Im Feuer der Smaragde
hierher?« »Ich sehe mich nur um. Von da oben hat man einen guten Ausblick.« »Natürlich.« Rollo gab sich interessiert, um seinem Freund zu gefallen, dann drehte er abrupt den Kopf nach hinten. »Wer ist der Kerl, den Sie da bei sich haben? Sieht nicht gerade toll aus. Hässliche Visage. Dachte zuerst, er wäre ein Nigger. Was ist mit seinem Gesicht passiert?« »Verbrennungen. Er ist nur ein Wanderarbeiter. Hören Sie«, Kit bewegte sein Pferd von Drew weg, der zusah, wie die Reiter ihre Pferde bergauf trieben. »Er behauptet, er heiße Jack Drew. Sagt Ihnen das was?« »Nein.« »Er ist schon seit einigen Wochen bei mir. Haben Sie in letzter Zeit von irgendwelchen Fluchtversuchen gehört? Er sagt, er sei kein Sträfling, aber ich dachte, Sie wüssten vielleicht etwas.« Rollo wendete sein Pferd und sah Drew ins Gesicht. »Woher kommen Sie, Mister?« »Wer will das wissen?« »Ich stelle hier die Fragen.« »Schön für Sie«, meinte Drew, stupste sein Pferd an und ritt weiter. »Komm her!«, brüllte Rollo, doch Drew wandte sich nicht um. »Was wollen Sie mit diesem finsteren Kerl?«, fragte er Kit. »Man muss sich schon fragen, warum er nicht antworten will.«
»Könnte auch an Ihrem Benehmen liegen«, knurrte Kit, der wütend auf beide war. Vor allem aber auf Rollo, der ihm nicht einmal einen Zwieback angeboten hatte.
»Sie haben mich doch gefragt«, entgegnete Rollo gekränkt. »Soll ich auf dem Rückweg in die Stadt bei Ihnen vorbeikommen? Wir könnten uns mal über diesen Kerl unterhalten. Und ich würde gern sehen, welche Fortschritte Ihr prächtiges Haus macht. Jetzt muss ich diesen Trotteln hinterher; sie wollten mir tatsächlich weismachen, der Gefangene würde versuchen, den Fluss zu durchqueren und nach Süden zu laufen, aber ich wusste, dass er irgendwo hier oben ist. Vielen Dank, Major, Sie haben mir viel sinnloses Herumreiten erspart. Bis dann.«
Schon ritt er wie wild seinen Männern hinterher, noch bevor Kit etwas entgegnen konnte, was ihn gar nicht glücklich machte. Denn obwohl er von Rollo abhängig war, weil dieser ihn mit guten Arbeitern versorgte, hatte er festgestellt, dass ihm dieser komische Vogel Jack Drew, oder wie er auch heißen mochte, sehr viel angenehmere Gesellschaft bot. Drew erwartete ihn auf der letzten Anhöhe, von der man in die Ebene blickte. Er deutete nach vorn. »Sehen Sie nur! So viele Rinder habe ich noch nie gesehen.« Mindestens ein halbes Dutzend Männer trieb eine riesige Viehherde die Straße nach Brisbane entlang. Die Spitze des Zuges konnte man schon gar nicht mehr ausmachen. »Mensch, ist das ein Anblick!«, meinte Kit. Bewundernd betrachtete er das Schauspiel, die Staubwolken, die die Tiere aufwirbelten, die Viehhüter, die neben ihnen entlangritten, die Peitschen knallen ließen und die ungeheure Herde dazu brachten, sich stetig vorwärts zu bewegen. »Es müssen mehr als tausend sein. Ich wüsste gern, wem sie gehören.« Ihm war nicht danach, die hart arbeitenden Viehhüter mit seinen Fragen zu überfallen, und er wartete, bis die Herde vorüber war, bevor er in Richtung Fluss ritt. »Wohin jetzt?«, fragte sein Gefährte.
»Ich möchte mir mal dieses neue Wirtshaus namens Baker’s Crossing anschauen. Es ist nichts Besonderes, aber man müsste dort eigentlich etwas zu essen bekommen.« »Ich könnte eine Schlange fangen und für Sie kochen«, schlug Drew grinsend vor. »Keine Sorge, so hungrig bin ich nun auch wieder nicht.« Kit war froh, wieder auf der offenen Straße zu reiten, wo er das Pferd richtig antreiben konnte, und nach einer Stunde kam der Fluss erneut in Sicht. Er folgte ausgetretenen Pfaden und war überrascht, nicht nur ein Wirtshaus, sondern eine kleine Siedlung zu finden, die beinahe hinter den Bäumen verborgen lag. Der Ort wirkte so ruhig und friedvoll, dass sie beide erstaunt waren, als Schreie hinter dem Wirtshaus ertönten. Sie stiegen ab, banden die Pferde an ein Geländer an der Wand, auf der ein Schild Bakers Laden und Wirtshaus, gekochte Mahlzeit 1 Shilling ankündigte, und gingen gelassen einen Pfad hinunter, um zu sehen, was los war. Ein Mann drehte sich zu Kit um und rief sofort: »Mann im Fluss! Sehen Sie! Da draußen ist ein Mann im Fluss!« »Haben Sie ein Boot?«, fragte Kit. »Irgendwas, mit dem wir ihn rausholen können?« »Nein. Mein Boot hat ein Leck. Ich wollte es reparieren… Jesus, ist das eine Strömung. Er wird’s wohl nicht schaffen. So weit kann ich kein Seil werfen, armes Schwein. Aber sehen Sie… da
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