Im fernen Tal der Hoffnung
glücklich zu sehen«, sagte Sarah schlieÃlich. Sie wusste, dass ihre Worte doppeldeutig klangen.
Abrupt schob Anthony seinen Stuhl zurück und stand auf. » Ja. Wird es uns auch so gehen, Sarah? Zwei Jahre sind eine lange Verlobungszeit.«
Sarah schloss kurz die Augen. » Bist du nicht glücklich?«
» Das kannst du nicht vergleichen.«
» Genauso, wie du sagst, du willst als Team mit mir zusammenarbeiten und dann rennst du los und kaufst teure Sachen, ohne es mit mir zu besprechen. Es haben auch noch andere Leute mit der Leitung dieses Betriebs zu tun. Und falls du es vergessen haben solltest, wir arbeiten eigentlich nach einem Budget.«
» Das Hauptproblem liegt wohl eher darin, Sarah, dass mein Nachname nicht Gordon ist und du dafür sorgen willst, dass das auch so bleibt.«
Wie schaffte er es immer nur, ein Gespräch über seine Einstellung auf diese persönliche Schiene zu bringen?, fragte sich Sarah.
» Bei jedem Streit, den wir haben, geht es unweigerlich um Wangallon und dein Erbe. Du brauchst doch nichts zu beweisen, und ich versuche nicht, dich bei der Leitung des Betriebs auszustechen. Wie sollte ich auch? SchlieÃlich bist du die vierte Generation von Gordons. Ja, auch ich besitze genauso wie du dreiÃig Prozent an Wangallon, aber eins vergisst du: Ich bin schon seit acht Jahren hier. In dieser Zeit bist du nach Sydney gezogen, Fotografin geworden, hast dich in jemand anderen verliebt und dich mit ihm verlobt. In der Zwischenzeit haben dein GroÃvater und ich Wangallon geleitet. Und nachdem du dich monatelang im Büro vergraben hast, hast du jetzt offensichtlich beschlossen, dass ich zu viel Verantwortung übernommen habe, und du fühlst dich dadurch bedroht. Nun, ich weiÃ, was getan werden muss und wie wir es tun müssen. Also lass mich verdammt noch mal meine Arbeit machen.«
Er lieà sie mit den Resten des Abendessens einfach sitzen. Sarah blickte zum Bild ihres UrgroÃvaters und trank ihren Wein aus. In dieser Auseinandersetzung konnte keiner von ihnen beiden gewinnen. Wahrscheinlich hätte sie wissen müssen, dass es so kommen würde. Von Anthonys Standpunkt aus war er derjenige, der hart für seine dreiÃig Prozent gearbeitet hatte. Dass ihr GroÃvater auch ihr dreiÃig Prozent hinterlassen hatte, machte sie in seinen Augen nicht zu einer gleichberechtigten Partnerin, weil sie eben eine Gordon war. Sie war vielleicht nur die zweite Wahl, weil ihr Bruder zu früh gestorben war, aber sie war die rechtmäÃige Erbin.
Sarah räumte den Esstisch ab. Sie stellte die Teller auf die Küchenspüle und goss sich noch ein Glas Wein ein. Mit dem Glas in der Hand ging sie nach drauÃen und setzte sich auf die oberste Stufe. Die Luft war kühl und klar; der Himmel sternenübersät. Ein leises Rascheln kündigte an, dass Bullet angelaufen kam. Er blieb stehen und blickte über die Schulter zu Frettchen, dem einzigen Hund, den er anscheinend für angenehm genug hielt, um sein Nachtlager mit ihm zu teilen. Dann trottete er über die rissigen Betonplatten auf sie zu und legte den Kopf in ihren SchoÃ. Sarah streichelte ihn und untersuchte das getrocknete Blut an seiner Nase. Er wedelte mit dem Schwanz und blickte sie an. Er roch nach Kuhmist und Dreck. Sie strich ihm über den Rücken und lehnte sich gegen die Tür. Anthony musste doch einsehen, dass ihre Beziehung nur funktionieren konnte, wenn sie an der Leitung von Wangallon beteiligt war. Selbst das Wissen, dass ihr Vater ihr bei seinem Tod seine zehn Prozent hinterlassen würde, änderte nicht wirklich etwas. Sie mussten als Team leben, lieben und arbeiten. Einen anderen Weg gab es nicht, denn die Dinge waren nicht perfekt, und sie hatte das Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlief. Sarah gab es zwar nur ungern zu, aber Anthony hatte recht: Jim hatte durchaus das Recht, seinen Anteil von Wangallon in Anspruch zu nehmen. Allerdings wusste keiner, was er vorhatte.
Zwei Tage später saà Sarah wieder im Büro, um die Rechnungen der letzten Monate zu begleichen. Mittlerweile war sicher die Post gekommen, und Anthony konnte rasch zum Grenztor fahren und sie holen. Die letzten Tage waren schwierig gewesen, und ihre Gespräche beschränkten sich immer noch auf das Notwendigste. Wenigstens war der Zustand ihrer Mutter wieder stabil, auch wenn Sarah sich nicht im Klaren darüber war, ob das nun positiv oder negativ war. Es fiel ihr
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