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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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blieb mir kurz der Atem weg. Sie war derart durchtrainiert, dass an ihrem Körper alle Muskeln und Sehnen zu sehen waren. Gleichzeitig war sie aber durch und durch . . . weiblich.
    Sie ging mit ein paar Mädels zur Rutsche.
    »Und, läuft doch super mit ihr, oder?«, fragte Kevin leise.
    »Ich weiß nicht . . . einerseits ja, aber . . .«
    »Aber sie ist dir nicht schon am ersten Tag an den Hals gefallen und jetzt überkommen dich Selbstzweifel.«
    »Hast mich durchschaut.«
    »Wie immer.« Kevin breitete sein Handtuch ausund legte sich hin. »Das wird schon«, sagte er, drehte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen.
    »Kein Sonnenöl?«, fragte ich.
    »Bin als Bauer doch Sonne gewohnt.«
    Ich grinste – und beneidete Kevin um seine Selbstironie, zu der ich irgendwie nie in der Lage war. Dass ich einigermaßen locker mit Tina redete, war schon ein Wunder, denn bis vor Kurzem hätte ich eher wie Noel in einer solchen Situation reagiert.
    Wo war der eigentlich? Ich schaute mich um und entdeckte ihn ein Stück abseits. Er hatte sich mit seinem Notebook in den Schatten der Bäume hinter dem Schwimmbecken verdrückt und war ganz in seine Arbeit versunken.
    Passlewski war ein Anblick, bei dem man sich zurückhalten musste, nicht loszuprusten. Sein Bauch spannte sich bedenklich über seiner schwarzen Badehose, die aussah, als wäre sie zwei Nummern zu klein. Er ging am Becken auf und ab, behielt uns im Auge.
    Frau Herzig hatte keine Badesachen an. Sie hatte die Schuhe ausgezogen und saß mit einem Buch in der Sonne, schaute nur gelegentlich kontrollierend davon auf.
    Vielleicht hatten wir wirklich Glück und Noel undLucas rasselten nicht mehr aneinander. Zumindest Lucas schien sich inzwischen ein wenig beruhigt zu haben. Denn er hatte offensichtlich Besseres zu tun: er redete mit Susanne. Sie war mit einer Freundin ins Freibad gekommen, kurz nach uns. Und Lucas war ganz selbstverständlich zu ihnen gegangen, ließ offenbar seine charmante Seite raushängen, denn Susanne kam aus dem Lachen kaum raus.
    Ich konnte nur kopfschüttelnd den Blick abwenden. Jemand sollte das Mädchen vorwarnen, auf was sie sich da einließ . . .
    Was mir einfach nicht in den Kopf wollte, war, dass die Mädchen auf Lucas flogen. Wahrscheinlich war es dieses Outlaw-Gehabe. Er behandelte niemanden mit Respekt, hatte immer ein Großmaul. Und so wie sich Speichellecker wie Dennis, Marcel und Jan um ihn scharten, die selbst nicht aufmucken mussten, so himmelten ihn auch bestimmte Mädchen an. Solche wie Annabelle, die genauso großmäulig waren wie er selbst. Vielleicht gehörte auch Janka dazu – ich konnte immer noch nicht fassen, dass die beiden was gehabt hatten. Und jüngere, etwas naive. Susanne zum Beispiel. Es war nicht mal so, dass er sich besonders darum bemühte, sie schienen ihm automatisch zuzufliegen.
    Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass Lucas wirklich ins zehnte Schuljahr versetzt wordenwar. Alles hatte letztes Frühjahr danach ausgesehen, dass er mit dem Hauptschulabschluss von der Schule fliegt. Aber dann war er tatsächlich weitergekommen. Vor allem in Mathe und den Naturwissenschaften hatte er sich ausnahmsweise mal richtig ins Zeug gelegt und gute Noten geholt. So hatte er im Frühjahr noch irgendwie die Kurve gekriegt – ein paar Zweien hatten gereicht, den Schnitt zu heben. Und er hatte eine Phase gehabt, in der er einen auf lieb Kind gemacht hatte. Und das hatte – wie immer – bei Passlewski gereicht. Der schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, Lucas unbedingt bis zum Realschulabschluss durchzuschleifen. Warum auch immer.
    Ich fragte mich, was Lucas machen wollte, wenn er den Abschluss wirklich schaffte. Es gab keinen Job, in dem ich ihn mir vorstellen konnte. Und wenn er mal einen ernsten Moment hatte, erzählte er davon, Automechaniker zu werden. Aber das war nur eine Ausrede. Eigentlich interessierte er sich überhaupt nicht für Autos.
    Laute Musik riss mich aus meinen Gedanken. Vom Eingang kamen fünf junge Männer. Zwei von ihnen erkannte ich gleich – es waren die Typen aus dem roten Auto. Sie trugen ein Stereosystem mit eingeklinktem MP3-Player und beschallten mit ihrem Hiphop das gesamte Schwimmbad.
    Und sie hielten direkt auf uns zu.
    Als sie sich neben uns breitmachten, dauerte es nicht lange, bis sich einige von unseren Mädchen zu den Typen setzten. Die Erste, die es tat, war Janka.
    Passlewski und Frau Herzig warfen zwar immer wieder misstrauische

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