Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
Vom Netzwerk:
blickte wieder zum Fluss hinüber und verspürte eine plötzliche Sorge, die er nicht näher erklären konnte.
    Er ritt neben dem Major her, seinem Herrn und Meister, wie er mit einem Grinsen dachte. Oder Partner, obwohl
     
    Ferrington das vermutlich nicht so gern hörte. Er sah sich um. Hier gab es ja auch Damen, die mit ihren hübschen Kleidern die Straße aufwischten, manche trugen sogar Hemden und Männerhosen!
    »He, sehen Sie mal!«, rief er, als eine gut aussehende Frau mit wilder, roter Lockenmähne die Straße überquerte, ebenfalls angetan mit Hosen. Der Major hatte sie bereits entdeckt. »Guten Morgen, Roxy!«, sagte er strahlend. Seine sonst so raue Stimme wurde honigsüß, und Jack hielt sie schon für die Verlobte, während er ihre festen Brüste und die schlanke Taille betrachtete. Damen in Hosen waren eine erfreuliche Erfindung. Schmollend wandte sich die Frau an den Major. »Kit, wo bist du gewesen? Ich habe dich ewig nicht gesehen. Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben, dass du in die Stadt kommst? Ich wohne wie immer im Lands Office Hotel. Und du?« Ihre Frage klang beinahe wie eine Forderung, und Jack schien es zu genießen. Mit dieser Verlobten war nicht zu spaßen.
    »He!«, rief Ferrington. »Immer mit der Ruhe, meine Liebe. Ich komme gerade an, müde und durstig, und habe es noch nicht mal bis in die Hotelbar geschafft! Außerdem blieb keine Zeit für einen Brief. Aber ich muss schon sagen, Roxy, du bist wie immer bildhübsch. Habe ich dir das schon mal gesagt?« Sie lächelte. In ihrem sommersprossigen Gesicht erschienen Grübchen. »Mag sein. Du siehst auch nicht so übel aus. Läuft alles gut bei dir?« »Mehr oder weniger«, erwiderte er. Die Pferde verloren allmählich die Geduld. Jack entdeckte einen Trog, den sie wohl interessanter fanden als das Geplauder des Reiters. »Miss Maykin!« Ein Mann kam aus einem Geschäft gelaufen und schoss über die Straße auf sie zu. »Die Reithandschuhe, die Sie bestellt hatten. Sie kamen mit der letzten Lieferung. Sehr hübsch, ganz weiches Ziegenleder, die allerbesten.« »Ich hoffe, sie sind brauchbar«, sagte sie und stopfte sie unter den Sattelknauf. Jack merkte plötzlich, dass es sich um einen Herrensattel handelte. Er hatte beinahe vergessen, dass Damen eigentlich seitlich aufsaßen.
    »O ja, natürlich. Sie tragen sich ausgezeichnet.«
    »Na schön. Setzen Sie sie auf meine Rechnung.«
    Sie wandte sich wieder dem Major zu. Jack ließ sein Pferd zur Tränke trotten, wo er sich die Zeit damit vertrieb, die Schilder an den Schaufensterscheiben und Mauern zu lesen.
    »Gott«, murmelte er, »ich hatte ganz vergessen, dass es so etwas gibt. Tuchhändler. Café. Schneider. Krämer… was ist das denn? Moreton Bay Courier. Eine Zeitung, du lieber Himmel? Worüber soll man denn in dieser gottverlassenen Gegend berichten?«
    Er sah einen Laden, der Pasteten anbot, und spielte mit dem Gedanken, eine zu kaufen, spürte aber ein gewisses Unbehagen bei der Vorstellung, hineinzugehen. Er war menschenscheu geworden und begriff, dass es eine Weile dauern würde, bis er sich wieder an die Weißen und ihren Lebensstil gewöhnt hätte.
    Er stieg vom Pferd, band es im Schatten eines riesigen Feigenbaums an, sah in die Bäckerei und klimperte mit den Münzen in der Tasche seiner groben, billigen Hose, die er in England nicht einmal auf dem Weg zum Galgen getragen hätte.
    »Ich bin ganz schön heruntergekommen«, sagte er zu
     
    seinem Pferd. »Aber dem Gesetz noch immer einen Schritt voraus.«
    Der Major gesellte sich zu ihm, nachdem er sich fürs Erste von Miss Maykin verabschiedet hatte, verlor aber kein Wort über die Dame.
    »Wir bleiben ein paar Tage hier, Drew. Ich wohne im Lands Office Hotel. Du kannst dir selbst eine Unterkunft suchen, danach gehst du in den Laden und bestellst die Ausrüstung für die Goldsuche. Schreib alles auf eine Liste, rechne aus, was es kostet, und besorg sie mir.«
    Mit diesen Worten ritt er davon. Kit brachte sein Pferd in den Stall und ging geradewegs in die nächste Kneipe, die beste aller Informationsquellen. Er erfuhr, dass die Argyle, ein Küstendampfer aus Sydney, erwartet wurde, doch zurzeit näherte sich angeblich ein Sträflingsschiff namens Randolph der Stadt und sorgte für Unruhe.
    »Was ist denn so schlimm daran?«, erkundigte er sich.
    »Was daran schlimm ist?«, dröhnte der Barkeeper. »Es ist ein Transportschiff. Hat eine Ladung Sträflinge an Bord, und genau die wollen wir hier nicht.« »Wieso denn nicht?

Weitere Kostenlose Bücher