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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Findelhauses engagiert hatte.

3
    »Auf Geheiß von Dicks Vater haben Mrs. Keggs und ich ihm vor zwei Wochen einen Besuch abgestattet.« Durch das Fenster der Droschke betrachtete Penelope die vorbeifliegenden Straßenzüge. Draußen vor dem Findelhaus hatten sie die Droschke angehalten, der Kutscher hatte sie zufrieden aufgenommen, und nun ratterten sie zügig in Richtung Osten.
    Die Geschwindigkeit verlangsamte sich, nachdem sie in das enge, überfüllte Gängeviertel eingebogen waren, das man in London das »East End« nannte. Es handelte sich um eine Ansammlung baufälliger Häuser, die auf Tuchfühlung errichtet worden waren, Mietskasernen, Läden und Lagerhäuser, die ursprünglich in den Dörfern draußen vor der alten Stadtmauer entstanden waren. Mit den Jahrhunderten hatten sich die provisorischen Gebäude zu einem ärmlichen, düsteren, unangenehm feuchten Mischmasch zerbrechlicher Wohnstätten entwickelt.
    Clarkenwell, die Gegend, in die sie jetzt fuhren, war nicht ganz so schlimm, nicht ganz so überfüllt und bedrohlich wie andere Teile des East Ends.
    »Er ... Dicks Vater, Mr. Monger ... litt an Auszehrung.« Sie schwankte, als die Droschke in die Farrington Road bog. »Es war klar, dass er sich nicht erholen würde. Der ansässige Arzt, ein gewisser Mr. Snipe, war auch dort. Er war es auch, der uns über Mr. Mongers Tod benachrichtigt hat.«
    Adairs Miene verdüsterte sich immer mehr, seit sie in die ärmlicheren Straßen eingebogen waren. »Gestern Vormittag haben Sie Snipes Nachricht erhalten?«
    »Nein. Schon am Abend zuvor. Monger ist gegen sieben Uhr gestorben.«
    »Sie sind nicht im Findelhaus gewesen.«
    »Nein.«
    Er drehte sich zu ihr und schaute sie an. »Aber wenn es anders gewesen wäre ...«
    Schulterzuckend wandte sie den Blick ab. »Abends bin ich niemals dort.«
    Nachdem vier Jungen entführt worden waren, hatte sie inzwischen Anweisung gegeben, dass die Nachricht vom Tod eines Vormunds ihr unverzüglich gemeldet werden solle, wo auch immer sie sich gerade aufhielt. Wenn es das nächste Mal ein Waisenkind abzuholen galt, würde sie sich die Kutsche ihres Bruders leihen, dazu seinen Kutscher und einen Burschen, und würde ins East End eintauchen, ganz gleich, wie spät es schon war ... aber sie sah keinen Grund, ihre derzeitige Begleitung in ihren Entschluss einzuweihen.
    Sie wusste, dass Adair mit ihrem Bruder Luc, der sie immer beschützt hatte, mindestens bekannt war, und es fiel ihr nicht schwer zu erraten, was ihm wohl durch den Kopf ging - dass Luc es unmöglich gutheißen konnte, wenn sie ihren Fuß in solche Gegenden setzte, noch dazu mehr oder weniger allein und am späten Abend.
    Damit hatte Barnaby vollkommen recht. Luc ahnte nur entfernt, welche Pflichten ihr als Hausverwalterin auferlegt waren. Und sie zog es vor, ihn nicht aus seiner Ahnungslosigkeit aufzustören.
    Bei einem Blick aus dem Fenster stellte sie erleichtert fest, dass sie ihr Ziel beinahe erreicht hatten. »In diesem Fall haben drei Nachbarn den Mann, der Dick am Tag nach Mongers Tod abgeholt hat, gesehen und mit ihm gesprochen. Ihre Beschreibung des Mannes passt auf die Beschreibung, die die Nachbarn in den vorangegangenen drei Fällen gegeben hatten.«
    Die Kutsche fuhr so langsam, dass sie beinahe stehen geblieben war, und bog dann schwerfällig in eine Gasse ein, die fast zu eng für den Wagen war.
    »Endlich sind wir da.« Sie drängte nach vorn, kaum dass das Gefährt angehalten hatte. Aber Adair war schneller, schnappte nach dem Griff der Kutschentür, zwang sie zurückzuweichen, bis er geöffnet hatte.
    Beim Aussteigen blockierte er den Ausstieg, während er sich umschaute.
    Sie biss sich auf die Zunge und unterdrückte den Impuls, ihm heftig zwischen die Schulterblätter zu stoßen. Sehr schöne Schultern, gekleidet in einen modischen Übermantel, aber trotzdem waren sie ihr im Weg ... sie musste sich darauf beschränken, sie anzustarren.
    Irgendwann rührte er sich, so langsam und bedächtig, als wäre er sich gar nicht bewusst, was er tat. Trat zur Seite und bot ihr die Hand. Sie vergaß nicht ihre Manieren, riss sich zusammen und überließ ihm ihre Finger. Nein, die Wirkung seiner Berührung, das verstörende Gefühl seiner langen, starken Finger, die sich besitzergreifend um ihre schlossen, hatte sich nicht verflüchtigt. Bissig mahnte sie sich, dass er nur auf ihre Bitte hin erschienen war, auch wenn er viel zu viel Platz in ihrem Leben beanspruchte und ihren Geist verwirrte, ließ es zu, dass er

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