Im Glanz der roten Sonne Roman
Dachdecker, Bill und Wally Sears. Anders als Frankie, der mit seiner Frau und den beiden Söhnen erst kürzlich in diese Gegend gezogen war, hatten die Sears-Brüder ihr ganzes Leben in Geraldton verbracht. Sie waren älter als Frankie, und Jordan hatte sie als ruhige Männer kennen gelernt; sicher wollten sie nicht in den Streit anderer hineingezogen werden. Es überraschte ihn nicht, dass es Max Courtland gelungen war, die Sears-Brüder abzuschrecken, doch er ärgerte sich darüber.
»Ich bin froh, dass wenigstens Sie hier sind, Frankie, aber ein Mann allein kann dieses Haus nicht wieder aufbauen. Ich werde versuchen, Bill und Wally Sears doch noch zu überreden. Wenn ich es nicht schaffe, stelle ich Dachdecker aus Babinda ein. Egal was wird – ich helfe Ihnen, wo ich kann.«
»Wenn Sie es nicht sehr eilig haben, Mr Hale, würde ich lieber allein arbeiten.«
Das überraschte Jordan nicht. Wahrscheinlich gab es keinen anderen Handwerker, der Frankies hohen Ansprüchen genügt hätte. »Ich habe es nicht eilig, Frankie. Wenn erst mal nur ein Zimmer bewohnbar ist, können Sie sich mit den anderen Zeit lassen.«
»Schön und gut, aber ich sollte zuerst das Dach reparieren, bevor der Regen einsetzt. Wie ich hörte, gehen hier dann wahre Sturzbäche nieder.«
»Da haben Sie richtig gehört«, meinte Ryan. »Und es dauert nur noch ein paar Wochen, bis es losgeht.«Die drei Chinesen waren außer Atem, als sie die Veranda erreichten. Sie wirkten beunruhigt.
»Guten Morgen, Mr Hale«, sagte einer von ihnen mit einer angedeuteten Verbeugung. »Mein Name ist Jinsong Zhang. Das sind mein Bruder Shaozu und meine Schwester Ting yan.«
»Bitte sagen Sie Jordan zu mir, Jinsong. Der einzige Mensch, den ich in Gedanken ›Mister Hale‹ nenne, ist mein verstorbener Vater.«
Jinsong verbeugte sich wieder. »Mr Jordan, wir hier bleiben, bitte?«
Jordan sah die Angst im Blick des Chinesen. »Wie ich gestern schon sagte, ist die Arbeiterbaracke im Moment nicht bewohnbar, aber Sie können sich auf der Plantage niederlassen, wo Sie wollen.«
»Danke, Mr Jordan, Sir!« Jinsong machte eine weitere Verbeugung. Sein Bruder und seine Schwester taten es ihm gleich.
»Ich habe heute Nacht selbst auf der Veranda geschlafen.« Jordan deutete auf den alten Liegestuhl. »Hier in Eden wird niemand belästigt. Sie haben mein Wort.« Wenn Maximillian tatsächlich versuchte, die Arbeiter einzuschüchtern, würde es Krieg geben. Jordan war erstaunt, dass die Familie Zangh überhaupt den Mut aufgebracht hatte, zu ihm zu kommen, denn die Chinesen ließen sich normalerweise leicht einschüchtern. Ihr Verhalten ließ darauf schließen, dass sie dringend Arbeit oder Schutz brauchten – oder beides.
Jinsong nickte und verbeugte sich wieder.
»So, und jetzt gehen wir nachschauen, was meine neue Köchin zum Frühstück gemacht hat«, schlug Jordan vor.
»Wenn Sie nichts dagegen haben«, meinte Frankie, »gehe ich lieber ins Haus und schaue mir die Dachbalken an. Ich habe schon mit meiner Frau und den Kindern gefrühstückt.«
Die anderen folgten Jordan zur Rückseite des Hauses, wo Nebo und Eve über ein Lagerfeuer gebeugt standen.
»Passen Sie auf das Brot auf, Miss Eve«, riet Nebo, während er mehr Holz aufs Feuer legte.
»Oh, verflixt, Nebo. Es fängt an zu brennen! Ich glaube, ich lerne es nie.«
»Guten Morgen«, sagte Jordan.
Eve erschrak so heftig, dass sie die Gabel mit dem langen Griff fallen ließ, an der sie das Fladenbrot geröstet hatte. Sie fiel auf die heißen Kohlen, und Eve versuchte, die Gabel mit dem Fuß herauszuschieben. Helle Funken stoben auf.
Jordan wandte sich zu seinen neuen Arbeiter um. »Darf ich euch meine Köchin Eve und meinen Aufseher Nebo vorstellen?«
Ryan O’Connor und die drei Chinesen starrten ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Eve trug ihre Reithose, eine weite Bluse und den Hut; sie sah eher wie ein halbwüchsiger Junge aus denn wie eine junge Frau, und schon gar nicht wie eine erfahrene Köchin.
»Nebo, Eve – das hier sind Ryan O’Connor und Jinsong Zhang, sein Bruder Shaozu und seine Schwester Ting yan.«
»Sehr erfreut«, meinte Nebo.
»Ebenso«, sagte Eve, während sie sich bemühte, die Gabel mit einem Stock aus den Flammen zu ziehen, bevor der Griff verbrannte. Ihre Augen tränten vom Rauch.
»Gibt es kein Fleisch, Eve?«, fragte Jordan.
Eve blickte ihn verwundert an. »Sie möchten Fleisch zum Frühstück?«, fragte sie ungläubig zurück.
»Ja, sicher. Vor der Feldarbeit
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