Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
gewesen wäre ihn wahrzunehmen. Aber wie immer entgingen ihm die Gefühle seiner Mitmenschen. »Bitte«, sagte William. »Wenn du unbedingt einen Dieb in deinen Mund lassen willst, der dir dein Gehirn stiehlt ...« Und damit wandte er sich ab.
Im Küchenschrank stand noch eine Schachtel mit Schokostäbchen, fiel Althea ein. Sie musste eine Gelegenheit finden, sie nach oben zu bringen, wo die Kinder zweifellos in Williams Zimmer saßen, ihre Pizza aufaßen und die letzten Meter ihres Videos ansahen. Auf Williams Fußboden würden sie allerdings keine Krümel und Papierchen verstreuen, denn William war viel strenger als Althea.
»William ist Buddhist«, erklärte sie. »Er lehnt Alkohol ab.« Und außerdem lehnte er es ab, wie ein Hotelpage herumkommandiert zu werden, aber das war ein anderes Thema. »Wir können jetzt ins Wohnzimmer«, fügte sie hinzu, in dem gleichen, bestimmten Tonfall, mit dem sie die Kinder nach oben geschickt hatte. »Oder wollen wir hier bleiben?«
»Hier ist es doch wunderbar«, meinte Topaz. Jetzt, da sie ihre Knöchel außer Gefahr wusste, hatte sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Sie streifte ihre Sandalen ab und schlug die Füße mit den perfekt lackierten Nägeln unter.
Althea war halbwegs besänftigt und stellte ihr Tablett ab. »Freut mich, dass es Ihnen gefällt.«
Frederick erkannte seine Chance, setzte sich neben Topaz und streckte seinen Arm entlang der Sofalehne aus, bereit, sie bei nächster Gelegenheit auf Topaz’ nackte Schulter gleiten zu lassen. Ob Topaz merkt, was diese Hand im Schilde führt?, überlegte Althea. Und wenn ja, ob es sie stört? Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen offenbar nicht. Schließlich war Frederick ein ausgesprochen attraktiver Mann, äußerlich jedenfalls, der es verstand, einer Frau zu schmeicheln.
»Ich hole den Kaffee.« Niedergeschlagen ging Althea in die Küche zurück, wo Patrick auf der Suche nach Kaffeelöffeln jede Schublade öffnete, deren Inhalt sie lieber geheim gehalten hätte. Sie ärgerte sich wieder aufs Neue über Frederick, weil er Gäste in ihr Haus eingeladen hatte, weil er ihre Kinder wie Dienstboten behandelte, weil er mit Patricks Freundin flirtete.
»Also wohin?«, fragte Patrick. »Wohnzimmer oder Wintergarten?«
»Wintergarten, zum Glück. Ich war wirklich nicht versessen darauf, mitten in der Nacht den Staubsauger hervorzuholen.«
»Über ein paar Krümel hätten wir doch wohl hinwegsehen können, oder?«
»Normalerweise kann ich das ganz gut, ja. Aber nicht, wenn das Haus voll fremder Leute ist ... Oh, mein Gott. War das sehr taktlos?«
Er nickte. »Keine Sorge, ich gewöhn mich langsam dran. So, der Kaffee ist fertig. Jetzt brauchen wir nur noch Milch und Zucker und ein zweites Tablett. Oh, und Topaz’ Tee. Haben Sie Kräutertee?«
»Ja, William trinkt immerzu Kräutertee.« Althea förderte ein Tablett zutage, wischte kurz mit einem feuchten Tuch darüber und stellte es auf den Küchentisch. Patrick setzte die Kaffeekanne darauf ab und sah sie erwartungsvoll an.
»Ich fürchte, wir müssen mit gewöhnlichem, weißem Zucker vorlieb nehmen«, fuhr sie fort. »Würfelzucker habe ich keinen, auch keinen Kandis, und meinen braunen Zucker müsste man mit einem Eispickel aus dem Glas kratzen.«
»Macht nichts. Ich nehm sowieso keinen Zucker.«
»Aber Frederick.«
»Ich dachte, Sie seien geschieden. Warum beunruhigt er Sie so?«
Althea goss Milch in ein Kännchen und beschloss, sie nicht anzuwärmen. »Er dringt in mein Territorium ein. Er will mein Haus. Er behandelt meine Kinder, als seien es seine. Das sind sie natürlich, aber nicht so. Und jetzt, da er hier ist, kommen all die Erinnerungen wieder. Daran, wie es war, mit ihm zusammenzuleben.«
Warum in aller Welt erzählte sie Patrick all diese Dinge, fragte sie sich. Sie kannte ihn doch kaum. Sie öffnete eine Schranktür und sprach mit dem Rücken zu ihm weiter. »Mal sehen, was wir für Topaz haben. Teezweige, die sind fast koffeinfrei. Waldfrucht, Sommerliebe oder Himbeerstrauch.«
»Am liebsten hat sie Kamillentee.«
»Muss hier auch irgendwo sein ... Ah, hier. Ein bisschen alt, fürchte ich.«
»Hauptsache, er schmeckt wie Katzenpipi, dann ist alles in Ordnung.«
»Er soll sehr beruhigend sein, hab ich mir sagen lassen«, bemerkte Althea, die ihren Tee am liebsten sehr stark und koffeinverseucht trank.
»Hab ich mir auch sagen lassen. Aber ich glaub’s nicht.«
Als ihre Blicke sich trafen, schien für einen Moment eine Art
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