Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
Vom Netzwerk:
. Vor seiner Abreise hatten sie eine Reihe von Nachmittagen miteinander verbracht, und Maggie war erleichtert über Ronalds Rückkehr. Es wurde gemunkelt, er ginge gleichzeitig mit Catherine Jamieson, und Maggie bezweifelte, dass sie Ronald Gordon so verzaubern konnte wie die ältere Schönheit. Und doch trat er mit den anderen Dorfbewohnern in den weiß verputzten Saal, und sie ging auf ihn zu. Sie trafen sich in der Mitte, und er lächelte ihre Nervosität einfach weg. Ihre Begrüßungsworte gingen unter in einer Schar von Einheimischen, die sich sofort um ihn drängten. Ronald hatte erst kürzlich das Nordlicht gesehen, und alle lauschten fasziniert seinen Berichten. Er redete von violetten, blauen und roten Lichtsäulen, und seine Begeisterung weckte den Stolz derer, die mit diesem Naturphänomen aufgewachsen waren.
    Es gelang ihnen, einmal zu tanzen, und dann noch einmal. Seine Hände lagen warm auf ihr, und die Luft prickelte. Und die Worte, die er sagte: Busch und Kumpel, Viehzüchter und Stadtfrack, Rinder und Dingos. Eine ganze Welt tat sich vor Maggie auf. Sie schmiegte sich an ihn, und die bösen Blicke der Matronen von Tongue waren ihr egal. Hier war ein Mann, der zuhören konnte und der sie vor der Qual der letzten Monate und einer schwierigen Zukunft bewahren konnte. Der Tanz berauschte sie so, dass sie ihr neues Leben in Australien schon für Gewissheit hielt. Wer würde nicht davon träumen, diesen felsigen Ort zu verlassen mit seiner strengen Hierarchie im Ort und Einheimischen, die nie vergaßen, wo man herkam. Vor allem jetzt, wo sie ein paar schöne neue Laufschuhe besaß – aber zu welchem Preis.
    Also kicherte sic und träumte davon, dass man das Nordlicht von der Ruine aus sehen konnte. Ihre Beschreibung war so eindringlich, dass Ronald lachte. Die Ruine, flüsterte er ihr ins Ohr. So wurden damals die Probleme gelöst. Er nickte ihr zu, wie ein Mann einem Kind zunickt. Er unterhielt sich gerade mit einem der Männer. Maggie ließ ihn stehen und schlenderte durch den Saal. Sie zog ihre Strickjacke über ihr Sommerkleid und blickte zu den Sternen empor. Vor Aufregung schnürte es ihr die Luft ab. Sie konnte geduldig sein, obwohl ihre Mutter es bezweifelte und sie gelegentlich albern und zänkisch nannte. Sie lief um den Saal herum, stieß mit der Schuhspitze gegen Kieselsteine und Erde und wirbelte durch das Licht, das aus den hohen Fenstern drang.
    Langsam trat sie aus den Schatten. Der Tanz war zu Ende, und die Leute strömten aus dem Saal, manche gähnten, andere lachten und plauderten. Sie wollte nicht ungeduldig sein, aber sie trat doch zu den Männern, die im Schein der Saallampen standen. Ronald drehte ihr seinen breiten Rücken zu, und Maggie drängte sich durch die Menge, bis sie ihm direkt gegenüberstand. Endlich trafen sich ihre Blicke, und sie winkte ihm. Kurz blickte er sie an, nickte und wandte sich dann wieder dem Wirt zu, der gerade seine Angeltechnik demonstrierte. Für Maggie reichte es. Für sie war es die Erklärung von Ronalds Absicht.
    Wir treffen uns dort, flüsterte sie vor sich hin. Also verließ sie das Fest. Sie rannte im Mondschein die Hauptstraße entlang, und ihr Herz schlug vor Aufregung, während ihre Beine ganz von selbst den Weg zur Ruine einschlugen. Halb rennend, halb kletternd erreichte sie die Ruine. Es war besser, wenn sie getrennt dort ankamen, dachte sie. Ihr einsamer Lauf durch die Dunkelheit machte ihr nichts aus, und ihr wurde erst ein wenig unheimlich, als sie die dunklen Umrisse der Burg vor sich sah, die einst von Wikingern bewohnt worden war. Atemlos kletterte sie über die Steine vor dem Eingang. Dort kauerte sie sich an die Wand. Hier draußen würde Ronald sie schneller entdecken. Hoffentlich kam er bald, denn der düstere Abgrund der Klippen machte ihr Angst, und sie fror an den Beinen. Sie blickte auf den Pfad, der nach Tongue führte, und ihre Aufregung ließ nach, als die ersten Minuten vergangen waren. Schließlich tauchte er am Hügel auf.
    Maggie hockte sich auf die Steinkante. Es wühlte einen immer auf, wenn man an die Vergangenheit dachte, und man neigte dazu, die schlimmen Dinge zu vergessen und sich nur an die schönen zu erinnern. Hier in der Ruine hatte sie vor fast drei Jahrzehnten mit Ronald Gordon gelegen, und bis heute konnte sie die kalte Erde an ihren nackten Hinterbacken und seine nassen Küsse spüren und

Weitere Kostenlose Bücher