Im Gewand der Nacht
İkmen. Dann fügte er an Yıldız gewandt hinzu: »Das ging doch schnell, finden Sie nicht?«
»Ja, Inspektor.«
»Also, wie viel willst du nun? Während wir hier rumsitzen und quatschen, hockt meine Schwester da unten mit diesen …«
Ekrem sprang auf die Füße, doch der muskulöse Arm von Wachtmeister Roditi zwang ihn sofort wieder auf den Stuhl zurück. Die Hitze und der Staub in Vernehmungsraum z ver stärkten noch die Wut, die Ekrems Denken beherrschte, seit er von Alevs Verhaftung gehört hatte.
İkmen betrachtete einige Augenblicke lang seine Fingernägel, dann sah er Ekrem an und lächelte. »Ich will dein Geld nicht. Es nützt mir nichts.«
Einen Augenblick lang wanderten Ekrems Augen verblüfft hin und her. Er war wirklich überrascht. »Und was …«
»Wenn du willst, dass Alev irgendwann am heutigen Abend nach Hause kommt und ihr Gesicht und ihre Ehre dann noch unversehrt sind, musst du mir sagen, für wen du arbeitest.«
İkmen trat seine Zigarette auf dem Boden aus und steckte sich eine neue an.
»Ich arbeite für meinen Vater.«
»Ja, das weiß ich!« İkmen wedelte mit der Hand vor Ekrems Gesicht hin und her. »Aber zu wem hat er Verbindungen, Ekrem? Dein Vater ist gut in den traditionellen Geschäften: Prostitution, Drogen, Schutzgelderpressung …« İkmen lehnte sich so weit über den Tisch, dass sein Gesicht das von Ekrem fast berührte. »Aber er ist nicht sehr einfallsreich, stimmt’s? Ich meine, bei ihm geht’s doch immer nur um müde alte Nutten für Blasnummern – das ist sein Niveau. Er würde doch nicht mit eleganten jungen Frauen in Prinzessinnengewändern arbeiten, oder? Zumindest hat er das bisher nicht getan.«
»Ich weiß nicht, wovon du redest!«
»Hassan Şeker hat sich doch nicht wegen des Schutzgelds umgebracht, das er dir zahlen musste«, sagte İkmen. »Das konnte er aufbringen. Und er hat sich auch nicht umgebracht, weil er Hatice İpek getötet hat, das stimmt nämlich gar nicht. Er ist nach der Arbeit direkt nach Hause gegangen. Doch er wusste, wer sie umgebracht hat, und ich glaube, du weißt es auch.«
Ekrem drehte sich auf seinem Stuhl zur Seite und schaute die Wand an. »Mit dem Mädel hab ich nichts zu tun.«
»Hassan Şeker starb und bezichtigte sich selbst des Mordes, weil er seine Familie vor jemandem schützen wollte, der ihm eine Heidenangst eingejagt hatte.«
Ekrem schüttelte den Kopf, ohne sich bewusst zu sein, wie blass er plötzlich geworden war.
»Wir wissen, dass du zusammen mit deinem Bruder Schutzgeld von Hassan Şeker erpresst hast«, sagte İkmen.
»Das ist eine Lüge!«
»Außerdem habe ich erfahren, übrigens von deiner Schwester«, fuhr İkmen fort, »dass die Mutter deines Vaters direkt neben dem Haus von Frau Oncü wohnt, der Dame also, auf deren Grundstück sich der Eingang zu der Zisterne befindet, in der wir Hatice İpeks Leiche gefunden haben. Möchtest du uns das erklären?«
Einen Moment lang schien Ekrem Müren verzweifelt nachzudenken.
»Du steckst ganz schön in der Klemme, was?«, meinte İkmen.
»Das beweist doch überhaupt nichts!«, platzte Ekrem heraus. »Wir haben das Mädchen nicht umgebracht!«
»Also hast du bestimmt nichts dagegen, uns ein paar Proben von dir und deinem Bruder für eine gerichtsmedizinische Untersuchung zur Verfügung zu stellen.«
Ekrem nickte. »Kein Problem.«
»Gut. Und was ist mit den Freunden, für die ihr arbeitet?«
»Du hast nichts in der Hand, İkmen«, grinste der Gangster höhnisch. »Und du wirst auch nichts finden.«
İkmens erschöpftes Gesicht lief plötzlich rot an. »Ich hab keine Zeit für solche Spielchen«, sagte er und wandte sich an Yıldız: »Geben Sie mir Ihre Waffe.«
»Inspektor?«
»Geben Sie schon her! Ein Kind ist tot. Ich hab ihrer Mutter versprochen, den Mörder zu finden, und ich bin’s einfach leid!«
Zögernd griff Hikmet Yıldız an sein Hüftholster und holte die Pistole hervor. İkmen entriss sie ihm und zielte auf Müren.
»Halten Sie ihn fest, Roditi«, sagte İkmen zu dem ebenfalls verunsicherten Beamten.
»Aber Inspektor …«
»Das ist ein Befehl, Roditi!«
Der Polizist drehte Ekrem Müren die Arme auf den Rücken. Ekrems Augen weiteten sich erschreckt, als er sah, wie İkmen die Pistole entsicherte, aufstand und um den Tisch herum auf ihn zukam.
»Wenn du mir jetzt nicht sofort sagst, für wen du arbeitest und was diese Leute mit dem Tod von Hatice İpek zu tun haben, erschieß ich dich«, sagte İkmen leise und hielt Ekrem den Lauf
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