Im Feuer der Smaragde
Colonel«, meinte sie. »Noch nie habe ich einen so hartnäckigen Regen erlebt. Es heißt, die Straßen seien blockiert und der Fluss steige an. Überall bleiben die Menschen stecken.«
Das war kaum eine Entschuldigung für Ferringtons Verhalten, doch der Colonel beschloss, das Thema ruhen zu lassen. »Gewiss haben Sie Recht. Ich bedauere zutiefst, dass Sie während Ihres Aufenthalts unter diesen unerfreulichen Witterungsverhältnissen zu leiden haben.«
»Wo steckt Ferrington eigentlich?«, fragte Jasin Heselwood seine Frau, als er übellaunig auf der breiten Veranda auf und ab schritt. »Ich wollte nämlich mit ihm reden. Falls er wirklich einen Waffenstillstand mit den Schwarzen geschlossen hat, wäre es ratsam, mich mit dem Häuptling zusammenzubringen. Dann könnte ich Montone beruhigt wieder aufbauen, ohne neue Schwierigkeiten zu fürchten.« »Ich weiß es auch nicht. Er kam vor ein paar Tagen, um Adrian und Jessie zu sehen, danach ist er verschwunden. Es ist alles ganz seltsam. Jessie steht noch unter Schock, sie kommt mit dem Erlebten gar nicht zurecht, was mich eigentlich wundert. Sie wirkte immer wie ein Mädchen, das so etwas mit links schafft.« »Ganz anders als mein Mädchen«, sagte er grinsend. »Du erträgst einen heimtückischen Überfall auf dein Heim, musst um dein Leben reiten und hast es tatsächlich mit links geschafft. Anscheinend bist du aus anderem Holz geschnitzt!«
»Das glaube ich nicht. Als wir herkamen, war ich ein nervöses Wrack. Heute Nachmittag gehe ich zu Jessie. Sie will nicht nach Sydney zurückkehren, obwohl ihr Bruder es für ratsam hält.
Meinst du nicht, sie sollte zuerst mit dem Major über ihre Pläne sprechen? Immerhin sind sie verlobt.« »Lass sie. Der Bursche hat Wichtigeres zu tun.« »Wichtigeres, als sich um seine Verlobte zu kümmern?« Er antwortete mit einem Achselzucken. »Finde heraus, wo Ferrington ist. Je früher ich mit ihm rede, desto besser.«
Georgina sorgte sich mehr um Jessie, als sie ihrem Mann gegenüber gezeigt hatte, konnte aber wenig ausrichten.
»Vielleicht sollten Sie in unser Hotel ziehen, Jessie. Es ist höher gelegen und luftiger als dieses Gebäude.«
»Nein, danke. Mir geht es gut.« »Sicher«, seufzte Georgina. »Aber es ist eine Schande, dass wir wegen des Regens nicht hinauskönnen. Ich hatte mich auf ein Picknick im Botanischen Garten gefreut, aber das mussten wir verschieben. Soll ich Ihnen ein kühles Getränk holen, vielleicht eine Limonade?« »Nein, danke.« »Sie können nicht den ganzen Tag hier sitzen, Jessie. Gehen wir in den Aufenthaltsraum.« »Lieber nicht, Georgina. Ich möchte mich ein bisschen hinlegen.«
Lady Heselwood hatte es allmählich satt. Ihre Freundin Blanche hatte sie gebeten, sich um ihre Tochter zu kümmern, doch diese schien fest entschlossen, herumzusitzen und in Selbstmitleid zu versinken.
»Ich glaube, Sie sollten sich ein wenig zusammenreißen, meine Liebe. Passiert ist passiert. Vorbei. Wollen Sie etwa bis in alle Ewigkeit in diesem Lehnstuhl sitzen?«
»Nein«, meinte Jessie schwach. »Was haben Sie denn dann vor? Sie können auch nicht ständig in diesem Hotelzimmer hocken.« »Wo soll ich denn hin?«
»Nach Hause. Der Major war doch wohl der Meinung, Sie sollten heimkehren, bis hier alles geregelt ist.« »Den Major interessiert es nicht, was ich mache.« Georgina seufzte. »Sicher doch. Ist er zur Farm hinausgeritten?«
»Ich denke schon.« »Wann werden Sie ihn Wiedersehen?« »Gar nicht. Die Verlobung ist gelöst. Ich habe ihm den Ring zurückgeschickt.« »Wieso?« »Einfach so. Ich möchte nicht darüber reden.«
Fassungslos stand Georgina am Fußende des Bettes, wollte dem Mädchen vergeblich Vernunft einreden und machte sich schließlich auf die Suche nach Adrian, der gerade aus der Hotelverwaltung kam und so niedergeschmettert wirkte wie seine Schwester.
»Was ist nur mit euch beiden los? Und was bedeutet die
Sache mit der gelösten Verlobung?« »Sie hatten Streit. Er ging weg, ohne noch einmal mit ihr zu sprechen. Und von mir hält er noch viel weniger. Ich sehe zu, dass ich uns auf dem nächsten Schiff unterbringe.« »Sollten Sie nicht warten und zumindest mit dem Major reden? Jessie will nicht nach Hause, vermutlich hofft sie noch auf eine Versöhnung.« »Nein«, gab er zurück. »Sehen Sie, Lady Heselwood, es tut mir Leid, und ich möchte Sie auch nicht kränken, aber die Entscheidungen treffe jetzt ich. Mir bleibt keine Wahl. Wir müssen das Hotel ohnehin
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