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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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verschwitztes Haar nach hinten. »Ich hab was vor. Und ich brauche einen, dem ich vertrauen kann.«
    Solche Töne habe ich von Lucas noch nie gehört.
    »Ich kann dir doch vertrauen, oder?«
    »Na ja . . . schon.« Kommt drauf an, was du vorhast, füge ich in Gedanken hinzu.
    Unvermittelt packt Lucas mich am Kragen und stößt mich gegen die Hauswand. Mein Hinterkopf prallt gegen das Gemäuer, mir wird schwindelig.
    »Das ist diesmal kein Kinderkram«, sagt Lucas leise. »Du bist keine Flachpfeife wie die anderen, du denkst mit. Ich schaff das nicht alleine, aber ich kann nicht irgendwen mitnehmen, klar?«
    »Klar . . .«, murmele ich automatisch.
    Lucas lässt mich los. Meine Beine zittern.
    »Du kriegst die Hälfte. Glaub mir – das wird sich lohnen.«
    »Was? Worum geht's eigentlich?«
    Lucas schaut sich um, wartet, bis ein Passant vorbeigelaufen ist. »Eins muss in deine Birne rein, Sammie: Wenn du irgendwem was darüber erzählst, hast du's dir endgültig mit mir verschissen. Dann mache ich keine halben Sachen bei dir.«
    Ich schlucke trocken und nicke.
    »Dennis, Marcel oder Jan sind zu feige oder zu dämlich. Die halte ich da raus.« Noch einmal schaut er sich um, senkt die Stimme. »Du kennst doch Ulf?«
    Zuerst muss ich in meinem Gedächtnis wühlen, aber dann raffe ich, dass er Ulf aus der 10 c meint. Ulf, die Sportskanone, der angeblich ein Probetraining bei der Eintracht bekommt. Ich nicke.
    »Seine Eltern haben diese Kneipe in Sachsenhausen, mit Biergarten. Gerade jetzt im Sommer nehmen die jeden Abend richtig Asche ein.«
    Ich mag die Richtung nicht, in die sich das alles entwickelt. »Du willst doch nicht . . .« Ich schüttele den Kopf.
    Lucas grinst. »Oh, doch, Sammie. Der gute Ulf hat mir verraten, dass die Einnahmen in einen Safe in der Kneipe gesteckt werden. Und noch mehr: Er kennt die Kombination . . . und hat mir eine Kopie vom Schlüssel der Hintertür gemacht.«
    »Das hat der getan?«, frage ich entgeistert.
    »Sagen wir mal so . . . für einen Fußballer ist er etwas zu schmerzempfindlich. Und wenn er sich ein Bein brechen würde, wäre es auch mit seiner Fußballkarriere nicht mehr so leicht, gell?« Lucas lacht wiehernd, als hätte er einen Riesenwitz gerissen.
    Ulf hatte letztens einen dicken Verband an der rechten Hand. Angeblich hat er sich zu Hause an einer Herdplatte verbrannt. Ich will gar nicht wissen, was da wirklich passiert ist.
    »Du willst doch da nicht wirklich einsteigen«, sage ich.
    »Oh doch. Das ist die Chance, richtig an Kohle zu kommen. Da müssen einige Tausender rumliegen. Vielleicht sogar noch mehr vom Tag davor. Überleg mal – du kriegst vielleicht von 10.000 die Hälfte!«
    Ich stelle mir einen 50-Euro-Schein vor – und dann hundert davon.
    Schnell schüttele ich den Gedanken ab. »Du bist total durchgeknallt. Da mache ich nicht mit.«
    Lucas' Blick verdüstert sich. »Dass du aufmuckst, hast du mir schon gezeigt, Sammie. Aber ich weiß noch nicht, wie schmerzunempfindlich du bist. Wollen wir es rausfinden? Wie wär's? Ich hab meine Zigaretten dabei . . .«
    Mir läuft ein Schauer über den Rücken. »Verdammt, Lucas, das ist Einbruch! Lass den Scheiß!«
    »Eben. Ich sag ja, dass ich einen brauche, der die Augen offen hält, damit alles gut über die Bühne geht.«
    Ich schüttele den Kopf. »Du spinnst.«
    »Überleg's dir gut, Kumpel. Ich mach dir dein Leben zur Hölle. Und ich kann dir nicht garantieren, dass du heil durchs letzte Schuljahr kommst. Oder dein neuer Kumpel Kevin . . .«
    Lucas' Drohungen sind nie ein Spaß. So viel ist klar. Kevin hätte gegen ihn überhaupt keine Chance, und wenn Lucas erst merkt, dass ich auf Tina stehe, landet sie garantiert auch auf seiner Liste – nur um mir eins auszuwischen. »Lass Kevin da raus«, sage ich.
    »Auch gleich das Ufer gewechselt oder was? Ich frag mich schon, wie lange es dauert, bis der sich mal rührt. Vielleicht finde ich es ja raus.«
    Meine Gedanken rasen. »Ich mach dir einen anderen Vorschlag«, sage ich. »Wenn ich bei der Aktion mitmache . . . dann lässt du mich danach in Ruhe. Keine Prügel . . . keine Drohungen mehr. Wir . . . wir haben nichts mehr miteinander zu tun.«
    Seine Gesichtszüge verdrehen sich zu gespielter Trauer. »Du willst die Scheidung einreichen, Schatz?« Dann verwandeln sie sich wieder zu der entschlossenen Maske, die ich gewohnt bin. »Dann kriegst du aber nur ein Drittel von der Kohle.«
    »Ich will gar nichts.«
    Lucas zieht überrascht die Augenbrauen hoch.
    »Meine

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