Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im finsteren Wald

Im finsteren Wald

Titel: Im finsteren Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
Vom Netzwerk:
Lebten sie etwas in dieser Höhle? Und warum holten sie ihn nicht aus diesem Kasten heraus? Sie mussten ihm doch helfen!
    „Hey! Hallo! Wie heißt du? Kannst du mich hier rausholen?“ Thomas verzog das Gesicht, sein Kopf schmerzte heftiger. Das Mädchen sah ihn nur an. Thomas rief lauter: „Kann mich jemand hier aus diesem Ding holen?“
    Von den Gestalten im Hintergrund der Höhle, die erstaunlich groß erschien, reagierte niemand. Thomas sah sich um, das Dämmerlicht reichte dazu gerade aus. Der Hohlraum mochte mehr als zwanzig Meter lang und breit sein und reichte sicher fünf Meter in die Höhe. Der Boden war eben, felsig, teilweise mit Sand oder Stroh bedeckt und die Wände sahen aus wie Granit. Von einer Höhle im Hainich hatte Thomas noch nie etwas gehört oder gelesen.
    Das Mädchen stand vor dem Käfig, starrte ihn weiter an und ihrem Gesichtsausdruck ließ sich keine Regung entnehmen. Es hob die Hand und stieß das Messer mit einem Ruck durch die Jeans in seinen Schenkel, drehte es und machte Schneidbewegungen. Thomas schrie auf, es tat höllisch weh. Er starrte ungläubig das Mädchen an, erstaunt über die Kraft und die Brutalität des Kindes, das, gebürstet, mit einer Schleife im Haar und in tollem Kleid, in den Kindergarten gehört hätte. Er spürte Blut aus der Wunde rinnen.
    „Bist du irre?“, rief er, nachdem er seine Überraschung überwunden hatte und zurückgewichen war. „Was soll denn das? Kann mir jemand helfen, bitte? Hallo?“ Dabei sah er in das Höhleninnere zu den anderen. Er glaubte, Frauen zu sehen, die ebenfalls in Felle gehüllt waren.
    Eine Frau kam herbei und Thomas begann sich zu fragen, ob er nicht heftiger am Kopf verletzt worden war, als der erste Anschein ihm vermittelt hatte und er nun halluzinierte. Sie schien das Ebenbild des Kindes, nur in groß, zu sein. Das Haar, unrettbar verfilzt, reichte ihr bis zur Brust und stand nach allen Seiten ab. Sie trug das Fell eines Rehes oder Hirsches um den Körper gebunden, starrte vor Schmutz und sie stank wie ein totes Tier. Die Augen funkelten ihn böse an, die gefletschten braunen Zähne und Zahnstummel vermittelten eher Ekel und Abscheu als Angst.
    Sie sagte nichts, nahm der Kleinen das Messer weg, gab ihr einen Klaps und stieß sie fort. Dann schloss sie sich mit Daumen und Zeigefinger den Mund, sah Thomas an und zeigte auf ihn. Sollte er ruhig sein? Thomas überwand seine Überraschung und sagte trotzdem laut: „Hey, was ist denn hier los? Lassen Sie mich raus, ich bin verletzt! Sehen Sie nicht, dass ich blute? Wo bin ich hier überhau...“
    Die Frau zischte etwas und stach ihm mit dem Messer in die Hüfte. Der Schmerz trieb Thomas die Tränen in die Augen.
    „Verdammt noch mal, was soll das?“, keuchte er und versuchte, noch weiter zurückzuweichen, aber der Käfig war zu schmal. „Seid ihr alle durchgedreht, oder was? Wollen Sie mich umbringen? Was habe ich Ihnen denn getan? Lasst mich hier raus!“
    Er sah auf seinem Hemd einen dunklen Fleck größer werden, der feucht schimmerte. Sein Blut! Seine Jacke und der Rucksack waren verschwunden. Auf der Jeans war ein ähnlicher Fleck wie auf dem Hemd zu sehen und der Stoff war zerschnitten.
    „Ich blute“, rief er aus. Er wollte noch mehr rufen, doch die Frau zischte wieder und hob das Messer. Thomas schloss den Mund und sagte nichts weiter. Krampfhaft dachte er nach, wie war er hierhergekommen? Was war geschehen? Träumte er? Er glaubte nicht an einen Alptraum, in einem Traum konnte man nicht so starke Schmerzen verspüren, ohne aufzuwachen. Also war dies real? Was war denn hier nur los? Er musterte die Umgebung genauer, vielleicht konnte er jemanden herbeiwinken, der der stechwütigen Irren das Messer abnahm und ihm half.
    In der großen Höhle, in die von oben ein wenig Licht drang, lagen an einer Seite Felle am Boden, daneben befand sich allerlei Zeug, das konnte er nicht genau erkennen. Eine Person lag auf den Fellen, weitere hockten oder saßen ein Stück entfernt. Aber alle waren mit Fellen bekleidet und mit wirrem, zotteligem Haar auf dem Kopf. Thomas meinte, nur Frauen zu sehen, vielleicht fünf oder sechs an der Zahl, schätzte er. Dazu kamen das Mädchen und ein weiteres in der Gruppe.
    ‚Was ist das nur für eine irre Sekte‘, fragte er sich, ‚oder spielen die hier Steinzeit? Dann geht das aber entschieden zu weit!‘
    Sie hatten ihn verletzt! Und gefesselt in einen Käfig gesteckt! Das war weder normal noch ein Spiel und versteckte Kamera durfte auch

Weitere Kostenlose Bücher