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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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werde alles in meiner Macht Stehende tun, um heute noch hier wegzukommen«, sagt Jessica resigniert. »Aber aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich nicht vor morgen Nachmittag bei euch sein.«
    Jessica führt nicht weiter aus, was das bedeutet. Hope weiß Bescheid.
    Â»Du wirst schon rechtzeitig genug da sein«, antwortet Hope gezwungen fröhlich. »Und irgendwie habe ich es auch geschafft, ein paar eselfreie Bilder zu schießen, du wirst also das Gefühl haben, du hättest gar nichts verpasst. Sondern wärst die ganze Zeit hier gewesen.«
    Bin ich aber nicht , denkt Jessica.
    Kaum steckt das Handy wieder in der Tasche, macht Jessica sich Gedanken, wieso sie Marcus nicht erwähnt hat. Vielleicht hat sie Bedenken, dass die versehentliche Auslassung sich zu einer verdächtigen auswachsen kann – so was hat in der Vergangenheit schon mal zu Problemen geführt. Doch die Sorge tut sie rasch als absurd ab. Es gab einfach keinen passenden Augenblick, die Geschichte anzubringen. Außerdem war es bloß ein Zusammenstoß, kein echtes Wiedersehen. »Unfall« ist die treffendste Beschreibung, und es war so schnell vorbei, wie es gekommen ist. Was mit Marcus passiert ist, waren ein paar so flüchtige und unbedeutende Sekunden, dass Jessica womöglich gar keinen Anlass finden wird, es überhaupt irgendwem zu erzählen.
    Ihr Magen knurrt beinahe laut genug, den zweiten Protestsong des Fanclubs zu übertönen.
    But it’s daybreak! If you wanna believe!
    Jessica ist am Verhungern. Zum Frühstücken hatte sie keine Zeit, oder vielmehr hat sie lieber geduscht als gefrühstückt, und jetzt ist sie ausgehungert. Ehe sie aus dem Haus rannte, hatte ihre Mutter ihr einen Reisebecher Kaffee und eine Wachspapiertüte mit Werbeaufdruck von Papa D’s Donuts aufgedrängt – der Süßfutterkette, die inzwischen vollständig dem Ex-Mann ihrer Schwester gehört.
    Â»Nimm«, beharrte ihre Mutter. »Jetzt hast du vielleicht keinen Hunger, aber später wirst du mir dankbar sein.«
    Jessica starrte die Tüte böse an.
    Â»Du hast gesagt, du würdest auf die Jungferninseln fliegen«, sagte Mrs. Darling. »Hätte ich gewusst, dass du nach Hause kommst, hätte ich entsprechend eingekauft.«
    Â»Aber von Papa D’s Donuts? Muss das sein? «
    Â»Diese Donuts bezahlen immer noch Marins Privatschule, Jessica.«
    Jetzt starrte und grollte Jessica. Sie hatte kein Problem mit dem Donut an sich; sie wollte keine Prinzipienfrage daraus machen. G-Money hatte seinen Geschäftspartner vor ein oder zwei Jahren ausgezahlt, strich die Profite von Dutzenden Drive-in-Donut-Shops im ganzen Land ein und bewies damit seine These, dass Arteriosklerose zum Mitnehmen ein krisensicheres Marktsegment darstellt. In Zeiten wirtschaftlicher Rezession klammern sich Amerikaner offenbar weniger an Waffen und Kirche als an Kaffee und Krapfen. Papa D’s Donuts unterstützen hieß also G-Money unterstützen. Doch obwohl G-Money und Bethany sich vor zwei Jahren (allem Anschein nach und trotz der Aufteilung ihres millionenschweren Besitzes) in aller Freundschaft hatten scheiden lassen und rasch neue Partner gefunden hatten, mochte Jessica nicht so rasch vergeben und vergessen wie alle anderen – inklusive der betrogenen Ehefrau. Dass Bethany die Affären ihres Ex-Mannes offenbar so lässig nahm (»Nachdem er die Scheidungspapiere unterschrieben hatte, war das für mich alles Schnee von gestern«, sagte sie. »Wohl eher schmutziger Schneematsch«, murmelte Jessica) und Daddys Fehltritte unbedingt von der siebenjährigen Marin fernhalten wollte, machte es Jessica bisweilen schwer, sich mit ihrer Schwester über etwas anderes zu unterhalten als die neusten Klatschblattschlagzeilen. (BÖSER BRITENBUBE! LOCO LILO!)
    Jessica ist natürlich noch nicht verheiratet gewesen und gibt gern zu, dass sie von den Komplexitäten solcher Beziehungen wenig versteht, doch die Motive fürs Fremdgehen kennt sie, denn das hat sie selbst schon getan. Sie hat Marcus im zweiten Studienjahr betrogen. Mit jemandem, auf den sie nicht mal besonders stand. Obwohl sie wusste, dass es Marcus zugrunde richten würde. Sie liebte Marcus, sie wusste, dass er sie auch liebte, und trotzdem ist sie fremdgegangen.
    Man sollte meinen, dass ihre Erfahrungen Verständnis für Bethanys untreuen Gatten wecken sollten, da sie ja selbst ihr monogames

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