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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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überhaupt etwas gab, was Stokes an seinem wachsenden Erfolg und Ansehen nicht schätzte, dann die Pflicht, die unvermeidlichen Berichte verfassen zu müssen.
    Der Mann spürte, dass er nicht allein war, schaute auf und lächelte erfreut, als er seinen Freund entdeckte. Er legte den Stift ab, schob den Stapel Papiere beiseite und lehnte sich zurück. »Sieh an, was führt dich hierher?«
    Stokes klang überaus erwartungsvoll.
    Lachend betrat Barnaby das Büro, das zum Glück nicht winzig war, sondern groß genug, um im Notfall vier Leute aufzunehmen. Vor dem Fenster war der Schreibtisch so aufgebaut, dass der Stuhl zur Tür schaute. An der Wand stand ein Schrank, gefüllt mit Ak-ten. Barnaby öffnete die Knöpfe seines eleganten Übermantels und ließ sich auf einen der beiden Stühle vor dem Tisch sinken.
    Er fing den Blick aus Stokes’ schiefergrauen Augen auf. Der Inspektor erinnerte in Größe und Statur an Barnaby, war dunkelhaarig, besaß eher düstere Gesichtszüge und fiel dadurch auf, dass er nirgendwo recht heimisch zu sein schien. Sein Vater war Kaufmann gewesen, kein Gentleman; aber dank seines Großvaters mütterlicherseits hatte Stokes eine gute Ausbildung genossen.
    Aus diesem Grund hatte der Mann ein besseres Gespür für die Salons und deshalb mehr Glück im Umgang mit der gehobenen Gesellschaft als irgendein anderer Inspektor in Sir Robert Peels Polizeitruppe.
    Barnaby war der Meinung, dass die Truppe sich glücklich schätzen konnte, Stokes in ihren Reihen zu wissen. Selbst wenn man von all diesen Vorteilen absah, war er klug und konnte seinen Verstand benutzen - was nicht zuletzt zu ihrer engen Freundschaft geführt hatte.
    Und das war umgekehrt der Grund dafür, dass Stokes ihn mit solch unverhohlenem Eifer betrachtete; insgeheim hoffte er, dass Barnaby ihn vor seinen Berichten retten würde.
    Barnaby grinste. »Ich habe einen ungewöhnlichen Fall an der Hand, der dein Interesse finden könnte.«
    »Das dürfte dir im Moment nicht schwerfallen.« Stokes’ Stimme klang tief, beinahe heiser, ganz im Unterschied zum wohlmodellierten Tonfall seines Freundes. »All unsere Bösewichte haben sich in diesem Jahr früher in die Ferien verabschiedet. Oder sie haben sich aufs Land zurückgezogen, weil wir ihnen den Boden hier zu heiß gemacht haben. Wie auch immer, ich bin ganz Ohr.«
    »Im vorliegenden Fall ... die Leitung des Findelhauses in Bloomsbury hat mich gebeten, im Fall des Verschwindens von vier Jungen zu ermitteln.«
    Sorgfältig erläuterte Barnaby, was er von Penelope erfahren und beim Besuch des Hauses sowie dem Ausflug nach Clarkenwell beobachtet hatte. Während er sprach, nahmen seine Stimme und sein Ausdruck eine Ernsthaftigkeit an, die er vor Penelope verborgen hatte.
    Als er seine Geschichte endlich zu Ende erzählt hatte, blickte er Stokes nicht nur grimmig an, sondern fühlte sich auch so: »Am auffälligsten ist die Tatsache, dass es immer derselbe Mann war, der die Jungen entführt hat«, schloss er.
    Stokes’ Gesichtszüge hatten sich verhärtet. »Willst du meine Meinung hören?«
    Barnaby nickte.
    »Mir gefällt die Geschichte genauso wenig wie dir.«
    Stokes lehnte sich auf dem Stuhl zurück und pochte mit der Fingerspitze auf den Tisch. »Lass uns nachdenken ... was kann jemand mit vier, das heißt, mit mindestens vier sieben- bis zehnjährigen Jungen aus dem East End anfangen?« Ohne Pause gab Stokes selbst die Antwort. »Hurenhaus. Schiffsjunge. Kaminfeger. Einbrecher. Nur um das zu nennen, was auf der Hand liegt.«
    Barnaby zog eine Grimasse, verschränkte die Hände über seiner Weste und richtete den Blick zur Decke. »Mit dem Hurenhaus bin ich mir nicht so sicher, dem Himmel sei Dank. Bestimmt beschränken sie sich nicht auf das East End, wenn sie solche Opfer suchen.«
    »Aber wir können nicht wissen, wie weit sich die Sache schon ausgedehnt hat. Es könnte sein, dass wir nur deshalb von den Fällen im East End gehört haben, weil die Leiterin des Findelhauses dich aufgesucht hat ... und das Haus meistens mit dem East End zu tun hat.«
    »Stimmt.« Barnaby senkte den Blick. »Nun, was hältst du von der Geschichte?«
    Stokes’ Blick verlor sich in der Ferne. Barnaby ließ es zu, dass sich das Schweigen zwischen ihnen dehnte, denn er konnte sich ohne Mühe vorstellen, womit sein Freund sich beschäftigte.
    Irgendwann spielte ein Lächeln um Stokes’ dünne Lippen, und er sah aus wie ein Raubtier auf Beutezug, als er Barnaby musterte. »Du weißt ja, dass wir

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