Im Feuer der Smaragde
wir bekommen immer eine Menge Beschwerden über Rinder- und Pferdediebe. Sie glauben anscheinend, sie könnten hier leichte Beute
machen, und das stimmt wohl auch, da wir so knapp besetzt sind, aber es wird Zeit, etwas zu unternehmen, bevor jemand erschossen wird. Manche Fälle dürften sich überschneiden, es wird wohl nicht allzu viel Arbeit sein.« »Gut, ich sehe sie mir an.« »Sieht aus, als würde ein Unwetter aufziehen«, meinte Grimes.
»Würde mich nicht überraschen, es ist heiß, also ist die
Regenzeit noch nicht vorüber.« »Ach so ist das. Gestern erzählte mir jemand, die Regenfälle seien in diesem Jahr leicht gewesen und ich könne mich jetzt auf kühleres Wetter freuen.« »In ein paar Monaten«, lachte Grimes. »Ich lasse Sie jetzt allein. Sie könnten auch die Zeitungsmeldung überprüfen, die über den Überfall auf die Kutsche nach Ipswich berichtet. Sie stimmt nämlich nicht mit den Angaben überein, die wir erhalten haben.«
Der Inspektor legte die Akten beiseite und ergriff die
Zeitung. Sich mit den Einheimischen und dem Geschehen vor Ort vertraut zu machen, war seine allerwichtigste Aufgabe. Er fand die Geschichte über den Überfall, bei dem ein einsamer Buschräuber den Fahrer und fünf Passagiere um Geld, Schmuck und Stiefel gebracht hatte.
»Mal was anderes«, sagte er sich grinsend und dachte an seine Zeit als Londoner Bobby. Erst danach war er zur Polizei von Neusüdwales gestoßen. Kein anständiger englischer Räuber hätte sich herabgelassen, jemandem die Stiefel zu stehlen. Andererseits waren die Entfernungen hier so gewaltig, dass Stiefel gewiss oft ersetzt werden mussten. Der Inspektor ahnte im Übrigen, wie die Diskrepanzen zwischen der Aussage bei der Polizei und der Zeitungsmeldung zustande gekommen waren. Der Polizei gegenüber waren die Bestohlenen meist ehrlich, prahlten im Gespräch mit den Reportern aber gern, sie hätten viel mehr Geld und kostspielige Uhren verloren.
Er warf einen Blick auf die Anzeigen, die ihm einen guten Einblick in das städtische Leben verschafften, und bemerkte die übliche Vermisstenliste, die in solchen Blättern immer zu finden war. Angesichts der Unwägbarkeiten der Sträflingstransporte und der Desertionen von Schiffen und Armee war Arnold Tomkins davon überzeugt, dass viele Familien in Zukunft die australischen Akten zu Rate ziehen würden.
Er wollte gerade weiterblättern, als ihm ein Name ins
Auge sprang.
»Was soll das denn?«, lachte er. »Wen haben wir denn da? Jack Wodrow!«
Dass ihm ausgerechnet dieser Name ins Auge fiel! Jack Wodrow, der berüchtigte Straßenräuber, der in England wegen Mordes und bewaffneten Raubüberfalls gesucht wurde. Tomkins fragte sich, ob es derselbe Mann sein konnte. Hatte man den Schurken je gefasst? Was war aus ihm geworden? Und wer stellte hier Nachforschungen an? Hector Wodrow. Vielleicht sein Bruder. Doch warum sollte er Jacks Namen öffentlich machen, wenn er seinem Bruder damit nur schadete? Man sollte schlafende Hunde nicht wecken. Dennoch…
Der Inspektor hatte London vor sechs Jahren verlassen, aber ein Freund von ihm, der ehemalige Polizeisergeant Fred Watkins, war erst kürzlich in der Kolonie eingetroffen.
Fred hatte lange Jahre mitten in London Dienst getan und besaß ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Nach seiner
Pensionierung war er nach Sydney ausgewandert und hatte sich dort erfolgreich als Privatdetektiv niedergelassen. Daher schrieb Tomkins noch am selben Tag an seinen Freund und erkundigte sich nach dem Schicksal des berüchtigten Jack Wodrow.
Außerdem bat er den Postbeamten, er möge ihn benachrichtigen, falls ein gewisser Hector Wodrow die Antworten auf die Annonce abholen wollte, und diese zurückzuhalten, da der Inspektor sie gern sehen würde, bevor man sie Mr. Wodrow übergab.
Der eifrige Beamte erinnerte sich nicht nur an Mr. Wodrow, sondern teilte dem Inspektor auch mit, dass der Herr nach eigenem Bekunden nur ein paar Häuser weiter im Post Office Hotel abgestiegen sei.
Worauf Arnold Tomkins sich dorthin begab und alsbald auf Mr. Wodrow stieß, den ihm der Postbeamte beschrieben hatte. Der große Bursche mit der bleichen Haut und der Adlernase erschien ihm interessant, denn obwohl er Jack Wodrow nie selbst gesehen hatte, erinnerte ihn der Mann im Hotel stark an die Personenbeschreibung des Verbrechers, die Tomkins oft genug studiert hatte. Natürlich konnte er nicht der Wodrow sein, aber Arnold ahnte, dass es eine Verbindung geben musste. Er beschloss, Hector
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