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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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Bäumen, um mich abzustützen.
    Achtlos kickte Lucas wieder Laub auf den toten Hund. »Wir sehen uns nachher.«
     
    Unten am Grillplatz beachtete mich niemand weiter. Ich holte mir eine Cola, setzte mich in den Schatten und schaute zum Gebäude.
    Lucas kam nicht zurück.
    Jemand bot mir eine Bratwurst an, aber ich winkte ab, ziemlich unwirsch.
    Der Schädel platzte mir fast.
    Dass Lucas gnadenlos war – keine Frage. Aber einen Hund zu töten . . . einen Dackel . . . und dannauch noch den seines Klassenlehrers. Mit dem Kerl stimmte was nicht, der musste in Behandlung. Und zwar nicht nur beim Vertrauenslehrer.
    Was sollte ich jetzt machen?
    Passi zu seinem toten Hund führen? Wenn ich das tat, würde Lucas behaupten, mit der ganzen Sache nichts zu tun zu haben. Wahrscheinlich war genau das seine Idee – mich noch weiter reinzureiten.
    Etwa eine Stunde rührte ich mich nicht vom Fleck und sah mich immer wieder nervös um, ob Lucas auftauchte. Dann kam die Gruppe der Suchenden zurück, mit Passlewski an der Spitze.
    Ich hatte keine Wahl. Er musste es erfahren.
    Passlewski war leichenblass. Er hielt etwas in der rechten Hand umklammert – so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    Ich ging ihm entgegen.
    Passi blieb auf dem Platz vor dem Landschulheim stehen und starrte ins Leere. Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Ich traute mich nicht, ihn anzusprechen, und ging zu Kevin, der besorgt dreinschaute.
    »Der Hund ist weg«, sagte er leise.
    »Was hat er da?«, fragte ich und reckte das Kinn zu Passlewski.
    »Er hat das Halsband gefunden, irgendwo imWald. Sonst nichts. Vielleicht hat ein Wildschwein den Hund erwischt.«
    Oh, nein, dachte ich. Kein Wildschwein. Etwas Gefährlicheres . . .
    Kevin ging zu Passlewski. »Äh . . . sollen wir vielleicht noch weitersuchen? In der Richtung, wo das Halsband war?«
    »Nein, ist nicht nötig.« Passi sprach so leise, dass ich ihn kaum verstand.
    Kevin schaute mich verwirrt an. Ich konnte nur mit den Schultern zucken. Passlewski schien regelrecht unter Schock zu stehen – vielleicht war es besser, ihm nicht gleich den toten Hund zu zeigen.
    Ohne ein weiteres Wort ging er ins Gebäude.
    »Du, ich bräuchte den Schlüssel wieder«, sagte ich schnell zu Kevin.
    Er nickte, holte seinen Schlüsselbund raus und gab ihn mir zurück. Ich schloss die Faust darum, schaute nach Lucas, aber er war immer noch nicht zu sehen. Also befestigte ich den Schlüssel wieder an meinem Schlüsselbund.
    Wir würden uns früh genug wiedersehen . . .

Loyalität
    Es ist der letzte Tag der Sommerferien.
    Fast vier Wochen war ich bei meinen Großeltern in der Rhön, und Frankfurt kommt mir fremd vor. Ich denke an morgen und daran, dass ich hoffentlich Tina wiedersehe.
    Ich laufe gerade durch die Nordstadt, als sie plötzlich vor mir auftaucht. Sie kommt aus der Bank an der Ecke, steckt ein paar Geldscheine in ihre Börse und hat das Handy mit der Schulter ans Ohr geklemmt. ». . . okay, dann bis gleich, Daddy«, höre ich sie sagen, dann nimmt sie das Handy runter und bleibt an der Straße stehen, wartet wohl auf ihren Vater.
    Das ist meine Chance!
    Ich bin nur noch ein paar Meter von ihr entfernt, als neben mir Reifen quietschen. Ein Moped kommt schlitternd zum Stehen. Es stinkt zum Himmel. Der Helm des Fahrers ist verschrammt, als hätte er schon mehrere schwere Unfälle überstehen müssen. Hinter dem verschmierten Visier blitzen Augen, die ich nur zu gut kenne.
    Lucas.
    »Da bist du ja. Steig auf«, fordert er.
    Ich werfe Tina einen Blick zu. Lucas' Ankunft ist ihr nicht entgangen. Wir schauen uns einen Augenblick lang in die Augen, ich winke ihr kurz zu, aber da hat sie sich schon abgewendet und geht die Straße entlang, weg von uns.
    Dann schaue ich wieder zu Lucas, verfluche ihn innerlich. »Warum?«
    »Brauch deine Hilfe. Komm schon.«
    »Ich hab keinen Helm.«
    Lucas funkelt mich an, dreht den Gashebel und lässt ruckartig die Kupplung los. Das Moped macht einen Satz auf den Bürgersteig, dann würgt Lucas es ab und bockt es mit einer Bewegung nach hinten auf. »Komm mit«, meint er, legt den Arm um mich und zieht mich in die nächste Nebenstraße. Als wir einbiegen, schaue ich noch mal zurück. Tina steigt gerade in ein silbernes Auto und redet mit ihrem Vater.
    Ich winde mich aus Lucas' Griff. »Was gibt's?«, frage ich und versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie sauer ich wegen der verpassten Chance bin.
    Lucas nimmt den Helm ab und streicht mit der anderen Hand sein

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