Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
plötzlich aus dem Augenwinkel Patrick sah.
»Hallo, Althea. Alles Gute zum Geburtstag«, sagte er und küsste sie auf die Wange.
Althea fuhr zusammen, als habe sie sich verbrannt. Es kam so unerwartet. Sein heißer Atem, das kurze Scheuern seines frisch rasierten Kinns, sein Aftershave, sie alle schlossen sich zusammen, um ihre sorgsam kontrollierten Hormone so mächtig in Wallung zu bringen, dass sie sich für einen Moment nicht sicher auf den Beinen fühlte.
»Warum sehen Sie mich so pikiert an?«, fragte er lachend. »Es ist doch wohl absolut üblich und entspricht durchaus der Etikette, ein Mädchen zum Geburtstag zu küssen.«
»Wirklich?« Althea hatte Mühe normal zu atmen. Er trug wieder den zerknitterten Leinenanzug und das dunkle Seidenhemd – erotische Ausstrahlung statt maßgeschneiderter Eleganz. Ganz im Gegensatz zu Frederick, einer der wenigen Gäste im Smoking.
»Aber natürlich. Sagen Sie nicht, hier wäre ein einziger Mann, der Sie nicht geküsst hat?«
»Ähm ... nein.« Sie hatte jede Menge freundschaftliche Wangenküsse eingeheimst. »Aber Sie haben sich irgendwie von hinten angeschlichen. Ich war nicht darauf vorbereitet.«
Er lachte leise. Seine blauen Augen waren unwiderstehlich, wenn er lachte. »Das nächste Mal werde ich Sie vorwarnen.«
Althea schluckte. »Wo ist denn Topaz?«
»Da drüben.«
Sie stand mit Frederick und Juno zusammen. Frederick lachte und hatte jeder der Frauen einen Arm um die Schultern gelegt, gut aussehend, jovial, Mann von Welt. Topaz wirkte schlanker und sportlicher denn je und ihr Kleid war mindestens so sexy wie Junos. Sie waren ein wunderbares Trio, elegant und geschliffen. Althea begann sich zu fragen, ob das scharlachrote Kleid ein Fehler gewesen sei.
»Wollten Sie zur Bar?«, fragte Patrick. »Kann ich Ihnen etwas holen?«
»Ein Glas Rotwein, bitte.«
»Mit Mineralwasser oder ohne?«
»Ohne«, antwortete sie entschlossen.
»Also, ein stilles Wasser, ein Sprudelwasser mit einem Schuss Weißwein und zwei Rotwein.«
»Schaffen Sie das alles oder soll ich mitkommen?«
»Kommen Sie mit.«
Er ging voraus und sie gönnte sich einen schmachtenden Blick auf seine breiten Schultern, seinen Nacken, den kleinen Wirbel am Hinterkopf. Dann senkte sie den Blick und versuchte an etwas anderes zu denken. Sie war zu alt, um einen Mann aus der Ferne anzuhimmeln, und mochten sie auch zwei Nächte lang ein Schlafzimmer geteilt haben, war er trotzdem unerreichbar für sie. Sie hielt in jeder Hand ein Glas Rotwein und folgte ihm zu Topaz und Juno, als jemand zu ihr trat.
»Kommen Sie schnell. Da ist ein Polizist an der Tür, der nach Ihnen fragt.«
Jemand nahm die Weingläser aus ihren zitternden Händen. In Gedanken ging sie angstvoll die Gründe durch, warum die Polizei sie suchte. Ihre Kinder? Nein, sie waren alle hier, waren zuvorkommend und vermutlich halb zu Tode gelangweilt. Dann war es nicht so schlimm. Es konnte höchstens sein, dass in ihr Haus eingebrochen worden war. Sie war ziemlich ruhig, als sie an die Tür kam.
»Sind Sie Mrs Althea Farraday?«
»Ja.«
Der Polizist schien ihr sehr jung und er trug einen Ohrring. Vermutlich war es ein Beweis, dass man älter wurde, wenn Polizisten einem jung erschienen.
»Tja, ich fürchte, ich muss Sie davon in Kenntnis setzen ...«
Irgendwas stimmte nicht – es war ein schöner Sommerabend, viele der Gäste standen auf dem gepflasterten Hof vor Junos Haus. Und viele von ihnen hielten Fotoapparate. Warum standen sie alle vor der Haustür und richteten ihre Kameras auf sie und den Polizisten?
»... dass anlässlich Ihres Geburtstages ...«
Ihre erste Reaktion war Erleichterung. Es war eine Geburtstagsüberraschung. Grauenhaft, peinlich, ganz und gar geschmacklos, aber keine Katastrophe: ein Männerstrip. In dem plötzlichen Blitzgewitter erhaschte Althea einen Blick auf Sylvia, die boshaft und triumphierend zugleich lachte. Ihr fast schon pensionierter Chef Mr Edwards stand in der Nähe und lächelte verlegen. Er versuchte gleichzeitig den Spaß mitzumachen und doch nichts damit zu tun zu haben.
Althea blieben nur ein paar Sekunden um eine Entscheidung zu treffen. Sie konnte das Ganze als unter ihrer Würde ablehnen und den Mann höflich, aber kühl bitten zu gehen oder sie konnte es über sich ergehen lassen. Im Grunde hatte sie kaum eine Wahl. Ihre Freunde hatten vermutlich ein Vermögen bezahlt, um diesen Jungen zu engagieren, und wenn sie nicht mitspielte, würden sie alle denken, sie hätten einen
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