Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
ihr Gepäck in Fulham bei Sylvias Eltern gelassen. Jetzt stand sie in der Halle des U-Bahnhofs Sloan Street und kam sich vor wie eine richtige Landpomeranze. Sie traute sich noch nicht so recht, sich in diese fremde Welt da draußen zu stürzen, eine Welt, die vornehmlich aus eilenden Füßen und Regenschirmen zu bestehen schien. Ein Wald aus Regenschirmen, alle in geeigneter Höhe, um den Unachtsamen die Augen auszustechen. Die Menschen um sie herum schienen genau zu wissen, wohin sie wollten und was sie taten, und Althea fürchtete, wenn sie noch länger zögerte, würde sie früher oder später einfach niedergetrampelt.
Und auch wenn es dem Wetter durchaus angemessen war, fühlte es sich doch irgendwie nicht richtig an, in Gartenmontur durch London zu stiefeln. Die Leute auf der Straße trugen geschniegelte graue Anzüge und dunkelblaue Regenmäntel oder solche aus durchsichtigem Plastik über eleganten, kurzen Röcken. Hier und da entdeckte sie auch einen Turban, der meistens mit einem eleganten Wollmantel, wetterfesten Halbschuhen und ledernem Aktenkoffer einherging. Aber sie sah niemanden in geschnürten Wanderstiefeln, weiten Schlabberhosen und wattierter Windjacke, die, selbst als sie neu war, nicht so ausgesehen hatte, als sei sie von Barbour.
Sie kam sich schon wie ein Versager vor, weil sie die U-Bahn genommen hatte und nicht den Bus, wie Sylvias Mutter empfohlen hatte. Althea traute den Bussen nicht, man wusste nie, wann man aussteigen musste. Die Namen der U-Bahn-Stationen standen hingegen für jedermann sichtbar an den Wänden der Bahnhöfe, sodass man Bescheid wusste, wann man angekommen war. Sie atmete tief durch, zog sich die Kapuze über den Kopf und stürzte sich ins Getümmel. Sie ging, so hoffte sie wenigstens, in Richtung Royal Hospital Grounds. Sie war zwar schon einmal auf der Chelsea Flower Show gewesen, aber da hatte eine Freundin sie mitgenommen, und sie konnte sich nicht mehr an den Weg erinnern. Sie hatte einen Stadtplan in der Jackentasche, wollte ihn in dieser Sintflut aber nicht hervorholen.
Man hatte ihr mitgeteilt, wann sie sich mit dem Organisator des Wettbewerbs, ihren Mitbewerbern und der kleinen Gruppe von Hilfskräften, die ihnen zustanden, treffen sollte, aber sie wusste nicht genau, wo dieses Treffen stattfinden sollte.
Es kann nicht so schwer sein, sie zu finden, sagte Althea sich und riskierte im Schutz der Markise vor einem Laden einen schnellen Blick auf den Stadtplan. Im Schaufenster lagen handgeschneiderte Westen. Jedes Stück kostete mehr, als Althea in einem ganzen Jahr für Kleidung ausgab. Teure Gegend. Sie musste auf dem richtigen Weg sein.
Schließlich stand sie vor dem weitläufigen öffentlichen Park, der nun bald mit viel harter Arbeit und einem gewissen Maß an Zauberkunst in die Chelsea Flower Show verwandelt werden würde. Erste Anzeichen dieser Metamorphose waren schon sichtbar. Kleine Trauben von Menschen in Overalls standen zusammen, hielten Seile in den Händen, riefen sich Anweisungen zu, winkten rückwärts fahrende Fahrzeuge ein. Lastwagen fuhren die Parkwege entlang, auf ihren Ladeflächen standen Holzkisten, die mit Plastikfolie abgedeckt waren. Bretter, Gerüststangen und Steine stapelten sich in regelmäßigen Intervallen um den großen Platz, wo ein gewaltiges Zelt errichtet werden sollte. Lieferwagen von Gartenbaufirmen, städtischen Gartenämtern aus dem ganzen Land, Holz- und Torflieferanten machten einen erschreckend professionellen Eindruck. Ein Zelt stand bereits und eine lange Menschenschlange hatte sich davor gebildet. Es war der Kaffeestand.
Wo soll ich jetzt hin? Vorsichtig linste sie unter dem Rand ihrer Kapuze hervor und sah sich um. Sie müssen hier irgendwo sein. Sie begab sich auf einen Rundgang. Mit etwas Glück würde sie zwei weitere Figuren entdecken, die einen ebenso verlorenen Eindruck machten wie sie selbst.
Althea lächelte jeden hoffnungsvoll an, der ihr entgegenkam. Es waren nicht viele, und obwohl sie alle ihr Lächeln erwiderten, trat keiner auf sie zu und sagte »Sie müssen Althea sein.« Sie kam an einer langen Reihe von Porzellantoiletten vorbei, es waren Hunderte. Sie wirkten wie das preisgekrönte Exponat eines Skulpturwettbewerbs. Sie sah einen Tieflader, der einen alten Leiterwagen und den gewaltigen Stamm einer ausgewachsenen Eiche brachte. Ihre Stimmung besserte sich. Zweifellos würde ihr Garten langweilig und armselig wirken neben so viel Einfallsreichtum, aber es war sicher faszinierend, zu sehen, wie
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