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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wenn ich Gaby Malloy besuche, könnten wir uns trotzdem sehen.« Aus einem plötzlichen Impuls heraus streckte sie ihm ihre Hand entgegen. Elias schaute darauf; dann trafen sich ihre Blicke, und Letitia lächelte traurig. Elias sollte wissen, dass er für sie viel mehr war als ein Arbeiter – er war ein Freund, um den sie sich sorgte.
    Wieder blickte Elias auf ihre Hand und umschloss sie dann vorsichtig mit seinen schwieligen Fingern. Im Mondlicht wirkten die Farben ihrer Haut so verschieden wie Kohle und Alabaster, und Letitia sah in dieser Berührung ein Symbol für das harmonische Zusammenleben zweier Kulturen – so, wie es sein sollte.
    Zum ersten Mal, seit er von den heimatlichen Solomon-Inseln entführt worden war, glomm in Elias’ Innerem ein Funke der Hoffnung auf.
    Letitia legte ihre Hand über seine. »Bitte, denk darüber nach, Elias. Jordan sagte, sein Angebot gilt für unbegrenzte Zeit, aber ich mache mir Sorgen um dich, wenn du hier bleibst.«
    Elias hob den Kopf und schaute sie an. Er vermochte kaum zu glauben, dass jemand so gütig zu ihm war. »Ich werde darüber nachdenken, Missus.«
    Er schaute ihr nach, als sie zum Haus ging, ohne zu ahnen, dass Milo Jefferson ihn aus einem Versteck hinter einem Bougainvilleastrauch beobachtete, die Zähne vor Zorn zusammengepresst.
    In der Küche traf Letitia auf Zeta und Jabari. Beide wirkten völlig verstört, und Letitia schloss daraus, dass Max sie angeschrien hatte.
    »Bitte, geht schlafen«, sagte sie.
    »Aber Missus ... Master Courtland hat uns befohlen ...«
    »Ich kümmere mich schon um ihn, Jabari«, unterbrach Letitia den Jungen. »Geht jetzt.«

    Max saß entspannt in einem Ohrensessel, die Beine von sich gestreckt. Er hielt ein Glas in der Hand, und auf einem Beistelltisch in der Nähe stand ein Krug Rum. Als er hinter sich Schritte hörte, glaubte er, es wäre das Hausmädchen. »Zeta, bring mir noch einen Krug, und beeil dich gefälligst!«, rief er ungeduldig.
    »Ich glaube, du hast genug«, sagte Letitia kühl.
    Max richtete sich auf, wandte sich um und starrte sie an. Dann verzog er den Mund zu einem grausamen Lächeln. Es überraschte ihn, sie nüchtern zu sehen, doch irgendwie ließ ihm diese Tatsache ihr Verhalten umso unverzeihlicher erscheinen. »Na, wenn das nicht mein rebellisches Weib ist! Hates dir Spaß gemacht, mich heute Abend zum Narren zu machen?«
    »Das war wohl eher umgekehrt. Ich wäre am liebsten im Boden versunken, als du in den Saal gestürmt kamst und Evangeline angebrüllt hast!«
    Max sprang wütend auf. »Was hätte ich denn tun sollen, nachdem sie diesen Artikel geschrieben hatte, der mich als grausamen Menschenschinder abstempelt?«
    Letitia verschränkt die Arme vor der Brust, um ihr Zittern zu unterdrücken. »Das ist das Bild, das du selber von dir zeichnest. Du behandelst deine Arbeiter wie Sklaven, das kannst du nicht leugnen. Denk nur daran, was du dem armen Elias angetan hast – und mich schreist du an, als wäre ich ein Hund!« Letitia wandte sich ab. Sie versuchte, den Mut und die Kraft zu sammeln, um ihm endlich zu sagen, was ihr schon lange auf dem Herzen lag. Sehr viele Jahre lang hatte sie sich zurückgehalten, um den Frieden zu wahren, und es kostete sie unendliche Überwindung, jetzt mit dieser Gewohnheit zu brechen.
    »Ich weiß, dass du heute die Zeitung vor mir versteckt hast. Glaubst du im Ernst, das ich dir deine Frechheiten einfach so durchgehen lasse, Letitia?«
    »Die Zeitung sollte deine kleinste Sorge sein, Max. Ich werde dich verlassen«, sagte sie leise.
    Einen Augenblick lang war Max vollkommen verblüfft. »Du bleibst bei mir, oder du sollst verdammt sein!«, rief er dann und ließ seine Faust mit solcher Wucht auf den Tisch krachen, dass Letitia zusammenzuckte.
    »Und was Evangeline betrifft – sie wird nach Sydney zurückgehen, und wenn ich sie jeden Meter des Weges ziehen muss. Ich werde ihre Streiche nicht mehr dulden, und ich weigere mich, sie noch länger als meine Tochter zu betrachten! Sie hat keinen Anspruch mehr auf irgendein Erbe, vor allem nicht auf Willoughby – dafür werde ich sorgen! Gott ist mein Zeuge! Von heute an ist sie enterbt!«
    Max’ Ausbruch erweckte in Letitia den Wunsch, sich schützend vor ihre Tochter zu stellen. Sie hatte ihre Gefühle und die Wahrheit jahrelang tief in ihrem Innern vergraben, doch plötzlich konnte sie beides keinen Augenblick länger verleugnen.
    Jetzt, wo sie die Entscheidung gefällt hatte, endlich die Wahrheit zu sagen, fühlte sie

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