Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
Gleichgewicht hielt, war weniger willig. Merry trug Bozos Körbchen in der vergeblichen Hoffnung, der Hund werde sich artig hineinlegen. Sie ließ es fallen und warf mit aufrichtiger Freude die Arme um ihre Großmutter. Granny Vanessa kam mit Mädchen besser zurecht als mit Jungen.
Juno war in der Küche. Ihr Gesicht war gerötet und sie wirkte erschöpft. Althea erinnerte sich an die Weihnachtsfeste, zu denen sie schwanger gewesen war. Der Anblick von all dem Truthahnfett war ihr immer so widerlich erschienen, dass sie sich jedes Mal übergeben musste, nachdem sie den Braten begossen hatte. Althea setzte ihre Fracht auf dem Küchentisch ab.
»Liebling.« Sie küsste ihre Schwester. »Du siehst ganz erledigt aus. Geh und setz dich hin.«
»Ja, ich fühle mich wirklich nicht besonders wohl. Kenneth hat den Truthahn gemacht, aber die Kartoffeln sind noch nicht im Ofen und wir müssen doch unsere Geschenke noch auspacken.«
Althea erinnerte sich, dass ihr das auch immer zu viel gewesen war. »Was ist mit dem Tee?«
»Der Tisch ist gedeckt. Du musst nur noch den Kessel aufsetzen und den Tee aufgießen. Wenn du nur vorher die Kartoffeln schälen könntest? Die Hackfleischpasteten stehen warm.«
»Du wirst dich jetzt erst mal setzen«, drängte Althea. »Ich will nur eben Daddy und Kenneth begrüßen, dann mach ich mich ans Werk.«
Ausnahmsweise tat Juno einmal, was ihr gesagt wurde. Aber Erschöpfung, Übelkeit und ein Sessel machten sie nicht nachgiebiger. Sie bestand darauf, dass alles exakt so gemacht wurde, wie sie es selbst getan hätte, wäre sie in der Lage gewesen. Althea machte den Tee, vergaß weder das Teesieb noch die Zuckerzange und danach wurden in festgelegter Reihenfolge die Geschenke ausgepackt. Die Jüngste machte den Anfang, öffnete ein Geschenk, faltete das Weihnachtspapier säuberlich zusammen und schrieb auf einen Zettel, was es war und von wem sie es bekommen hatte. Dann war der Zweitjüngste an der Reihe und so weiter.
Es dauerte Stunden. Ihre Mutter hatte sämtliche Geschenke mitgebracht, die sie und ihr Mann bekommen hatten, und da Mrs Kent mit einer enormen Anzahl von Leuten Weihnachtsgeschenke austauschte, hatte sie viel mehr zu öffnen als alle anderen. So waren Altheas Kinder gezwungen zuzuschauen, während ihre Großmutter nicht enden wollende Päckchen mit Badetabletten, Duftkräutern und stoffbezogenen Kleiderbügeln auspackte. Rupert und Merry fingen an zu streiten und Althea musste fortwährend aufspringen, um Tee nachzuschenken oder um zu sehen, ob die Kartoffeln endlich fertig gekocht waren und in die Röhre konnten. Ihr Vater hielt ein Nickerchen. Als das letzte handbestickte Beutelchen zum Aufbewahren von Plastiktüten gebührend bewundert worden war und der vergnügliche Teil des Tages somit vorüber, saugte Althea auf Junos Bitte hin den Wohnzimmerteppich und fragte sich insgeheim, ob Juno nicht ein bisschen zu viel Aufhebens um ihren Zustand machte.
Als sie fertig war, bot sie an, den Tisch zu decken, denn das war immer noch besser als herumzusitzen und höfliche Belanglosigkeiten auszutauschen. Aber ihre Mutter intervenierte.
»Ich mache das, Liebling. Heute ist ein besonderer Anlass.«
»Können wir ins Arbeitszimmer gehen und fernsehen?«, fragte Rupert.
»Da müsst ihr mit Kenneth reden«, erwiderte Althea. »Mutter, ich weiß wirklich, wie man einen Tisch deckt.«
»Davon bin ich überzeugt, Liebes, aber ich werde niemals vergessen, wie du die Messer mit der Schneide nach außen aufgelegt hast. Mrs Higgins kam zum Lunch und es war mir so entsetzlich peinlich.«
»Mummy! Ich war zehn Jahre alt!«
»Also bitte, wenn du darauf bestehst. Ich wollte nur helfen.«
Juno hatte ein bisschen gedöst, aber jetzt wachte sie plötzlich auf und hievte sich aus ihrem Sessel. »Ich mach es am besten selbst. Althea versteht nichts davon und Mummy deckt die Dessertlöffel immer falsch.«
»Unsinn! Es ist so schrecklich gewöhnlich, wie du es machst ...«
Althea verzog sich in die Küche und fing mit dem Rosenkohl an. Sie hätte doch irgendwie ganz gern gewusst, was es war, das sie mit Messern und Gabeln anstellte, das so indiskutabel war. Und sie fragte sich, welche der beiden willensstarken Frauen den Sieg in der Löffelfrage davontragen würde. Sie war gerade fertig mit dem Rosenkohl, als Kenneth hereinkam.
»Althea? Ich glaube, Juno braucht dich.«
Kenneth hatte sich bislang durch stoische Gelassenheit hervorgetan, Althea mit Drinks versorgt, den Truthahn begossen,
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