Im Feuer der Nacht
Politik?«
»Nicht sofern es mit der Polizei zu tun hat. Wie auch immer, die beiden anderen befinden sich zusammen mit ihren Ehefrauen, meiner Schwester und deren Ehemann bereits auf Cothelstone.«
Penelope ließ es sich durch den Kopf gehen, während sie sich kurz mit Mrs. Worley unterhielten. Als sie weitergingen, bemerkte sie leise: »Deine Mutter erwartet dich bestimmt zu Hause. Wirst du nicht bald die Stadt verlassen?«
Barnaby nickte Lady Wishdale zu, lächelte höflich. »Kommt darauf an.«
»Auf unsere Ermittlungen?«
Er fing ihren Blick auf. »Teilweise.« Zögernd fügte er hinzu: »Auf die Ermittlungen. Und darauf, wann du dich trennst.«
Ihre Blicke verschränkten sich, bis Penelope gezwungen war, nach vorn zu schauen, als Lady Parkdale auf sie zustürmte.
»Meine Lieben!«, rief Ihre Ladyschaft aus. »Oh, wie wundervoll, dass ich Sie beide gleichzeitig antreffe!«
Lady Parkdale gierte förmlich nach Klatsch und Tratsch, aber sie spendete ebenfalls großzügig für das Findelhaus. Gnädig ertrug Penelope die dramatischen Auftritte und die verschmitzten Blicke.
»Immerhin verkneift sie sich jegliche Boshaftigkeit«, murmelte Barnaby, nachdem sie sich von der überschäumend plaudernden Lady verabschiedet hatten.
Barnaby steuerte mit ihr durch die Gruppen, stand an ihrer Seite und beantwortete die Fragen der Männer über Sir Robert Peels Polizeitruppe und deren Arbeitsweise. Sämtliche Gäste waren ihm bekannt, die Ladys ebenso wie die Gentlemen. Obwohl der Abend als geselliges Beisammensein deklariert war, war er im Kern doch eine ausgesprochen ernste Angelegenheit.
Um die Wahrheit zu sagen, solche Unterhaltungen waren weit mehr nach seinem Geschmack als bloße Vergnügungen, und während er Penelope von einer Gruppe zur anderen begleitete, beschlich ihn das Gefühl, dass sie sich darin - wie in vielen anderen Dingen auch - sehr ähnlich waren.
Beide verstanden sich darauf, sich in Gesellschaft zu bewegen, und besaßen mehr als genügend Geist, sich in den anspruchsvollsten Kreisen zu behaupten. Und beide zogen es vor, ihren Scharfsinn in gepflegten Unterhaltungen zu erproben. Sie genossen den herausfordernden Schlagabtausch, der in diesen Kreisen und in dieser Gesellschaft als Norm akzeptiert war.
Barnaby nutzte die Minuten zwischen zwei Gesprächen, um ihr über seinen Tag zu berichten und sie über Stokes’ Entscheidung zu informieren, die Erlaubnis einzuholen, mehr Schutzpolizisten nach Mayfair schicken zu dürfen. »Unglücklicherweise macht Stokes sich keine großen Hoffnungen. Und leider lässt es sich auch nicht in ein paar Tagen erledigen, Erkundigungen über die finanzielle Lage der Gentlemen einzuziehen.«
Sie runzelte die Stirn. »Aber da gibt es doch diesen Mann, den die Cynsters und mein Bruder immer einschalten, wenn sie finanzielle Investitionen planen.«
»Montague. Ich habe ihn heute Nachmittag getroffen. Er ist bereit, die Gentlemen auf unserer Liste genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber bis wir das Terrain eingegrenzt haben, ist es nicht machbar, mit den Ermittlungen noch weiter zu gehen.«
»Hm.« Er nannte ihr die Namen auf der Liste. Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss gestehen, dass ich keinem dieser Männer jemals begegnet bin. Aber unsere Wege werden sich auch nur selten kreuzen, wenn die Gentlemen es sich zur Gewohnheit gemacht haben, sich die freie Zeit in Spielhöllen zu vertreiben.«
Barnaby stellte sich insgeheim vor, wie sie sich in einer Spielhölle herumtrieb.
Als sie sich zum Dinner begaben, schenkte er seiner Gastgeberin ein Lächeln, als er bemerkte, dass für Penelope und ihn zwei benachbarte Plätze reserviert worden waren. Sie saßen Seite an Seite, plauderten angeregt und witzig mit den anderen Gästen. Einmal passierte es, dass er Lady Calvertons Blick auffing. Penelopes Mutter lächelte anerkennend und hob das Glas zu einem unauffälligen Toast.
Barnaby senkte den Kopf und hob sein eigenes Glas. Er gab vor, einen Schluck zu trinken, warf Penelope einen Blick zu - und fragte sich, ob sie genau wie er bemerkte, wie gut sie eigentlich zusammenpassten.
Viel zu schnell erhoben sich die Ladys, überließen die Gentlemen ihrem Port und den Debatten über den Zustand der Nation -über die Anträge, die es während der Herbstsitzungen nicht durch das Parlament geschafft hatten, und über die Erwartungen an die kommende Legislaturperiode.
Penelope nutzte die Gelegenheit der abwesenden Gentlemen, um mit all den Ladys zu sprechen, mit denen sie als
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