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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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drücken. Aber ich zwinge mich, ganz selbstverständlich auf den Bürgersteig zu treten, die Tür hinter mir zu schließen und die Straße entlangzugehen.
    Ich sehe die Türme des Bankenviertels, die von Scheinwerfern angestrahlt werden. Besser, ich gehe am Hauptfriedhof und am Eschenheimer Turm vorbei, quer über den Römer und den Eisernen Steg, wo ich Lucas treffen soll. Es dürfte eine halbe Stunde dauern, wenn ich zügig laufe. Ich bin so aufgeregt, dass ich fast renne.
    In der Stadt sind noch einige Nachtschwärmer unterwegs, doch sie ignorieren mich, und ich senke den Blick, wenn mir jemand entgegenkommt. Als ich den Eisernen Steg überquere, merke ich, dass mir der Schweiß auf der Stirn steht und ich fast hechele. Es ist fünf vor halb vier – ich war schnell, und obwohl es ziemlich kühl ist, schwitze ich am ganzen Körper. Ich gehe langsamer, um wieder etwas zu Atem zu kommen.
    Lucas erwartet mich schon.
    Er sitzt auf der Treppe des Stegs auf der Sachsenhausener Seite und raucht. »Komm«, sagt er, als er über die Schulter schaut und mich erkennt. »Wird schnell gehen. Ist ein Kinderspiel.«
    Er stinkt nach Bier. »Okay«, sage ich und habe das Gefühl, völlig neben mir zu stehen, als würde ich meinem Körper zuschauen, wie er durchs nächtliche Frankfurt läuft.
    Lucas führt mich durch enge gepflasterte Gassen, in denen viele Bars und Kneipen sind. Die meisten haben geschlossen. Aber einige Clubs sind noch offen. Von irgendwo ist immer wieder ein Lachen oder ein Rufen zu hören. Schließlich biegt Lucas in eine schmale Seitengasse ein. »Da vorn«, sagt er leise.
    An der Tür angekommen wirft er mir etwas zu. Ich kann es gerade so fangen. Es ist ein kleiner, silberner Schlüssel. »Mach auf«, drängt Lucas.
    Ich will schon nach dem Türgriff greifen, da fällt mir ein einziges Wort ein: Fingerabdrücke.
    Also ziehe ich den Ärmel meiner Jacke lang, sodass meine linke Hand darin verschwindet, und drücke die Klinke, während ich mit der anderen Hand den Schlüssel umdrehe.
    Ich stoße die Tür auf und der Geruch von altem Zigarettenrauch schlägt mir entgegen. Ist wohl eine Raucherkneipe . . . Lucas drängt sich an mir vorbei in die Gaststätte. »Mach zu, schnell«, raunt er dabei.
    Ich trete ein, lasse den Schlüssel in meine Hosentasche gleiten. Von innen schiebe ich die Tür zu.
    Ich sollte die Sache abblasen. Sofort. Lucas zieht mich hier in diesen Wahnsinn rein. Das ist ein verfluchter Einbruch! Ich sage mir, dass ich ruhig bleiben muss. Keine Spuren hinterlassen. Das wird ganz schnell gehen und dann bin ich Lucas ein für alle Mal los. »Es gilt noch, was wir gesagt haben?«, frage ich leise.
    »Klar. Ich bekomme die Kohle und du hast deine Ruhe.« Sein Grinsen wird breiter.
    »Okay . . .«, sage ich.
    »Hier muss irgendwo eine Treppe sein. Oben ist dann ein Lagerraum und das Büro mit dem Safe«, sagt Lucas.
    Es ist stockdunkel in der Kneipe. Durch die Fenster an der Vorderseite fällt zu wenig Licht rein, sodass man die Stuhlbeine der umgedrehten Stühle auf den Tischen nur erahnen kann. Von einer Treppe ist nichts zu sehen.
    »Hast du eine Taschenlampe dabei?«, fragt Lucas.
    »Ich? Davon hast du nichts gesagt! Ist doch nicht mein Einbruch!«
    »Finden wir auch so«, meint Lucas ungerührt. Er stößt gegen einen Tisch und flucht leise. »Da hinten ist eine Treppe.«
    Ich glaube, etwas zu hören.
    Und im nächsten Augenblick wird mir klar, dass ich es mir nicht eingebildet habe.
    Schritte kommen näher.
    Klappernd wird ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und umgedreht. Der Vordereingang – jemand kommt rein.
    Lucas hat es auch gehört. »Runter!«, zischt er.
    Ich ducke mich hinter den Tisch.
    Jemand betritt die Gaststätte, murmelt etwas vor sich hin. Ich kann über die Tischkante hinweg nur die Silhouette eines dicklichen Mannes erkennen. Er hebt die Hand, tastet an der Wand entlang.
    Einen Augenblick später gehen flackernd alle Lampen an.
    Es muss der Besitzer der Gaststätte sein, Ulfs Vater. Er will gerade die Tür hinter sich zuschlagen, da erstarrt er.
    Er hat etwas bemerkt.
    Lucas.
    Der Tisch verdeckt ihn nur zum Teil.
    Ich bin wie gelähmt.
    Der Mann hat eine Aktentasche unter dem Arm. Er lässt sie fallen. Das Geräusch ist für Lucas wie ein Startschuss. Er stürmt hinter dem Tisch hervor. Der andere reagiert, will zur Tür raus, doch es ist zu spät.
    Ich fahre hoch und will Lucas etwas zurufen. Für den Bruchteil einer Sekunde scheint der Mann mich aus dem Augenwinkel zu

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