Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
durch Frankreich um ihn gekümmert, seine Stirn mit Eau de Cologne abgetupft und darum gerungen, ihr eigenes Mittagessen bei sich zu behalten, während er seines von sich gab. Althea war schon unausgeschlafen gewesen, als sie aufbrachen, jetzt fühlte sie sich, als werde sie im nächsten Moment umkippen. Die Kinder hingegen schienen noch genug Energie zu haben, um die Nacht durchzufeiern.
Geoffrey Conway und Patrick, die sicher sein konnten, nicht nach Erbrochenem zu riechen, begrüßten die Lehrer der Gastschule und gingen mit ihnen voraus. Althea war weitaus weniger sicher und machte vorsichtshalber Gebrauch von Julie Coulthards Dutyfreeparfüm, ehe sie langsam folgten. Sie ließen den Kindern den Vortritt, die neugierig vorwärts drängelten.
In der Eingangshalle der Schule war ein großes Fest im Gange. Blumenvasen standen auf jedem noch so kleinen freien Platz auf den Tischen, die mit Platten voller Köstlichkeiten bedeckt waren. Britische und französische Flaggen zierten die Wände.
Julie war augenblicklich von ihren französischen Gastgebern mit Beschlag belegt worden, aber für Althea interessierte sich niemand. Sie kam sich vor wie ein evakuierter Flüchtling. Sie lächelte vage in die Runde, versuchte liebenswürdig und zugänglich zu wirken, und fühlte sich plötzlich sehr verlassen. Patrick stand von Geoffrey flankiert in einer Traube von Lokalgrößen. Hätte Sylvia doch nur mitkommen können, dachte sie. Dann hätten sie schon ihren Spaß gehabt.
»Bitte«, sagte eine Stimme. »Essen.« Eine freundliche Französin schob Althea zu einem Tisch hinüber, wo Teller mit Quiches, Pasteten, Baguettes, exotischen Kuchen und Sahnetorten um Aufmerksamkeit rangen. Die Kinder hatten alle schon ihre Gastfamilien gefunden und verschmolzen ohne die geringsten Schwierigkeiten mit ihren französischen Altersgenossen. Sie beluden sich mit Proviant und stürmten dann auf den Schulhof hinaus, um Fußball zu spielen. Ein Junge trug ein ganzes Baguette, wenigstens dreißig Zentimeter lang, gefüllt mit Schinken und Salat. Althea stellte ohne jede Überraschung fest, dass es der kleine Kerl war, der sich seit Calais unaufhörlich übergeben hatte.
»Hallo.« Patrick stand plötzlich neben ihr und drückte ihr ein Glas Champagner in die Hand. »Ich habe gerade kurz mit dem Schuldirektor gesprochen. Es ist wohl so, dass die Dame, bei der wir wohnen sollen, Krankenschwester ist. Derzeit ist sie auf Nachtschicht und sie konnte nicht freinehmen, um uns zu begrüßen. Wie es aussieht, sollen wir mit Geoffrey beim Direktor und seiner Frau zu Abend essen. Dann fährt der Direktor uns zu unserem Domizil. Irgendwer hat unser Gepäck schon hingebracht.«
»Oh.« Das war wirklich so typisch Mann, ihr erst die Sorge für seinen erbrechenden Schützling zu überlassen, dann mit dem Begrüßungskomitee zu verschwinden und schließlich herüberzuspazieren und ihr in aller Seelenruhe zu berichten, dass sie vor vollendeten Tatsachen stand. Aber sie hatte vermutlich kein Recht, irgendetwas anderes zu erwarten. »Es scheint mir ein bisschen unhöflich, mitten in der Nacht bei ihr aufzukreuzen, ohne wenigstens vorher Hallo zu sagen«, meinte sie. »Und weiß sie denn überhaupt, dass wir zwei Zimmer brauchen und so weiter?«
Patrick hob langsam die Schultern. »Ich denke, doch«, sagte er gleichmütig. »Geoffrey versichert, dass er alles geregelt hat. Und ich habe dem Schuldirektor gesagt, wir seien nicht verheiratet, und er meinte, das sei kein Problem. ›C’est pas grave‹ waren seine Worte.«
»Das kann alles heißen«, murmelte Althea, bedrückt vor Müdigkeit und vom Champagner.
Patrick legte eine große Hand auf ihre Schulter. »Ich bin sicher, es wird alles klappen. Sehen Sie, da drüben ist der Directeur. Er winkt. Vermutlich ist es Zeit fürs Abendessen.«
»Ich kann nichts mehr essen«, beteuerte Althea. Es hatte sie schon Mühe gekostet, den einen Käsewürfel herunterzuwürgen, den sie aus Höflichkeit genommen hatte.
Patrick verzog das Gesicht. »Tut mir leid, aber es wird Ihnen wohl nichts anderes übrig bleiben. Francine, das ist die Frau des Direktors, hat mir zu verstehen gegeben, dass sie seit Tagen gekocht hat.«
Kapitel 4
N ach einer nervenaufreibenden Fahrt im Wagen des Schuldirektors, auf der Rückbank zusammengepfercht, kamen sie schließlich zu dessen Haus. Es blieb ihnen gerade eben Zeit, sich die Hände zu waschen, ehe der nächste Champagnerkorken knallte.
Althea hätte am liebsten in einer Sofaecke
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