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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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jeder im Saal könne es hören. Dann suchte ihr Blick Jordan, den Max’ Ausbruch offensichtlich überraschte. Gleich würde Jordan erfahren, dass sie die Tochter seines ärgsten Feindes war! Lieber hätte Eve erklärt, eine Aussätzige zu sein – doch nun konnte ihr nur noch ein Wunder helfen.

19
    W er hat dir erlaubt, nach Willoughby zu kommen und in der Hütte der kanakas herumzuspionieren?«, rief Max mit überkippender Stimme. »Raus mit der Sprache!«
    Eve zuckte vor Angst zusammen. Sie warf Jordan einen hilflosen Blick zu, doch der achtete nur auf Max. Sein Blick war so durchdringend und voller Hass, dass Eves Furcht vor der unvermeidlichen Entdeckung noch hundertmal größer wurde als zuvor. Wie würde Jordan reagieren, wenn er erfuhr, dass sie Max Courtlands Tochter war?
    Die Angst lähmte Eve so sehr, dass sie nicht mehr imstande war, sich zu verteidigen.
    »Ich habe keine Ahnung, wie du es schaffst, dass solch ein Unsinn auch noch veröffentlicht wird«, fuhr Max fort. »Man sollte Jules Keane, diesen Einfaltspinsel, aus der Stadt jagen! Wie kann dieser Dummkopf dich auch noch unterstützen?«
    »Hört, hört!«, rief Frank Morrison vom Rand der Tanzfläche.
    Jordan begriff, dass Eve wieder einen Artikel geschrieben hatte, der in der Gazette erschienen war und die Behandlung der polynesischen Plantagenarbeiter durch Max zum Thema hatte. Ob Eve damit mutig oder einfältig gehandelt hatte, vermochte Jordan nicht zu sagen, doch er war stolz darauf, dass sie für ihre Überzeugungen einstand. Er beschloss, sie zu unterstützen, wo er konnte.
    Max Courtland brüllte Eve noch immer an. Zorn loderte in seinen grauen Augen. Obwohl er nicht so groß war wieJordan, war er doch ein kräftiger Mann, der andere einschüchtern konnte. In seiner wilden Wut wirkte er furchteinflößend, und Eve musste alle Willenskraft zusammennehmen, um sich nicht vor ihm zu ducken. Obwohl sie am ganzen Körper zitterte, schaffte sie es irgendwie, Haltung zu bewahren, auch wenn sie sich im Innern klein und kraftlos fühlte.
    »Hast du eine Vorstellung davon, was für Probleme du den Pflanzern in Geraldton verursachst? Deine Dummheit, deine Einfalt und deine verrückten Ideen zerstören mein Lebenswerk! Willst du das?« Seine Züge waren vor Wut zu einer Grimasse verzerrt, als wäre alles Hässliche in seinem Innern plötzlich an die Oberfläche getreten.
    »Dafür können Sie Eve nicht verantwortlich machen«, kam Jordan ihr zu Hilfe. »Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben! Und nun verschwinden Sie und lassen Sie Eve in Ruhe!«
    »Misch dich nicht ein!«, fiel Max nun über Jordan her. »Was weiß sie denn schon vom Zuckerrohranbau? Oder du, wo wir gerade dabei sind! Du bist bloß ein blutiger Anfänger!«
    Eve hatte mit Schrecken zugehört, wie ihr Vater nun Jordan angriff, und seine Worte forderten sie zu einer Entgegnung heraus.
    »Ich gebe zu, dass ich nichts vom Zuckerrohranbau verstehe ...«, sagte sie.
    Max starrte sie an, während sie sich räusperte und sich bemühte, Haltung zu wahren. Jordan rückte näher an sie heran, wie um ihr Schutz zu geben.
    »Aber ich weiß«, fuhr Eve fort, »dass es falsch ist, seine Mitmenschen wie Vieh zu behandeln, sie zu schlagen und hungern zu lassen. Es ist eines Mannes unwürdig, der ein Gentleman sein will. Du bist kein Gentleman. Du bist ein Tyrann!«
    Max starrte sie an, als wäre sie die niederste Kreatur auf Erden. Er verstand nicht, wie es möglich war, dass in ihren Adern dasselbe Blut fließen sollte wie in seinen – undironischerweise stellte Eve sich dieselbe Frage über Max. Wie konnte dieser Mann ihr Vater sein?
    »Unfassbar, dass eine wie du meine Tochter ist«, sagte er, und seine Stimme troff vor Verachtung. »Du bist von Grund auf schlecht!«
    Eve zuckte zusammen. Meine Tochter , hatte Max gesagt. Nun waren ihre schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit geworden. Es traf sie mitten ins Herz. Sie wagte einen Blick zu Jordan. Der starrte Max an, als müsse er sich verhört oder das Gehörte missverstanden haben.
    Max sah die Angst und die Demütigung in Eves Blick und erkannte, dass etwas nicht stimmte. Dann fiel ihm auf, wie verwirrt Jordan war und wie er Eve anschaute, als wäre sie eine Fremde, während sich auf seiner Miene Ungläubigkeit und Erschrecken spiegelten.
    »Das hast du nicht gewusst, nicht wahr, Jordan Hale?«, sagte Max, der sich an Jordans Schrecken weidete. »Ich bin nicht stolz darauf. Du kannst sie gern haben!«, stieß er boshaft hervor. »Ich finde, ihr

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