Im Glanz der roten Sonne Roman
ihre Mutter und ihre Schwestern dachte.
»Hast du irgendwelche Zweifel, Eve?«
»Nicht, was Max angeht. Aber ich muss ständig daran denken, wie es Mutter und den Mädchen ergehen wird.«
»Das kann ich verstehen, Eve. Aber solche Opfer sind leider nicht zu vermeiden.«
24
E ve, wie kannst du so ein Risiko eingehen? Man kann Max nicht trauen. Und es ist Wahnsinn, allein nach Willoughby zu fahren!«
Am Abend zuvor hatte Jordan genau dasselbe gesagt, als Eve ihm von Celias Besuch erzählt hatte. Eve ahnte nicht, dass er aus Sorge um sie die ganze Nacht wach gelegen hatte und dass seine Müdigkeit seine Furcht noch größer machte.
Trotz ihrer wachsenden Ungeduld angesichts seiner übertriebenen Fürsorge bemühte sich Eve, ihn zu beruhigen. »Keine Angst, Jordan. Celia sagte, dass Max jeden Nachmittag schläft. Und sie hat mir versprochen, mich am Tor abzuholen.«
Die Männer waren mit Hacken auf die Felder gezogen, um das Unkraut zwischen den frisch gepflanzten Reihen der Zuckerrohrpflanzen zu jäten. Gaby half Ting yan beim Spülen des Frühstücksgeschirrs, während sie der Diskussion zwischen Jordan und Eve zuhörte. Jordan war seine Besorgnis deutlich anzumerken.
»Ich könnte Eve begleiten«, schlug Gaby vor, während sie die Teller stapelte und das Besteck weglegte.
»Das wird nicht nötig sein, Gaby«, erwiderte Eve mit einer Stimme, in der Trotz mitschwang. Sie war ihr Leben lang unabhängig gewesen, und der Gedanke, zum Haus ihrer Mutter geleitet zu werden, weckte ihren Widerspruchsgeist.
»Ich wäre beruhigter, Eve«, sagte Jordan, doch ihre Miene sagte ihm, dass sie sich bereits entschieden hatte.
Er seufzte resigniert, als er ihren entschlossenen Blick sah. »Wenn du darauf bestehst, allein zu gehen, kann ich dich wohl nicht daran hindern ...« Insgeheim hatte er längst beschlossen, ihr zu folgen, um sicherzugehen, dass ihr nichts geschah.
»Genau«, gab Eve zurück. »Also hört auf, euch Sorgen um mich zu machen. Max mag ein Tyrann sein und mit Drohungen um sich werfen, aber er würde bestimmt nicht so weit gehen, mich anzugreifen.« Gewaltsam verdrängte Eve den erschreckenden Gedanken, dass der Sturz ihrer Mutter gar kein Unfall gewesen war. »Außerdem wird Celia dafür sorgen, dass ich Max nicht begegne – das will sie unbedingt vermeiden. Sie ist in großer Sorge um Mutter. Und ich darf Mutter nicht enttäuschen, wenn sie mich sehen will.« Eve merkte, dass Jordans Bedenken nicht ausgeräumt waren, und fuhr fort: »Du weißt doch, dass ich meine Gründe habe, warum ich sie sehen will. Ich habe viele Fragen, auf die ich Antworten suche ...«
»Ich weiß«, sagte Jordan ruhig. »Aber ich werde nicht eher beruhigt sein, als bis du heil und gesund wieder hier bist.«
Als Eve um Punkt zwei Uhr am Tor der Willoughby-Plantage erschien, stellte sie erleichtert fest, dass dort kein Wächter stand. Trotz ihres in Eden zur Schau getragenen Gleichmuts war sie angespannt, und ihr Herz raste. Sie versteckte ihr Fahrrad zwischen den Oleanderbüschen und blickte sich wachsam um, bis sie schließlich Celia die Verandatreppe herunterkommen sah.
Immerhin lässt sie mich nicht warten, ging es Eve durch den Kopf, während die Schwester auf sie zu eilte. Eve hatte insgeheim damit gerechnet, dass Lexie Celia dazu bringen würde, den geplanten Besuch abzusagen.
»Hallo«, sagte Eve leise, als sie und Celia sich zu beiden Seiten der Gitterstäbe gegenüberstanden. Celia wirkte sehrnervös, sodass Eve sich fragte, ob ihre Schwester es bereute, sie nach Willoughby bestellt zu haben.
»Hallo«, gab Celia gedämpft zurück. »Ich bin froh, dass du es dir nicht anders überlegt hast. Mutter hat wieder ein paar Mal nach dir gefragt, und sie wirkt irgendwie ... verstört. Wir wissen nicht, was ihr zu schaffen macht, aber es muss etwas mit dir zu tun haben. Ich kann mir nur nicht vorstellen, was es ist – du etwa?« Sie schloss das Tor auf und drehte den Schlüssel wieder um, nachdem Eve eingetreten war.
Eve wusste nicht, was sie antworten sollte. »Ich bin nicht sicher, Celia, aber vielleicht werde ich es heute erfahren.«
Als sie die Auffahrt entlanggingen, sah Eve, wie ihre Schwester nervös zu den Ställen blickte. Sie hätte gern gefragt, wo Max war, und Celia gesagt, dass sie deren Mut bewunderte, gegen den Willen des Vaters zu handeln. Doch sie fand keine Worte; sie war zu nervös, denn es stand viel auf dem Spiel. Und Max durfte auf keinen Fall erfahren, dass sie hier war. Vor allem aber würde sie
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