Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
ihnen was.«
»Ach, das ist ja schrecklich.«
»Das ist die raue Wirklichkeit! So haben Frauen wie ich sich immer schon durchgeschlagen. Irgendwer schenkt dir Einkaufsgutscheine vom Gartencenter oder von einer Buchhandlung zum Geburtstag und du hebst sie auf, um deine Weihnachtseinkäufe damit zu machen.«
»Aber hattest du nie das Gefühl, dass du selbst viel zu kurz kommst? Macht dich das gar nicht wütend?«
»Doch, manchmal schon. Meistens war ich einfach nur froh und glücklich, wenn ich kein Geld ausgeben musste, das ich gar nicht hatte. Weißt du, im Grunde gab’s nur eine Sache, die ich wirklich wollte, als die Kinder klein waren. Und das wär für kein Geld der Welt zu haben gewesen.«
»Was?«
»Genug Schlaf. Arme Juno. Ich darf gar nicht dran denken, was ihr bevorsteht.«
Sylvia war nie besonders gut mit Juno ausgekommen und war auch jetzt nicht in der Stimmung, Mitgefühl für sie zu empfinden. »Tja, Neugeborene machen die Leute aggressiv. Hast du die Sache mit John Campbell gehört?«
»Der aus Marys Klasse?«
»Na ja, jetzt ist er in Harrys Klasse, aber wir meinen denselben.«
»Nein. Was ist mit ihm?«
»Seine Mutter hat ein Baby bekommen und er hat eine Woche in der Schule gefehlt. Keine Entschuldigung, kein Anruf, nichts. Es stellte sich heraus, dass er ein blaues Auge hatte.«
»Na und? Damit hätte er doch wohl zur Schule kommen können, oder nicht?«
»Schon. Aber seine Mum hat es nicht erlaubt. Anscheinend«, fuhr sie mit gesenkter Stimme fort, obwohl sie allein im Haus waren, »hat ihr neuer Mann es getan. Zu viele schlaflose Nächte. Das hat ihn kribbelig gemacht und er hat’s an John ausgelassen.«
»Oh, wie grauenhaft.«
»Tja. Mit Stiefvätern ist das eben immer so eine Sache. Ich hab da mal einen Fernsehfilm über Löwen gesehen. Und da haben sie gesagt, die männlichen Löwen töten immer die Jungen, die die Löwin aus einer früheren Beziehung hat ...«
»Sylvia, ich weiß nicht, ob ›Beziehung‹ im Zusammenhang mit Tieren das richtige Wort ist. Sie haben doch keine Beziehungen in dem Sinne ...«
»Na ja, aber im Grunde ist der Unterschied nicht so groß, oder? Es hat irgendwas mit einem Selbsterhaltungsgen zu tun. Es löst beim männlichen Geschlecht den Trieb aus, die Gene der anderen zu vernichten.«
»Ich wusste gar nicht, dass du so ein Fan von Tierfilmen bist.«
»Bin ich auch nicht. Aber wenn ich meine Mutter besuche, müssen wir sie immer ansehen, denn das ist das Einzige, was meinen Stiefvater interessiert. Da, noch ein Beispiel!«
»Wenn er dich zwingt David Attenborough anzugucken, ist das nicht gerade Kindesmisshandlung, oder? Ich seh ihn eigentlich ganz gern.«
»Darum geht es doch gar nicht! Was ich meinte, war, dass Stiefväter sich nur selten für ihre Stiefkinder erwärmen können.«
»Oh, ich bin sicher, das ist nicht wahr!« Sie suchte in ihrem Gedächtnis nach einem Beispiel, das die These widerlegte, aber ihr fiel einfach keines ein.
»Nach meiner Erfahrung ist es so«, beharrte Sylvia. »Zu allen anderen Leuten ist er sehr nett. Nur mich kann er nicht ausstehen.« Sie lachte. »Aber Fulham liegt so günstig, wenn man zum Einkaufen nach London will, darum ignoriere ich ihn einfach und besuch sie immer noch.«
Althea kicherte. »Komm, lass uns Tee trinken.«
Sylvia konsultierte ihre Uhr. »Es ist nach sechs. Wir könnten eine Flasche aufmachen.«
»Ich hab aber leider keine Flasche. Du hast die Wahl zwischen Tee oder gar nichts.«
»Du lieber Himmel, Ally, mir war nicht klar, wie schlimm es steht.«
»Richtig schlimm steht es erst dann um mich, wenn ich anfange selber Wein anzusetzen. Solange ich darauf verzichten kann, ist alles in Ordnung.«
»Mum! Post!«, rief Merry aufgeregt die Treppe hinauf.
»Was ist es denn?«, nuschelte Althea zurück, den Mund voller Zahnpasta.
»Von diesen Wettbewerbsleuten. Du weißt schon, dieses Garten-Dingsda.«
Althea spülte sich den Mund aus, fuhr mit dem Handtuch darüber und ermahnte sich, nur ganz ruhig zu bleiben. Es konnte sich nur um einen Brief handeln, in dem man bedauerte ihr mitteilen zu müssen, dass leider ... Aber so lange sie es nicht mit Sicherheit wusste, durfte sie noch hoffen. Sie galoppierte die Treppe hinunter.
»Gute Neuigkeiten?«, fragte Merry wenig später.
Althea nickte, las noch einmal und versuchte es in ihren Kopf zu bekommen. »Ich bin unter den letzten drei, eine von den drei Leuten, die ihren Garten in Chelsea ausstellen dürfen.«
»Super!«, rief Merry
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