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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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wenden.
    Stirnrunzelnd hielt sie inne. »Sollten die Leute sich nicht besser bei mir im Findelhaus melden?«
    »Nein.« In diesem Punkt war er unerbittlich, drückte seine Ablehnung aber in einem Tonfall aus, der klarmachte, dass es obligatorisch war, sämtliche Kontakte der Polizei zu überlassen.
    Auch Stokes würde diese Lösung vorziehen, obwohl sich selten jemand daran hielt. Ungeachtet dessen mochte er sich nicht in die Vorstellung vertiefen, dass ein Haufen Leute aus dem East End bei Penelope Schlange stand und ihr erzählte, was sie erfahren hatten.
    Glücklicherweise akzeptierte sie seine Erläuterung mit einem Schulterzucken und schrieb pflichtbewusst nieder, was er ihr diktiert hatte.
    Sie schlug in ihren Aufzeichnungen nach, trug die Namen der fünf Jungen ein, klingelte dann nach Miss Marsh und bat sie, Mrs. Keggs zu holen. »Keggs war dabei, als ich die Besuche gemacht habe«, erklärte sie, nachdem Miss Marsh verschwunden war, »es mag sein, dass sie sich an andere charakteristische Merkmale bei den Jungen erinnert.«
    Mrs. Keggs tauchte auf. Barnaby stellte ihr einen Stuhl hin, zog sich ans Fenster zurück und überließ es ihr und Penelope, die Beschreibungen zu verfassen.
    Die Hände in den Taschen blickte er hinaus, beobachtete die Kinder, die im Hof spielten, und amüsierte sich über deren Albernheiten.
    Wieder einmal durchflutete ihn die Anerkennung, wie viel das Findelhaus mit seiner Arbeit erreichte; nicht nur in sozialer Hinsicht, sondern auch insofern es das persönliche Leben der einzelnen Jungen und Mädchen betraf, die sich mit unbändiger Freude im Hof vergnügten. Und wie groß der Anteil an diesem Vergnügen war, der unmittelbar durch Penelope und ihren unbezähmbaren Willen hervorgerufen, geformt und lebendig gehalten wurde.
    Ihre Unabhängigkeit und ihr starker Wille waren förmlich mit Händen zu greifen. Nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, nicht ohne reifliche Überlegung zu verfälschen, geschweige denn grundlos aus dem Weg zu räumen.
    Das könnte - und würde - anhaltende, unausrottbare Schwierigkeiten für jeden Gentleman bedeuten, der sie heiratete. Nicht unüberwindbar; aber doch eine Angelegenheit, die sorgfältig gehandhabt werden wollte. Die Früchte ihrer Unabhängigkeit, ihres unbeugsamen Willens waren viel zu kostbar, als dass ein Mann es wagen konnte, sie zu ignorieren oder zu verschleudern.
    Diese Erkenntnis geisterte ihm durch den Kopf und nistete sich irgendwo ein.
    Hinter ihm scharrten die Füße. Barnaby drehte sich um und sah gerade noch, wie Mrs. Keggs das Zimmer verließ.
    Penelope trocknete die Tinte auf dem Papier. »Hier haben Sie es.« Sie überflog den Text ein letztes Mal und reichte ihm den Steckbrief. »Fünf Namen samt Beschreibungen und die Ankündigung einer Belohnung.«
    Rasch las er, was sie geschrieben hatte. »Ausgezeichnet.« Er schaute auf, hielt ihren Blick fest. »Ich werde es über Nacht drucken lassen. Und ich dachte, mich bei Griselda zu erkundigen, wie wir es am besten im East End verteilen können.«
    »In der Tat. Ich bin mir sicher, dass sie einen Vorschlag machen kann.« Penelope zögerte, entschied dann aber, dass es zu den Ermittlungen gehörte, und fuhr fort: »Ich werde Sie begleiten, wenn Sie den gedruckten Steckbrief abholen. Ich möchte sehen, wie man in einer Druckerei arbeitet. Außerdem können wir die Blätter dann direkt zu Griselda bringen.«
    Das Lächeln war zurück, spielte wieder um seine Lippen, aber nicht so offenkundig und auch nicht so, dass sie die Stirn runzeln musste. Er neigte den Kopf. »Wie Sie wünschen.«
    Barnaby faltete das Blatt zusammen und stopfte es in seine Tasche. »Ich werde Sie jetzt wieder Ihrer Arbeit überlassen.«
    Mit einer ebenso angedeuteten wie würdevollen Verbeugung drehte er sich um und ging zur Tür.
    Sie roch den Braten. Durchbohrte seinen Rücken förmlich mit dem Blick - verbarg er etwas? Führte er etwas im Schilde? Ohne sie?
    »Falls Sie heute Abend irgendwelche Neuigkeiten haben«, rief sie ihm nach, als er im Türbogen angekommen war, »ich bin auf Lady Griswalds Ball. Dort können Sie mich finden!«
    Penelope hob die Feder und musterte ihn eindringlich, als er in der Tür zurückblickte. Ihre Ankündigung hatte nüchtern und sachlich geklungen; trotzdem war es, als würde ein schreckliches Vergnügen in seinen blauen Augen tanzen.
    Schlagartig wurde es ihr bewusst. Barnaby hatte sie nicht gefragt, wo sie sich an diesem Abend aufhalten würde - denn wenn er es getan

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