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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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und nach wenigen Sekunden war nicht einmal mehr sein Umriss zu sehen.
    »Los, weiter«, drängte Tina. »Bevor tatsächlich noch ein Wildschwein auftaucht.«
    Wir setzten uns wieder in Bewegung. »Hattest du in deiner Kindheit irgendeine seltsame Begegnung mit einem Wildschwein oder was?«
    »Ich mag die Viecher einfach nicht . . .«
     
    Es dauerte nicht mehr lange, bis wir wieder beim Landschulheim ankamen. Fast rechnete ich damit, dass alles hell erleuchtet wäre und Passlewski draußen nach uns suchte, aber hinter keinem Rollladen war Licht.
    Als wir zur Veranda schlichen, holte Tina den Schlüssel raus, aber die Tür war gar nicht abgeschlossen. Wahrscheinlich hatte Noel sie offen gelassen. Wir gingen rein und ließen die Tür angelehnt zurück.
    Auch im Gemeinschaftsraum war es dunkel. Nur im Flur brannte Licht. Aber es war kein Geräusch zu hören – ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass noch irgendjemand Lust auf nächtliche Aktivitäten hatte . . .
    Wir schlichen ins Treppenhaus, gingen in denersten Stock, wo Tina mir einen letzten Kuss auf den Mund drückte und mit Janka in ihrem Zimmer verschwand.
    Oben bei uns spielten Kevin und Olaf Karten und benutzten Noels Notebook dazu als Unterlage.
    »Beehrst du uns auch mal wieder?«, begrüßte mich Kevin – noch immer gut angeheitert. »Passi war vor einer Stunde oder so hier. Ich hab gesagt, du wärst auf dem Klo.«
    »Danke.«
    »Hab mir schon gedacht, dass du ein Schäferstündchen hast.« Kevin grinste mich an.
    »Was?«
    »Na komm . . . mit wem warst du wohl in den Büschen?«
    Olaf sah mich von der Seite an. Seine Mundwinkel zuckten.
    »Ich . . . Moment, nein, wir waren mit Janka unten im Dorf, also Tina und ich.«
    »Siehste.« Kevins Grinsen wurde breiter.
    Ich winkte ab. Morgen würde Janka sicher nicht mehr so diskret sein wie vorhin und dann wüssten sowieso alle Bescheid.
    Ich spürte noch Tinas Lippen auf meiner Wange und ließ mich aufs Bett fallen. Nur noch ein paar Stunden schlafen . . . dann ging es wieder nach Hause. Endlich.

Böses Erwachen
    Dass es ein Albtraum war, wusste ich genau. Aber trotzdem konnte ich ihm nicht entkommen.
    Es war stockdunkel. Ich war allein im Wald unterwegs – der Wald, in dem das Landschulheim stand. Der Geruch von Laub und Moos hüllte mich ein. Ich war von der seltsamen Gewissheit erfüllt, die man manchmal in Träumen hatte – nämlich dass alles nicht echt war. Aber gleichzeitig hatte ich Angst, als wäre ich in körperlicher Gefahr.
    Als wäre ich doch nicht allein.
    In absoluter Dunkelheit ging ich durch den Wald. Wurde immer schneller, bis ich rannte. Den Wurzeln und Steinen wich ich elegant aus und unter Ästen duckte ich mich weg. Ich war eins mit dem Wald. Schneller, immer schneller . . .
    Bis ich schließlich flog.
    Der Wind zerzauste meine Haare und zerrte an meinen Kleidern. Noch immer strampelte ich in der Luft, als würde ich rennen, obwohl ich hoch über den Baumwipfeln durch die Luft glitt. Der Wald untermir war jetzt taghell erleuchtet. Kurz wunderte ich mich darüber.
    Dann prallte ich gegen einen Berg.
    Der graue Fels tauchte plötzlich vor mir auf, ich knallte dagegen und stürzte in die Tiefe, wurde aber nicht am Waldboden zerschmettert, sondern fand mich stehend wieder.
    Nur langsam kam ich zu Atem, als ich es hörte.
    Das Knurren ging mir durch Mark und Bein.
    Es kam von irgendwo hinter mir. Und es musste von einem riesenhaften Wesen stammen.
    Panik überkam mich. Das Knurren wurde lauter. Mit all meiner Willenskraft drehte ich den Kopf.
    Ein Wildschwein stand hinter mir. Es roch nach Moder und Erde und ich konnte den Blick nicht von seinen riesenhaften Hauern wenden.
    Aus seinem Maul züngelten Flammen. Doch es schien sich nicht an dem Feuer zu stören. Es rührte sich nicht. Das Wildschwein stand einfach da, starrte mich mit goldenen Augen an, während das Feuer aus seinem Maul immer höher loderte und dunkler Qualm aufstieg. Der Rauch umfing mich, ließ meine Augen tränen. Und ich musste husten.
    »Hey«, sagte das Wildschwein.
    Aber es hatte sein Maul nicht bewegt.
    »Hey!«, wiederholte es und ein Erdbeben rüttelte mich durch.
    Endlich wachte ich auf.
     
    Es war Kevin, der mich geschüttelt hatte. Die Deckenlampe war angeschaltet und blendete mich. Ich kniff die Augen zusammen.
    »Hey, wach auf, Mann!«
    Ich versuchte die Bilder des Traums abzuschütteln. »Was'n los . . .«, murmelte ich und hustete, um den Qualm aus dem Traum loszuwerden.
    »Raus hier! Schnell!«
    Langsam

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