wichtig.
    Â» Bring sie in Bewegung, Boxer. Treib sie direkt zum Fluss. Wir überqueren den Fluss dort, wo wir können.«
    Boxer widersprach: » Man sollte einen einmal gefassten Plan nicht ändern. Das ist nicht gut.« Man hörte eine Peitsche knallen.
    Â» Der verdammte Kerl!« McKenzie hatte mit seiner Dummheit den Verfolgern gerade ihren genauen Standort preisgegeben. » Los!« Boxer galoppierte zum hinteren Ende der Herde zurück. Die Tiere begannen, schneller zu laufen.
    Eine Staubwolke hing in der Luft, und Jaspersons Augen tränten, als er neben der Herde hergaloppierte. Kühe brüllten, Kälber irrten orientierungslos umher. Krachend erreichte die Herde das Unterholz am Fluss, wo sie sich schnaubend eng aneinanderdrängte. Jasperson zuckte zusammen angesichts der sich ausbreitenden Panik. Sein Pferd hielt Schritt mit den verängstigten Tieren. Ihm war klar, dass Kälber ertrinken würden, und dass sich einzelne Rinder sicher von der Herde lösen würden, um am Ufer entlangzurennen, statt den Fluss zu überqueren. Er sah eine Katastrophe kommen, die ihn ohne Weiteres an den Galgen bringen konnte. Aus den Augenwinkeln sah er etwas Aufblitzen, vielleicht ein Stück Metall im Mondlicht oder auch eine Lampe in der Ferne, er war sich nicht sicher. Ohne zu zögern, gab er seinem Pferd die Sporen und folgte den wild gewordenen Rindern durch die Bäume.

Hochsommer 1989
    Nord-Schottland
    Zum zweiten Mal in einer Woche marschierte Maggie zur Ruine. Die Wanderung belebte sie, und sie empfand einen Wagemut, den sie seit Jahren nicht verspürt hatte. Der Wind fuhr ihr durch die Haare, und der eisige Hauch der Nordsee brannte in ihren Augen, als sie um den Turm, der hoch über der Landschaft aufragte, zur Klippe ging. Weit unten lag die Bucht, und auf einer langen Brücke fuhren Autos. Sie drehte sich um und wandte sich ihrer Heimatgegend zu. Felder und Cottages, aus den Kaminen kräuselte sich der Rauch, und aus den Hügeln waren Torfstücke herausgeschnitten, als habe ein Riese hier und dort ein Stück genascht. Vorsichtig trat sie über die Steine an die Ruine heran. Früher einmal hätte sie die Röcke gerafft und wäre einfach darübergesprungen. Aber heute nicht mehr. Maggie holte tief Luft und pfiff vor sich hin, als sie die Stufen zur schmalen Eingangstür der Ruine hinaufstieg.
    Innen roch es dumpf und muffig nach Erde und unbenutzten Räumen. Es war dunkel. Durch einen kleinen Riss in der Wand drang ein Lichtstrahl, der auf den Stein gegenüber fiel. Maggie breitete die Arme aus, um jede Seite des alten Torbogens zu berühren. Es war ein ziemlicher Sprung nach unten, daran erinnerte sie sich, denn damals war sie aufgeregt und zu abgelenkt, um den Spalt zwischen Tageslicht und Dunkelheit zu bedenken. Ihre Hände glitten über die felsigen Mauern und suchten Halt. Vorsichtig ließ sie sich herunter, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Und dann auf einmal war sie wieder ein Mädchen, mit geschmeidigem Körper, leichten Füßen und großem Verlangen.
    Als Ronald aus Edinburgh zurückkam, trafen sie sich zum dritten Mal auf den ceilidhs

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