Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
entschuldigte sich für ihr miserables Französisch und setzte sich an den Tisch, der mit Kaffeekannen, Körben voller Croissants und einem riesigen Hefekuchen auf einem Geschirrtuch beladen war. Bis Althea endlich klargemacht hatte, dass sie nichts weiter als eine Schale Kaffee und ein Croissant wollte, fühlte sie sich schon gerädert.
Madame redete schnell und äußerst angeregt auf Patrick ein, der die Schultern hob und sie an Althea verwies. Madame schien verwirrt, wandte sich dann aber an Althea und sprach im selben Tempo weiter. Althea erklärte, ihr Mann spreche leider fast gar kein Französisch, und flüchtete sich zu einem zweiten Croissant. Niemand konnte erwarten, dass sie sprach, während sie aß, auch nicht Madame, deren Persönlichkeit ebenso großzügig zu sein schien wie ihre Oberweite.
»Das war anstrengend«, sagte Patrick auf dem Weg zur Schule. Sie beeilten sich. Ihr Bus erwartete sie zu einer Rundfahrt durch die malerische Umgebung des kleinen Städtchens und sie waren spät dran.
»Damit hab ich gerechnet«, keuchte Althea. Sie musste laufen, um mit ihm Schritt zu halten.
»Ja, ich eigentlich auch.« Patrick legte zwar keinen so großen Wert auf Pünktlichkeit wie sie, hatte aber trotzdem ein forsches Tempo angeschlagen.
»Warum sind Sie dann mitgefahren?« Für sie war dieses Wochenende eine willkommene Chance gewesen, einmal »rauszukommen«. Es war zum Teil Arbeit, zum Teil Vergnügen, es ging nach Frankreich und abgesehen vom Taschengeld war es auch noch kostenlos. Und wäre Sylvia wie geplant mitgekommen, dann hätte Althea sicher richtig viel Spaß gehabt. Jetzt, da sie Patrick zum Zimmergenossen hatte, war »Spaß« nicht mehr ganz zutreffend.
»Persönliche Gründe.« Er ließ es bedeutungsvoll klingen. Ganz sicher sollte es ihr aber wohl sagen, dass er nicht weiter ins Detail gehen wollte.
»Oh.« Althea brannte vor Neugier, aber sie beherrschte sich. »Da, sehen Sie nur, wie diese Ziegel dort hängen. Es sieht aus, als sei das ganze Dach abgerutscht, wie zerlaufene Buttercreme.«
»Ah ja.« Mit seinen Gedanken war er bei einem ganz anderen Thema. »Hören Sie, Althea, wir müssen sehr vorsichtig sein mit dem, was wir sagen, falls irgendjemand nach unserer Unterkunft fragt.«
»Falls jemand fragt? Was denken Sie sich? Es wird das Hauptgesprächsthema sein! ›Was gab es zu essen und wie ist dein Zimmer?‹« Sie unterbrach sich, um Atem zu schöpfen. »Ich schätze, uns bleiben hundert Meter, um ein Zimmer für Sie zu erfinden. Ich behalte das, wo wir geschlafen haben, weil ich mit Sicherheit öfter gefragt werde.«
»Einverstanden. Also, was sagen wir? Dachkammer?«
»Nicht bei einem Bungalow, nein. Ein kleiner Raum, der hinter der Garage angebaut ist. Einzelbett, nackte Glühbirne an der Decke, nicht sehr komfortabel. Okay?«
»Ich denke, ja. Und ich hatte nur ein Kissen. Und das Bett ist eine Idee zu kurz.«
Althea zog eine Braue hoch und warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. »Das können Sie ziemlich gut, oder? Schwindeln und so tun, als ob?«
»Manchmal verblüffe ich mich selbst.«
Auf jeden Fall verblüffte er Althea. Die Lügen kamen ihm ohne jede erkennbare Mühe über die Lippen, als er Geoffrey Conway erzählte, Althea habe freiwillig in dem kleineren Zimmer schlafen wollen, aber er habe darauf bestanden, dass sie das Doppelbett ganz für sich allein haben solle.
Geoffrey führte Patrick unter einem Schwall untertäniger Huldigungen davon und Althea ging auf, dass sie ihn vermisste. Sie wollte ihn an ihrer Seite, nicht an Geoffreys oder noch schlimmer in den jugendlichen Klauen von Julie Coulthard, die sich in der Sekunde auf ihn stürzte, als Geoffrey von ihm abließ.
Die Männer anderer Frauen waren für Althea immer ein absolutes Tabu gewesen. Ein hehres moralisches Prinzip, dem treu zu bleiben ihr schon allein deswegen nie schwer gefallen war, weil sie an den Männern ihrer Freundinnen nie auch nur das leiseste Interesse gehabt hatte. Aber Patrick war attraktiv, Topaz war sehr weit weg und die Tatsache, dass sie Verschwörer waren, dass sie zusammen eine Lügengeschichte aufrechterhalten mussten, gab ihr ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Doch das nutzte ihr überhaupt nichts. Sie konnte weder besitzergreifend seinen Arm nehmen, noch darauf bestehen, im Bus neben ihm zu sitzen, sie konnte ihn auch nicht anstupsen, um ihn auf das aufmerksam zu machen, was sie gerade sah, so sehr sie auch wünschte, all diese Dinge zu tun. Sie musste sich damit
Weitere Kostenlose Bücher