Im fernen Tal der Hoffnung
Vater.«
Hamish sackte auf dem Sattel zusammen. » Gut. Das ist bestimmt die Herde. Sind sie weit genug weg?«
Luke schätzte, dass sie etwa zwanzig Kilometer vom Fluss entfernt waren. » Ja. Mungo hat einen guten Job gemacht. Wir sind in Sicherheit.«
Sie ritten weiter, und Luke schöpfte neue Hoffnung, je näher sie dem Farmhaus kamen. Möglicherweise konnte Lee ja wirklich eine Medizin für den Vater brauen. Und dann waren sie da.
Sie brachten Hamish in sein Bett. Luke öffnete das Fenster.
Lee betastete Lukes Schulter.
» Lass, es ist nur eine Fleischwunde. Die Kugel ist glatt durchgegangen.«
» Warte, ich helfe dir, Luke«, bot Claire an, als Lee sich um Hamish kümmerte.
Luke stieà sie weg. » Nein. Es ist eine alte Narbe, Claire.« Er blickte sie eindringlich an. » Sie wird heilen. So geht das bei solchen Wunden mit der Zeit immer.«
Lee schnitt die blutige Hose auf, sodass Hamishs Oberschenkel wie ein gestrandeter weiÃer Wal auf dem Laken lag. Er begann, das Blut um die Wunde herum abzuwaschen. Der Gestank nach verfaulendem Fleisch war kaum zu ertragen.
» Was meinst du?« Luke beugte sich über ihn.
Lee murmelte etwas Unverständliches und wrang seinen Lappen aus. Das Wasser in der Schüssel wurde schmutzig rot. Hamishs gesamtes Bein war mit geronnenem Blut bedeckt, das immer weiter aus der Wunde sickerte. Lee zupfte zwei kleine Maden ab, die Hamishs Oberschenkel entlangkrabbelten.
» Himmel.« Luke wandte sich zum offenen Fenster und holte tief Luft.
SchlieÃlich fragte Lee: » Wie lange verwundet?«
» Irgendwann letzte Nacht.« Die Schatten wurden langsam länger. » Kannst du ihn retten, Lee?«
Gelber Eiter sickerte aus der Wunde. Lee berührte Hamishs Wange. Die Haut war trocken. » Er muss Wasser trinken.« Lee öffnete die Schlafzimmertür. » Setz ihn auf und gib ihm Wasser. Ich hole Kräuter.«
Im Flur wartete Angus. Luke winkte ihn herein, und Angus eilte zu seinem Vater. Claire ergriff Hamishs Hand, drückte sie und setzte sich dann schweigend in einen Stuhl ans Bett. Luke hielt seinem Vater ein Glas Wasser an die Lippen und schüttete ein wenig zwischen seine Lippen. Das Wasser tröpfelte ihm übers Kinn. » Wie soll ich ihm das verfluchte Wasser verabreichen, wenn er nicht aufwacht?«
Claire nahm einen sauberen Lappen und tunkte ihn ins Wasser. » Richte ihn ein wenig auf.« Sie hoben Hamish an und stopften ihm ein Kissen in den Rücken. Claire öffnete seinen Mund und drückte ihm Wasser auf die Zunge. » Das ist besser als nichts«, erklärte sie.
Lee kehrte mit einem grünen Wickel zurück, den er tief in die Wunde steckte und dann mit schmalen Verbandsstreifen umwickelte.
Angus streckte die Hand aus und legte sie auf Lees Schulter. » Kannst du meinen Vater retten?«
Lee schniefte. » Ich werde es versuchen.«
Mrs Stackland erschien mit dampfend heiÃem Wasser. Lee mischte verschiedene Kräuter hinein, die er aus der Tasche seines Umhangs holte. Mit seinem langen gelben Fingernagel rührte er das Gebräu um. Luke wandte sich ab. Er konnte den Gestank kaum ertragen.
» Ich kann nicht sagen, ob er es schafft«, gestand Lee und hielt Hamish das stinkende Gebräu unter die Nase. » Er hat viel Blut verloren, und das Fleisch ist schon schlecht. Wenn er vielleicht jünger wäreâ¦Â«
Hamish erwachte und hustete. Bevor es ihm gelang, etwas zu sagen, hatte Lee ihm die dampfende Mischung in den Mund gegossen.
» Sehr gut.« Lee grinste.
Hamish schob die Schale mit einer schwachen Handbewegung beiseite. » Schmeckt wie ScheiÃe«, knurrte er. » Bring mich nach drauÃen, Luke.«
» Nein, Hamish, du bist zu krank«, protestierte Claire.
» Luke?«
Luke und Lee schleppten Hamish hinaus auf die Veranda. Dort setzten sie ihn vorsichtig auf einen Stuhl und legten sein krankes Bein hoch. Hamish starrte auf den Abendstern, der über der Hecke aufgegangen war. Er dachte an die Sterne, die ihn vor so langer Zeit nach Australien geführt hatten und dann von den Goldfeldern nach Norden. » Setzt euch.« Er machte eine müde Geste. Luke, Angus und Claire setzten sich im Halbkreis um ihn herum. » Auch du, alter Freund.« Hamish streckte die Hand nach Lee aus. » Auch du. Du musst vergessen, was passiert ist, Luke«, stieà er zwischen zwei mühsamen Atemzügen hervor. » Kauf
Weitere Kostenlose Bücher