Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
begnügen, seine breiten Schultern und seinen athletischen Gang aus der Ferne zu bewundern.
Im Gegensatz zu Lorraine. Lorraine war in sehr kurzen Shorts, schwarzen Nylonstrümpfen und klobigen Stiefeln aufmarschiert und hatte nicht die geringsten Skrupel. Mit ihren elf Jahren strahlte sie das siegessichere Selbstvertrauen einer Neunzehnjährigen aus und sie war fest entschlossen, Darren ihrer langen Liste von Eroberungen hinzuzufügen. Darren ging auf »die andere Schule« und das verlieh ihm den Reiz des Fremden und Geheimnisvollen, mit dem Lorraines eigene Klassenkameraden nicht konkurrieren konnten. Außerdem hatte er während der Busfahrt am Vortag alle Herausforderer im Armdrücken besiegt und sich somit endgültig ihrer Aufmerksamkeit würdig erwiesen.
Mit einer Mischung aus Entsetzen und Neid beobachtete Althea, wie Lorraine ihr Zielobjekt ins Visier nahm und ihm augenblicklich folgte, als er aus dem Bus stieg. Die übrigen Mädchen ihrer Gruppe waren genauso gespannt zu sehen, ob Lorraine Erfolg beschieden war, wie Althea selbst. Es war einfacher, ihnen zu folgen, als zu versuchen sie zurückzuhalten. In dem Bewusstsein, wieder einmal den leichten statt den rechten Weg gewählt zu haben, schlich sie mit den anderen Lorraine hinterher.
Auch Patricks Jungen spazierten in die Richtung, die Lorraine und Darren eingeschlagen hatten. Sie hatten nur eine halbe Stunde, um den »typischen französischen Wochenmarkt« zu erkunden, zu dem der Bus sie gebracht hatte. Es galt also darauf zu achten, dass alle Kinder Gelegenheit fanden, ihre Souvenirs zu kaufen, aber nicht verloren gehen konnten.
Althea war gerade damit beschäftigt, einem ihrer Mädchen bei der Wahl zwischen zwei Paaren billiger Ohrringe zu helfen, eine Aufgabe, die mehr Zeit in Anspruch zu nehmen drohte als die Decke der Sixtinischen Kapelle zu bemalen. Plötzlich hörte sie Patrick fluchen. Sie wandte sich um und sah, dass er sich mit erstaunlicher Schnelligkeit einen Weg durch das dichte Gewühl bahnte.
»Was ist passiert? Habt ihr irgendwas gesehen?«
»Es war Darren, Miss«, erklärte einer der Jungen. »Er und das Mädchen sind abgehauen.«
»Oh nein!« Um ein Haar hätte Althea mit dem Fuß aufgestampft. Warum hatte sie sie nicht besser im Auge behalten? Es war alles ihre Schuld. Jetzt würden Darren und Lorraine den Bus verpassen, sie würde auf sie warten müssen und dann konnten sie zusehen, wie sie zu ihrem Dorf zurückkamen. Geoffrey Conway hatte klar und deutlich gesagt, was diejenigen erwartete, die trödelten: Wer zu spät kam, würde weder die Windmühle noch die tiefste Kanalschleuse Europas zu sehen kriegen. Diese Attraktionen wollten sicher auch die erfahrensten Weltenbummler unter ihnen um keinen Preis versäumen – jedenfalls glaubte er das.
Es war wirklich nett von Patrick, dass er sich auf die Suche nach den Ausreißern gemacht hatte, aber es konnte keinen Zweifel geben, wer für den Vorfall verantwortlich war. Darum würde auch sie es sein, die auf sie warten musste.
Niedergeschlagen führte sie ihre und Patricks Gruppe durch die Gasse zwischen den Marktständen zum Bus zurück. Weder Patrick noch die beiden Ausreißer waren dort. Althea blieb nichts weiter übrig, als Geoffrey Conway zu gestehen, was passiert war, und sie musste sich dann seinen Vortrag über Leute anhören, die nicht in der Lage sind, in einer Gruppe ihnen anvertrauter Kinder Disziplin zu halten.
»Wirklich, Mrs Farraday« – er hatte sich nie so richtig wohl dabei gefühlt, sie beim Vornamen zu nennen, und war froh, dass er jetzt einen Anlass hatte zur förmlicheren Anrede zurückzukehren – »Mr Edwards hat mir versichert, Sie seien sehr verantwortungsbewusst im Umgang mit Kindern. Ich bin enttäuscht von Ihnen.«
Althea kochte, aber sie sagte nichts. Nicht einmal mit ihren Kindern hätte sie so gesprochen, geschweige denn mit einem Erwachsenen. Patrick sammelte Minuspunkte. Nur er war Schuld, dass sie diese Erniedrigung über sich ergehen lassen musste. Er mochte noch nichts davon wissen, aber sie machte ihn allein für dieses ganze Fiasko verantwortlich.
Während Geoffrey befahl, die Kaugummis auszuspucken und in den Bus zu steigen, weil es Zeit zum Aufbruch sei, machte Althea sich selbst auf die Suche nach ihren verlorenen Schäfchen. Sie wusste, Geoffrey Conway würde nicht ohne Patrick losfahren, wenn er auch alle anderen bedenkenlos zurückgelassen hätte.
Sie sah sie aus einer Bar kommen. Patrick hielt ein dickes, unförmiges Paket unterm
Weitere Kostenlose Bücher