Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
Vom Netzwerk:
Frühstück zubereitet wurde. Stimmen von Menschen gab es, und Töne von Elektrogeräten, stets untermalt vom rhythmischen Pochen vieler schlagender Herzen.
    Mein Magen krampfte sich zusammen, und winzige Dolchspitzen piekten mir in die Unterlippe. Fast geschafft, dachte ich erleichtert, als wir am Wintergarten vorbeikamen und auf die große Treppe zusteuerten. Jetzt musste ich meine Blutgier nur noch ein kleines Weilchen unterdrücken.
    »Leila, Gott sei Dank!«
    Die Stimme meiner Schwester ließ mich laut aufstöhnen. Gretchen kam die Treppe heruntergestürmt und machte einen ebenso erleichterten wie wütenden Eindruck.
    »Vlads Lakaien haben behauptet, du wärst so stark verletzt, dass wir dich nicht besuchen könnten, was offensichtlich eine Lüge war, weil du gut aussiehst …«
    Meiner Kehle entrang sich ein Laut, der sie mitten im Satz verstummen ließ. »Hast du mich gerade angeknurrt ?«, fragte sie ungläubig.
    Vlad warf mir einen Blick zu und packte mich bei den Armen. »Bleib zurück«, wies er Gretchen streng an.
    Zu spät. Schmerz durchfuhr mich und legte einen Schalter in meinem Gehirn um, der es mir unmöglich machte, in Gretchen meine geliebte kleine Schwester zu sehen. Alles, was ich sah, war ein Mittel gegen meinen Schmerz, eingebettet in ein leicht zu öffnendes Fleischpaket.
    Die nächsten Augenblicke waren ein einziges undurchsichtiges Handgemenge, gefolgt von Erleichterung, als endlich wieder dieser umwerfend delikate Nektar meine Kehle hinunterrann und dem Brennen, gegen das Feuer die reinste Labsal war, ein Ende bereitete. Als ich ihn bis auf den letzten Tropfen geschluckt hatte, wurde mir bewusst, dass da irgendwer immer wieder die gleiche panische Frage kreischte.
    »Was ist mit ihr, was ist mit ihr, WAS IST MIT IHR ?!«
    »Nichts.«
    Vlads Stimme. Als ich sie hörte, verflüchtigte sich der Wahn, der mich so fest im Griff gehabt hatte. Hilfreich war auch die von ihm ausgehende Ruhe, die durch die zerbrochenen Schichten meiner Emotionen sickerte. Er stand hinter mir, seine Arme unlösbare Fesseln, die mich davon abhielten, über Gretchen oder sonst jemanden herzufallen. Erleichtert sank ich an seine Brust, während mein Sehvermögen allmählich zurückkehrte.
    Gretchen stand wie erstarrt auf der untersten Treppenstufe, die Augen weit aufgerissen und mit einem so sorgenvollen Ausdruck im Gesicht, dass ich befürchtete, sie würde jeden Augenblick ohnmächtig werden.
    »Alles okay«, sagte ich. Meine Stimme klang heiser, aber wenigstens nicht mehr wie das animalische Knurren, das zuvor aus meiner Kehle gekommen war.
    »Alles okay?«, wiederholte sie. »Wie kann irgendwas okay sein, wo du gerade noch versucht hast, mich umzubringen ?«
    Darauf hatte ich keine Antwort. Gretchen setzte sich so abrupt hin, als hätte jemand sie gestoßen, und vergrub den Kopf in den Händen.
    »Hab schon kapiert. Er musste dich verwandeln, weil es keine Heilung mehr für dich gab. Deshalb durften wir auch nicht zu dir.«
    Eben noch hatte sie laut geschrien, aber jetzt flüsterte sie beinahe. Ein Schmerz ganz anderer Art schnürte mir die Eingeweide zusammen. Ich hatte keine Chance gehabt, ihr zu sagen, dass ich die Verwandlung sowieso irgendwann auf mich genommen hätte. Jetzt hatte sie es herausgefunden, weil ich versucht hatte, sie auszusaugen.
    »Ich verstehe ja, wenn … wenn du damit nicht klarkommst«, begann ich.
    Sie riss den Kopf hoch und funkelte mich aus blauen Augen an.
    »Du kapierst es nicht. Du hast mich gerettet, aber ich konnte dich nicht retten.« Ihre Stimme brach, und Tränen quollen ihr aus den Augen. »Es tut mir so leid.«
    Auch mein Blick war tränenverschleiert. Sie hatte so viel auszuhalten gehabt; den Tod unserer Mutter, meine erschreckenden Fähigkeiten, meinen Selbstmordversuch und meinen Weggang, als ich geglaubt hatte, es wäre für alle das Beste, wenn ich die Verbindung zu meiner Familie abbrach. Natürlich hatte Gretchen auch ihre Fehler, aber ich hätte wissen müssen, dass sie auch meine Verwandlung noch verkraften würde.
    »Das muss es nicht. Hättest du mich nicht von dem Auto weggezerrt, bevor es in die Luft geflogen ist, wäre ich wirklich draufgegangen.«
    Vlad ließ mich los. »Du hast Leila aus dem Auto gezogen?«
    Gretchen erstarrte, als sie seinen schroffen Tonfall hörte. »Nachdem sie meinen Gurt aufgesprengt hatte, ja. Sie war in schlechter Verfassung, und ich hatte Angst, wenn ich sie bewege, mache ich es noch schlimmer, aber der Wagen war kurz davor zu

Weitere Kostenlose Bücher