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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wahrscheinlich an Herzversagen sterben. Die zur Schau getragene Gleichgültigkeit Bill Boltoffs war die einzige Möglichkeit, damit fertig zu werden, einen Mann wie Conlon so hilflos und jämmerlich sterben zu sehen. Conlons Tod hatte Bill Boltoff die eigene Sterblichkeit vor Augen geführt.
    Jordan runzelte die Stirn. »Hatte er Familie?«
    »Ja, eine Frau und mehrere Kinder.«
    Jordan fühlte Mitleid in sich aufsteigen. »Sorgt dafür, dass die Schifffahrtsgesellschaft sich um die Familie kümmert. Es muss eine Versicherung geben. Und jetzt lasst uns an die Arbeit gehen.« Er tat ein paar Schritte in die Richtung, in der die Felder lagen, bemerkte dann aber, dass die Männer ihm nicht folgten.
    »Warum haben Sie keine Einheimischen eingestellt?«, wollte Ned Fletcher wissen.
    »Das ist meine Sache«, gab Jordan zurück.
    Eine bedeutungsschwere Pause trat ein, und die Männer wechselten viel sagende Blicke.
    »Kann es sein, dass Sie uns etwas verschweigen?«, beharrte Ned.
    Jordan starrte ihn eindringlich an. »Ich habe euch einenguten Lohn versprochen, den ihr am Ende jedes Tages ausbezahlt bekommt«, sagte er. Zum Glück war er so klug gewesen, die Männer nur tageweise einzustellen, für den Fall, dass es Probleme gab. Ganz sicher würde er ihnen kein Geld im Voraus geben, wie er es bei Ryan O’Connor und den Chinesen getan hatte. »Mehr braucht ihr nicht zu wissen. Und jetzt lasst uns gehen.«
    »Gibt es hier eine Unterkunft für uns?«, wollte Dermot Locke wissen.
    »Ja, aber sie muss erst hergerichtet werden.«
    Wieder wechselten die Männer Blicke.
    »Verdammt noch mal, ich zahle euch viel Geld! Das dürfte euch doch wohl für solche Unannehmlichkeiten entschädigen, oder nicht?«, rief Jordan, der das Gemaule der Burschen allmählich satt hatte.
    »Ich teile meine Unterkunft nicht mit kanakas und Chinesen«, sagte Dermot Locke.
    Ein cleverer Schachzug, das musste Jordan zugeben. Dermot wusste genau, dass Jordan dringend Arbeiter brauchte, und nutzte die Gelegenheit, Forderungen zu stellen. Doch Jordan war inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass Dermot und die anderen ihm mehr Schwierigkeiten als Hilfe bringen würden.
    »Die Leute, die ich bereits eingestellt habe, lagern im Freien auf dem Gelände der Plantage, bis die Arbeiterunterkunft renoviert ist. Und nur zu eurer Information – ich selbst schlafe in einem alten Liegestuhl auf der Veranda des Haupthauses.« Jordan wollte eben hinzufügen, dass er einen kanaka als Aufseher eingestellt hatte, als Ryan O’Connor und Nebo um die Hausecke bogen.
    Jordan blickte auf die Uhr, weil er annahm, es sei schon Mittag. Als er sah, dass es erst halb zwölf war, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Jetzt kam auch Eve nach draußen, um Holz aufs Feuer zu legen, weil sie mit dem Kochen beginnen wollte.
    Gaby war bei ihr. Die beiden Frauen blieben wie angewurzelt stehen, als sie die fremden Männer um Jordan bemerkten und sahen, was für heruntergekommene Kerle es waren. Jordan konnte die Furcht der Frauen spüren, vor allem Gabys, doch seine Aufmerksamkeit wurde von Nebo abgelenkt, der beim Gehen seltsam schwankte. Jetzt sah Jordan auch, dass Ryan O’Connor beunruhigt wirkte.
    »Was ist los?«, fragte Jordan mit einem forschenden Blick auf Nebo.
    Ryan schaut den alten Mann an und erwiderte: »Er ist völlig erschöpft, Boss.«
    »Es ... geht schon wieder, Master Jordan«, stieß Nebo kurzatmig hervor, der kaum imstande war, den Kopf gerade zu halten.
    »Ich hatte dir doch gesagt, du sollst heute nicht aufs Feld gehen, Nebo!«, sagte Jordan.
    Der alte Mann schwitzte stark und zitterte am ganzen Leib. Für Nebo klangen Jordans Worte eher zornig als besorgt, doch das täuschte – die neuen Arbeiter hatten Jordan zu sehr gereizt.
    Ryan blickte besorgt, als Nebo mehrmals zu einer Antwort ansetzte und sich verzweifelt bemühte, auf den Beinen zu bleiben. »Tut mir Leid, Boss ...«, brachte er mühsam hervor; dann brach er zusammen. Ryan und Jordan fingen ihn auf, bevor er zu Boden stürzte. Jordan nahm den mageren Körper in die Arme und trug ihn zur Veranda, wo er ihn in den Schatten legte. »Ruh dich aus, Nebo«, sagte er und blickte zu den Frauen hinüber. »Holt bitte Wasser! Sein Körper ist völlig ausgetrocknet.«
    »Ich gehe«, sagte Gaby, die es offensichtlich eilig hatte, den gierigen Blicken der fremden Männer zu entgehen.
    Während Nebo sich ausruhte, versuchten Ryan O’Connor und Ned Fletcher sich gegenseitig einzuschätzen. Die anderen waren mehr

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