Im Glanz der roten Sonne Roman
vorbehandeltem Holz neu getäfelt hatte. Die Wände der Baracke waren aus Stein.
Gaby sah ihren Mann im hinteren Teil des Raums arbeiten, wo er Leisten an den neuen Bettrahmen nagelte, den er gebaut hatte.
»Frankie?«, rief sie, und er blickte überrascht auf. »Ist Jordan in der Nähe?« Bevor Frankie antworten konnte, kam Jordan aus einem kleinen Raum, in dem ein Badezimmer eingerichtet wurde. Er hielt eine Säge in der Hand. »Ich bin hier, Gaby.« Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. »Guten Tag, Letitia. Schön, Sie wiederzusehen.«
Gaby hatte Jordan schon erzählt, dass sie und Letitia Frieden geschlossen hatten, und er war froh darüber – allerdings mehr für Letitia, denn er war sicher, dass Gaby eine gute Freundin abgab. Sie war bescheiden, aufrichtig und mitfühlend, und Jordan bezweifelte, dass Letitia viele Freundinnen hatte, auf die das zutraf.
»Guten Tag, Jordan«, sagte sie zurückhaltend und warf Gaby einen nervösen Blick zu, weil sie nicht wusste, wie sie beginnen sollte. Gaby schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
»Ich bin gekommen, um Sie zu warnen. Max ist sehr wütend wegen der Setzlinge – ob zu Recht oder nicht, interessiert ihn nicht. Ich habe Angst, was er als Nächstes anrichten könnte. Es tut mir sehr Leid, Jordan ...«
Jordan spürte, wie viel Überwindung diese Worte sie gekostet haben mussten, und empfand Mitleid mit ihr. »Machen Sie sich keine Sorgen, Letitia«, sagte er scheinbar gelassen. »Ich werde schon mit ihm fertig.«
»Er glaubt, dass zwei von Ihren polynesischen Arbeitern in die Sache verwickelt sind. Deshalb sagen Sie Ihren Leuten bitte, sie sollen vorsichtig sein.«
In diesem Moment hörten die Frauen ein Geräusch hinter sich. Als sie sich umwandten, sahen sie Saul und Noah herankommen. Die beiden trugen eine schwere Ladung Holzscheite. Die Frauen traten beiseite, um sie mit ihrer Last vorbeizulassen, und die Männer machten sich daran, die Scheite an der Wand neben dem Eingang zu stapeln.
»Hat Max Namen genannt?«, wollte Jordan von Letitia wissen.
»Ja. Saul und Noah«, sagte sie mit einem unsicheren Blick auf die beiden riesenhaften Südseeinsulaner. »Er glaubt, dass Elias einem der beiden von den Setzlingen erzählt hat, die auf der Willoughby-Plantage gelagert waren, und dass sie die Setzlinge gestohlen haben.«
Die beiden Männer aus Tonga schauten Jordan an, der rasch antwortete: »So war es nicht.«
»Max hat den armen Elias gnadenlos ausgepeitscht«, stieß Letitia mit Tränen in den Augen hervor.
Jordan sah Sauls und Noahs angespannte Züge und ihre geballten Fäuste. Er konnte ihnen den ohnmächtigen Zorn gutnachfühlen. Sie wussten, dass sie nichts tun konnten, um dieser unmenschlichen Brutalität ein Ende zu bereiten.
»Wird Elias wieder gesund, Missus?«, fragte Saul mit seiner tiefen Baritonstimme.
»Ich glaube schon. Ich habe gestern Nachmittag nach ihm gesehen und Zeta heute Morgen noch einmal zu ihm geschickt.« Letitia wandte sich wieder an Jordan. »Elias machte sich große Sorgen um jemanden namens Jethro. Ich glaube, dieser Jethro arbeitete für Jimmy Hammond.«
»Sagen Sie Elias, dass er hier immer Arbeit findet«, erklärte Jordan, der seinen Zorn nur mit Mühe im Zaum halten konnte. »Und er braucht sich keine Sorgen um Jethro zu machen – ich werde mit Jimmy sprechen und dafür sorgen, dass er gewarnt wird.«
Letitia blickte ihn erstaunt an, doch Saul und Noah waren offensichtlich froh, dass Jordan Elias Arbeit anbot.
»Aber ... Elias ist bei uns, seit wir Willoughby aufgebaut haben«, sagte Letitia. »Max wäre außer sich, wenn Elias zu Ihnen käme, um für Sie zu arbeiten. Ich glaube, es würde ihn völlig um den Verstand bringen, und er ist jetzt schon keinem vernünftigen Wort mehr zugänglich!«
»Wenn er seine Arbeiter nicht anständig behandelt, hat er ihre Treue nicht verdient«, gab Jordan kalt zurück. »Ich werde Elias vor Max beschützen, und ich werde ihn gut bezahlen.«
Letitia nickte, glaubte aber nicht, dass Elias Willoughby verlassen würde – trotz allem, was geschehen war.
»Sie sind ein freundlicher und großzügiger Mensch, Jordan«, sagte sie, und der Blick, mit dem sie ihn musterte, war voller Wärme. Nicht zum ersten Mal hatte Jordan den Eindruck, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte – wahrscheinlich, weil sie einsam und bitter enttäuscht von ihrem Mann war.
Letitia blickte sich in dem großen Raum um. »Ich schämemich, es zu sagen, aber ich habe unsere Arbeiterbaracke
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