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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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ungerührt weiter, erkundigte sich an der Rezeption nach der Zimmernummer und eilte nach oben.
    Er klopfte, doch es dauerte eine Weile, bis Jessie mit einem schwachen »Wer ist da?« antwortete. Kit musste seinen Namen wiederholen, bis sie endlich öffnete.
    Von seinen Gefühlen überwältigt, nahm er sie in die Arme und bemerkte nur beiläufig, wie ungepflegt sie aussah. Ihr langes, dunkles Haar war ungekämmt, das Kleid zerknittert, und er schämte sich, dass er so unangemeldet aufgetaucht war, dass das arme Mädchen sich gar nicht hatte zurechtmachen können.
    Kit trat die Tür zu und küsste Jessie leidenschaftlich,
    sagte ihr, wie sehr er sie vermisst habe, doch dann merkte er, dass sie den Kopf wegdrehte und sich sanft von ihm lösen wollte.
    »Tut mir Leid, Liebste«, sagte er. »Ich hätte dich nicht überfallen sollen, aber du hast mir so gefehlt. Das wollte ich dir als Erstes sagen, ich habe dauernd an dich gedacht.« »Aber du warst verletzt«, sagte sie. »Ich hatte Angst, als ich von der Speerwunde hörte…« »Du weißt doch, dass Unkraut nicht vergeht, oder?«, meinte er grinsend und setzte sich aufs Bett. Dann ergriff er Jessies Hände und schaute zu ihr auf. »Stell dir vor, wie erschrocken ich war, als ich von dem Aufruhr auf der Farm erfuhr! Ich hätte dich niemals dort allein lassen dürfen.« »Mir ist nichts passiert«, sagte sie traurig und setzte sich züchtig in den Lehnstuhl am Fenster, als warteten sie auf den Nachmittagstee. Kit beschwerte sich nicht, er war froh, sie gesund und sicher wiederzusehen. Sie wirkte blass, doch ihr Gesicht inmitten der widerspenstigen Locken war reizender denn je, beinahe ätherisch, dachte er, ganz anders als ihr übliches strahlendes, munteres Selbst.
    »Wir sind weggeritten«, sagte sie. »Wir konnten einfach nichts tun.« »Natürlich nicht. Ihr hättet schon beim ersten Anzeichen von Unruhe nach Baker’s Crossing reiten sollen.« »Es war schon zu spät. Alles ging so schnell. Seltsam, du wurdest von wilden Schwarzen angegriffen und wir von wilden Weißen.
    Wirklich seltsam.«
    Kit blickte sie besorgt an. Ihre Worte klangen eigenartig,
    und er hielt es für ratsam, das Thema zu wechseln.
    »Ich bin froh, dass du hergekommen bist, Jessie, das war vernünftig. Gefällt dir das Zimmer?« »Es geht so, ist auch egal. Hat man Polly begraben?« »Ja. Ich werde einen schönen Grabstein für sie aufstellen. Warum setzt du dich nicht zu mir?«, fragte er und klopfte aufs Bett.
    »Dann schmusen wir ein bisschen.« »Nein«, sagte sie fest. »Wir müssen reden. Über die Farm.« »Mach dir keine Sorgen wegen der Farm, Jessie. Du bist in Sicherheit, das ist das einzig Wichtige.« »Adrian ist durcheinander.«
    Kit nickte, sagte aber nichts. Er wollte ihren törichten
    Bruder nicht kritisieren.
    »Du offenbar auch, Liebes. Wir bringen es schon wieder in Ordnung.« »Aber es war nicht Adrians Schuld.«
    Von wegen, dachte er. Für Aufstände gab es immer eine Ursache. Adrian hätte merken müssen, dass sich etwas zusammenbraute, und etwas dagegen unternehmen… die Leute beruhigen, Nachbarn oder Polizei als Unterstützung herbeirufen.
    »Denk jetzt nicht daran«, seufzte er.
    »Ich muss aber. Hat man dir gesagt, weshalb Polly sich erhängt hat?« »Wir kennen den Grund nicht, Jessie. Es ist sehr traurig, wenn jemand auf diese Weise stirbt, aber es ist nun einmal geschehen. Es hat keinen Sinn, darüber nachzugrübeln.« »Aber wir kennen doch den Grund. Wir wissen sehrgenau, weshalb sie in die Scheune gegangen ist und das… getan hat. Und wir sollten darüber nachdenken. Ich jedenfalls.« »Komm, Jessie, lass –« »Lass mich bitte ausreden, Kit. Polly hatte absolut Recht. Sie versorgte uns gut, und ich habe gesagt… ich wollte dir doch nur helfen. Ich kann ein bisschen kochen, einfache Gerichte, ich hätte mir auch ein Kochbuch gekauft oder von meiner Mutter geliehen. Egal, ich hätte es gelernt. Verstehst du, was ich meine? Und die Hausarbeit ist auch nicht so schwer…«
    Während sie über Hausarbeit und Wäsche faselte, spürte er ein nervöses Kribbeln im Nacken und betete, er möge sich in dem Ende dieser Geschichte irren, denn nun wuchs der Zorn in ihm.
    So dumm konnte sie doch nicht gewesen sein.
    »…und ich wollte dir helfen, indem ich spare, verstehst du? Es hätte Geld gespart, ich wollte nicht untätig dasitzen, ich wollte dir zeigen, dass ich ebenso nützlich sein kann wie sie. Du hast immer ihre Küche gelobt, ich weiß, aber im Grunde konntest du

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