Im geheimen Garten des Scheichs
vor seinem inneren Auge das Bild der blonden Amerikanerin mit dem hellen Teint nicht los.
„Was gibt’s, Rashad?“
„Entschuldige, dass ich dich belästige, Farah.“ Er deutete zu einem der Sessel, und sie setzte sich ihm gegenüber hin.
„Du bist mir nie lästig.“
„Danke, dass du so schnell hergekommen bist.“
„Du weißt, ich mache alles für dich.“
Ja, das tat sie, und dafür liebte er sie.
„Geht es um unseren Vater?“ Tränen traten ihr in die Augen. „Hat sich sein Zustand verschlechtert?“
„Nein. Wir haben einen Gast im Palast. eine junge Frau. Sie ist vor zwei Tagen in einen Sandsturm geraten und hätte es fast nicht überlebt“, erwiderte er, und seine Schwester schrie leise auf und schlug die Hände vor den Mund. „Dr. Tamam hat sich um sie gekümmert, und sie erholt sich gut. Sie könnte allerdings eine Freundin brauchen, damit sie sich hier nicht zu einsam und allein fühlt. Ihre Großmutter ist kürzlich gestorben. Du bist die ideale Person, um ihr in dieser schwierigen Phase zu helfen. Könntest du vielleicht heute Nachmittag etwas Zeit mit ihr verbringen?“
„Natürlich. Ich werde nach besten Kräften versuchen, sie aufzuheitern. Wo finde ich sie?“
„In der Gartensuite.“
„Du hast sie da einquartiert?“, fragte Farah ungläubig.
„Ich habe Dr. Tamam gebeten, sie nach der Untersuchung dorthin zu verlegen. Ich habe gedacht, dass sie nach dem Horrorerlebnis von Schönheit umgeben sein sollte. Bist du nicht ebenfalls der Meinung?“
„O ja, klar. Nur du kommst auf solche Gedanken. Sag, wer ist sie?“
„Eine junge Amerikanerin namens Lauren Viret, die momentan in der Schweiz lebt. Sie ist mit der Hoffnung hergereist, die Trauer um ihre Großmutter zu überwinden, die sie großgezogen hat. Vielleicht erzählt sie dir, was sie hier in der Oase machen oder sich ansehen möchte. Mit dir kann man so gut reden, Farah.“
„Ich probiere es. Und du hast recht. Sie sollte jetzt nicht allein sein.“
„Danke, dass du mir diesen Gefallen tust. Da ist noch etwas. Ich habe ihr erklärt, ich sei hier der Sicherheitschef.“
Farah lächelte. „Ich hatte auch nicht angenommen, dass du dich ihr als Prinz Rashad vorgestellt hast.“
„Nein. Ich war der Ansicht, diese Enthüllung könnte sie überfordern und bewirken, dass sie sich im Palast nicht wohl fühlt. Ich habe ihr gesagt, sie solle mich Rafi nennen.“
Farah stand auf. „Ich habe seit Jahren nicht mehr gehört, dass man dich so nennt.“
Rashad erhob sich ebenfalls und folgte seiner Schwester auf den Flur hinaus. „Halt mich auf dem Laufenden. Wenn sie dir etwas erzählt, das ich wissen sollte, informier mich bitte.“
Sie küsste ihn auf die Wange. „Versprochen.“
Ihm war klar, was in ihrem hübschen Kopf vor sich ging. In sechs Monaten würde der Tag kommen, an dem ihr Bruder seinem Vater gehorchen und eine Frau heiraten musste, die er nicht liebte. Aber jetzt war er noch ungebunden, weshalb sie vermutete, dass ihn nicht nur das Wohlbefinden der Amerikanerin interessierte.
Genau das sollte Farah auch denken. Wenn seine Schwester glaubte, sie könnte bei einer kleinen Romanze mitwirken, war es umso besser. Sie würde in ihrer Ahnungslosigkeit eine ideale Spionin sein.
„Mademoiselle?“
Die Stimme der jungen Angestellten ließ Lauren auf dem Bett hochschrecken. Sie hatte gerade ein wenig gedöst. „Ja?“
„Sie haben Besuch.“
Lauren blickte auf die Armbanduhr. Es war erst vier. Ihr Herz begann, wie verrückt zu klopfen. War Rafi bereits da, weil er es nicht hatte erwarten können, sie zu sehen? Schon schwang sie die Beine vom Bett. „Wer ist es?“
„Prinzessin Farah.“
Lauren konnte ihr Glück kaum fassen. Sie war hierhergereist, um etwas über ihren Großvater zu erfahren. Bislang hatte sie es nicht gewagt, Rafi nach der königlichen Familie zu fragen. Als Sicherheitschef wurde er womöglich argwöhnisch. Doch die Prinzessin redete bestimmt gern über ihre Familie und ihre Ahnen.
„Haben Sie sie ins Wohnzimmer geleitet?“
„Ja, Mademoiselle.“
„Sagen Sie ihr bitte, ich bin gleich da.“
Lauren schlüpfte in die Schuhe und eilte ins Bad, um den Lippenstift zu erneuern und die Haare zu bürsten. Dann ging sie nach nebenan, wo die Prinzessin in der Nähe des Schreibtischs stand.
Sie hatte eine ausgesprochen weibliche Figur und wirkte recht groß, was nicht nur an der Hochfrisur lag, zu der sie die seidig schimmernden schwarzen Haare aufgesteckt hatte. Sie trug eine
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