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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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– und stieß mit dem Kopf gegen etwas. Hastig sog ich die Luft ein, falls Lucas mich gleich wieder runterdrückte. Gleichzeitig warf ich panisch den Kopf hin und her, um ihn abzuwehren.
    Aber er kam gar nicht.
    Er schwamm ein Stück von mir entfernt im Wasser. Mit der rechten Hand hielt er sich die Nase. Blut quoll zwischen den Fingern hervor, bildete Schlieren im Wasser.
    Ich hatte ihn mit dem Kopf ins Gesicht getroffen.
    »He! Raus hier!«, brüllte jemand vom Beckenrand. Der Bademeister. Er fuchtelte wild in Lucas' Richtung.
    Der befolgte die Anweisung, zog sich mit Leichtigkeit aus dem Wasser und richtete sich vor dem Bademeister auf. Dann schnippte er ihm mit seiner blutverschmierten Hand einige Tropfen gegen die Brust. Der Bademeister macht einen Satz nach hinten, aber war zu perplex, noch etwas zu sagen.
    Jemand kam zu mir geschwommen.
    Es war Tina. »Was war denn hier los?«, fragte sie.
    Ich hustete und winkte ab.
    Als ich mich aus dem Becken zog, schaute ich zu den beiden Lehrern, ob sie irgendwas mitbekommen hatten. Frau Herzig saß wieder lesend unter dem Baum. Passlewski stand auf der anderen Seite des Beckens, blickte zu mir rüber. Aber er rührte sich nicht.

Augen nach vorn
    Es kann Lucas nicht entgangen sein, dass ich versuche, den Kontakt zu ihm langsam einschlafen zu lassen. Aber es scheint ihn nicht zu stören. Mal behandelt er mich wie Luft, mal als wäre ich schon immer sein bester Kumpel gewesen. Und Marcel, Dennis und Jan sind sichtlich erfreut, wieder die volle Aufmerksamkeit ihres großen Helden zu haben.
    Mit Kevin verstehe ich mich immer besser. Wir sprechen nicht groß drüber, aber er merkt auch so, dass ich von Lucas genug habe.
    Tina und ich wechseln auf dem Schulhof ein paar Worte und ich gehe auf Wolken. Als dann im Frühsommer verkündet wird, dass wir mit den Gymnasiasten auf Klassenfahrt gehen sollen, ist das allgemeine Stöhnen groß.
    Nur nicht bei mir. Ich kann es kaum abwarten.

Es wird dunkel
    Als wir am späten Nachmittag das Schwimmbad verließen und in den Bus stiegen, waren alle von der Sonne und dem Wasser aufgekratzt – und nicht wenige unserer Mädchen durch den Kontakt zu den Jungs aus dem Ort.
    Ich war noch immer geladen. Dass ich nicht mal Wasser geschluckt hatte, war Glück gewesen. Nur etwas länger, und es wäre kritisch geworden. In dem Getümmel wäre kaum jemandem etwas aufgefallen, und auch Tina wäre zu spät gekommen. Lucas hätte sicher toll den Schockierten und Betroffenen gegeben: Das war doch alles nur ein Spaß, das wollte ich doch alles gar nicht.
    Von Lucas hatte ich nichts mehr gesehen, seit er aus dem Becken gestiegen war. Das war auch schon wieder mehr als zwei Stunden her.
    Vielleicht hatte ich mir jetzt endgültig Respekt verschafft und hatte meine Ruhe. Aber vielleicht musste ich mich jetzt erst recht in Acht nehmen.
    Ich schaute mich im Bus um – Lucas war tatsächlichnicht mehr da. Wollte er schon wieder so eine Show wie gestern abziehen?
    Offensichtlich war es auch den Lehrern aufgefallen, denn sie waren mal wieder in ein Krisengespräch vertieft, weil ihr Problemschüler verschwunden war. Dann gaben sie doch das Zeichen zur Abfahrt. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, wieder nach Lucas zu suchen – er würde zurückkommen, sobald er wollte.
    Janka kam aus dem lautstarken Schwärmen überhaupt nicht mehr raus. Plötzlich hatte sie völlig vergessen, dass sie nicht mehr lange im Sendebereich eines Handymastes war. Gerade verspürte sie wohl nicht den innigen Wunsch, ihren Schatz anzurufen. Ich war gespannt, was Tina zu alledem sagen würde.
    Wir fuhren zurück nach Waldkappel und hielten dort beim Supermarkt, weil heute Abend gegrillt werden sollte und dafür noch eingekauft werden musste.
    Nachdem auch das erledigt war, tauchten wir wieder in die Abgeschiedenheit des Waldes ein. Kein Handy hatte mehr geklingelt, seit wir Waldkappel erreicht hatten.
     
    Vor dem Landschulheim stellte sich der Bus auf seinen angestammten Platz.
    Der Grillplatz befand sich auf einer Waldlichtungneben dem Parkplatz. Er bestand aus einem großen, gemauerten Grill in der Mitte und einfachen Holzbänken, die im Kreis aufgebaut waren. Der Platz war so groß, dass alle sich hier gemütlich ausbreiten konnten.
    Während die Kohlen angefeuert wurden, verschwendete ich keinen Gedanken mehr an Lucas.
    Tina stellte sich zu mir.
    »Hey, alles klar?«, fragte sie.
    »Ich krieg noch Luft, wenn du das meinst.«
    »Also – was ist das zwischen euch beiden? Ihr wart mal

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