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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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damit wir den Tod und die Umstände offiziell melden können. Dann kann er entscheiden, in welcher Form das Begräbnis stattfinden soll.«
    Jessie saß am Ende des Tisches, zu betäubt, um zu sprechen, entsetzt, dass man ihr die Schuld an dieser Tragödie gab. Allmählich gelangte sie zu der Überzeugung, dass es stimmte. Hatte sie den Tod der armen Frau verursacht? Würde sie sich das je verzeihen?
    Von tiefer Reue erfüllt rannte sie in ihr Schlafzimmer, warf sich aufs Bett und weinte bitterlich.
    Sie zogen sich ins Küchenhaus zurück, wo Tom Lok in der großen Emaillekanne frischen Tee aufbrühte und Zwieback an die Männer ausgab. Noch nie hatte er die Arbeiter so niedergeschlagen erlebt.
    »Die alte Polly war eine gute Frau«, klagte einer.
    »Hatte ein schweres Leben.« »Der Major sagte immer, sie sei eine gute Köchin…« »Das war sie, bei Gott, das war sie. Was wird er sagen, wenn er nach Hause kommt und feststellt, dass sie tot ist?« »Warum sollte ihn das interessieren?«, donnerte Albert. »Er hat doch die Verlobte, die jetzt für ihn kocht und ihm zudem sein Bett wärmt. Er hat die Pinnocks die Dreckarbeit machen lassen, während er Soldat spielt. Dabei weiß dieser Schweinehund nicht mal, wo beim Gewehr die
    Mündung ist.«
    Die Stimmen wurden zunehmend wütender und kampfeslustiger. Die Sonne kam hervor, doch niemand dachte ans Arbeiten.
    »Ich schätze, wir sollten eine Totenwache für sie halten«, schlug Albert vor. »Eine gute irische Totenwache.« »Seid vorsichtig«, warnte Old Bart. »Pinnock wird uns melden.« »Ich brauche nicht vorsichtig zu sein. Ich werde ja auch entlassen. Fragt Tom Lok, er hat es gehört.«
    Tom nickte so enthusiastisch, dass er sein besticktes Käppchen verlor, doch diesmal lachte niemand. Sie unternahmen nicht einmal den Versuch, es wegzuschleudern.
    »Wir werden uns anständig von Polly verabschieden«, versprach Albert. »Sie hatte Alkohol in der Vorratskammer. Holen wir ihn.« »Was ist mit Mr. Pinnock?« »Er kann uns nichts anhaben, solange wir zusammenhalten. Ich wette, sie schicken uns alle zurück, und wie es aussieht, lande ich auf einem Boot nach Norfolk Island. Da kann ich ebenso gut noch einen draufmachen.«
    Albert marschierte hinaus und hob einen Hammer auf, mit dem er gewichtig auf die Fensterbank schlug.
    »Hiermit befehle ich, dass alle an Pollys Totenwache teilnehmen, sonst erleiden sie eine Strafe von fünfzig Hieben!«
    Er sah so wild aus, dass niemand sagen konnte, ob er es ernst meinte, doch die Herausforderung war ausgesprochen und der Alkohol viel zu verlockend.
    Sie marschierten zur Küche und drängten sich vor der
    Tür, während Albert in der Vorratskammer verschwand.
     
    Kurz darauf erschien er mit einer Kiste Rotwein.
    »Da drinnen ist noch mehr«, rief er triumphierend und verteilte den Wein. »Es gibt auch Whisky und eine weitere Kiste Wein.«
    Er eilte wieder hinein, doch da ging die Haustür auf, und
    Miss Pinnock blickte sie an.
    »Was machst du da, Albert?« »Wir halten Totenwache für Polly«, sagte er kampflustig. »Und Sie sind nicht eingeladen.« »Ihr stehlt aus der Vorratskammer«, sagte sie. Er lachte. »Wie schlimm!« »Stell den Wein bitte zurück. Er gehört dem Major.« »Er gehört dem Major«, äffte er sie nach. »Jetzt nicht mehr. Sie haben Polly so sicher getötet, als hatten Sie selbst Hand an sie gelegt. Sie und Ihr Bruder.« »Das haben wir nicht«, entgegnete sie ruhig. »Aber es tut mir furchtbar Leid…«
    Albert war mit seiner Geduld am Ende. »Das hilft ihr nicht mehr. Gehen Sie rein, sonst setzt es eine Tracht Prügel.«
    Sie wollte weiterreden, als einer der Umstehenden plötzlich rief:
    »Sie haben ihn gehört! Gehen Sie rein, Miss, wenn Sie wissen, was gut für Sie ist!«
    Dröhnendes Gelächter begleitete ihren Rückzug, und die Vorratskammer wurde ohne weitere Störungen geplündert. Die Männer zogen im Triumph zum Küchenhaus, wo die Totenwache begann. Die Flaschen wurden entkorkt und weitergereicht, zuerst der Rotwein, dann der Weißwein, dann der Schnaps, und man brachte ein Hurra auf Polly aus.
     
    »Das war dumm, verdammt dumm«, sagte Adrian, als Jessie zurückkam. Er hatte gerade versucht, das Haus von vorn zu verbarrikadieren, als er die Stimmen aus der Küche hörte. »Dir hätte Gott weiß was zustoßen können. Tu das nie wieder.« »Ich wollte sie nur vom Alkohol fern halten. Es wäre furchtbar, wenn sie sich auch noch betrinken würden.« »Wir können nichts daran ändern. Sollen sie

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