Im Funkloch
Blicke zu der Gruppe, die sich dort bildete, aber schritten nicht ein. Warum auch? Sie konnten wohl kaum die Einheimischen aus dem Schwimmbad werfen.
Susanne hatte die Ankunft ihres Freundes Tobias – Ex-Freundes? – natürlich auch bemerkt. Ich beobachtete, wie sie Lucas etwas erzählte und wie Lucas dabei die ganze Zeit nachdenklich nickte. Schließlich sagte er etwas zu ihr, stand auf und ging zu der Gruppe rüber.
Er bückte sich und schaltete das Stereosystem aus. Die plötzliche Stille ließ alle zu Lucas rüberschauen.
Und genau das hatte er gewollt.
Er deutete auf Tobias, der perplex dasaß. »Was bist du eigentlich für ein Arschloch!«, brüllte Lucas. »So kannst du doch nicht deine Freundin behandeln! Und dann noch mit der Schlampe.«
Janka saß wie vom Donner gerührt da und schien nicht zu wissen, was sie tun sollte.
Tobias fuhr in die Höhe und wollte Lucas wegstoßen.
Aber der war schneller. Ansatzlos schlug er Tobias in den Magen.
Der Blonde taumelte rückwärts, konnte sich gerade so auf den Beinen halten. Er rang nach Luft, hatte die Augen überrascht aufgerissen.
Jetzt sprangen auch die anderen auf.
Und Lucas drehte sich um und rannte weg, lauthals lachend. Er lief an Susanne vorbei, deren Gesichtsausdruck gerade noch überrascht war, die aber jetzt auch anfing zu lachen. Lucas hielt direkt aufs Becken zu und sprang kopfüber rein. Susanne schaute zu Tobias, der sich den Bauch rieb. Du hast genau das bekommen, was du verdient hast, sagten ihre Augen zu ihm.
Tobias bemühte sich, sie zu ignorieren. Dann winkte er ab und quälte sich Janka gegenüber zu einem Lächeln, als wäre überhaupt nichts passiert.
Von Frau Herzig war nichts zu sehen und Passi drehte sich beiläufig weg, als würde ihn das alles nichts angehen.
Susanne schaute schmachtend in Richtung Becken. Wenn Lucas sie hatte beeindrucken wollen, war es ihm gelungen . . .
Auf meinem ganzen Körper stand inzwischen der Schweiß. Ich musste entweder ins Wasser oder mir ein schattiges Plätzchen suchen. Das Wasser warverlockender – die meisten waren inzwischen drin. Auch Tina.
Als ich den ersten Schritt ins Wasser machte, kam es mir verdammt kalt vor, aber ich wollte es mir nicht anmerken lassen, hielt die Luft an und tauchte ein. Nach den ersten paar Zügen wurde es schon besser und ich schwamm zu den anderen. Es wurde fröhlich geschubst und gerangelt, aber bisher sagte der Bademeister nichts.
Eine Hand fuhr von hinten in meine Haare.
Und bevor ich mich umdrehen konnte, wurde ich unter Wasser gedrückt.
Das Wasser war hier nicht tief, vielleicht zweieinhalb Meter, und schon kurz nach dem Absinken berührten meine Füße den Boden. Die Hand drückte mich nicht mehr runter, also stieß ich mich ab und glitt wieder nach oben.
Doch bevor ich die Wasserfläche durchstieß, war die Hand wieder auf meinem Kopf – und noch eine andere auf meiner Schulter. Beide Hände hielten mich unter Wasser. Ich strampelte, versuchte mich zu befreien, und für einen kurzen Augenblick gelang es mir. Mit einer kräftigen Beinbewegung brachte ich mich ein Stück höher im Wasser – weit genug, um an die Luft zu kommen, die ich sofort tief einsog. Ich öffnete die Augen und sah durch einen Wasserschleier, wer mich nach unten gedrückt hatte.
Lucas.
Er grinste.
Seine Hände fuhren vor, krallten sich schmerzhaft in meine Haare. Überrascht atmete ich aus.
Da war mein Kopf schon wieder unter Wasser.
Und die Hände ließen mich nicht mehr los.
Es hatte keinen Sinn, sich zu wehren.
Ich tat es trotzdem.
Lucas war stärker als ich, keine Frage. Aber ich packte seine Unterarme und zerrte daran, auch wenn sie aus Stahl zu sein schienen. Meine Füße berührten wieder den Boden und ich wollte mich nach oben abstoßen, doch es war, als läge ein Zentnergewicht auf mir.
Panisch hatte ich die Augen aufgerissen und sah durch das trübe Wasser nur den dunklen Umriss von Lucas über mir und das Aufblitzen der Sonne.
Meine Lungen platzten gleich.
Wollte der mich umbringen? Würde er so weit gehen?
Auf einmal wurde ich ganz ruhig, hörte auf, mich zu wehren.
Mein Blick fokussierte Lucas' Umriss im Wasser über mir. Ich spannte die Muskeln an, ballte die Faust und zielte.
Meine Faust schoss durchs Wasser nach oben.
Und ich traf ihn voll in die Eier.
Seine Hände ließen von mir ab und ich sah, wie er sich krümmte. Dann nahm ich meine ganze Kraft zusammen, stieß mich vom Boden des Beckens ab.
Wieder durchbrach ich die Wasseroberfläche
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