Im Glanz der roten Sonne Roman
tätschelte Sauls beachtlichen Bauch. »Was ist denn das hier?«, fragte er lachend.
»Zu gut gelebt«, gab Saul verlegen zurück. »Schön, Sie zu sehen, Master Jordan.«
»Ich freue mich auch, dass ihr hier seid. Ich bin sehr erleichtert. Ihr seid genau zur rechten Zeit gekommen.«
»Sie jetzt ein Mann!«, meinte Noah und klopfte Jordan so kräftig auf die Schulter, dass er ihn beinahe umwarf. Jordan hustete, denn der hünenhafte Polynesier hatte ihm mit seinem gut gemeinten Schlag den Atem genommen.
»Und was habt ihr getrieben, außer so groß und schwer zu werden wie Büffel?«, fragte er keuchend.
»Fisch an die Pflanzer verkauft und Krokodile gejagt.« Wenn Noah lächelte, glich er wieder dem freundlichen Riesen aus Jordans Erinnerung. Jordan bemerkte die Narben auf Noahs Händen und den kräftigen Unterarmen, die Spuren messerscharfer Krokodilzähne aus unzähligen Kämpfen mit diesen Reptilien.
»Weiße Männer in Cairns geben uns gutes Geld für Krokodilhäute, weil in unseren Häuten keine Einschusslöcher sind«, erklärte Noah.
»Wir wollten gerade am Palmer-Fluss auf Goldsuche gehen, als Elija Catos Junge uns ausrichten ließ, dass Sie zurück sind«, meinte Saul. »Was tun Sie mit der Plantage, Master Jordan?«
»Ich werde wieder Zuckerrohr anbauen und könnte eure Hilfe gut gebrauchen.« Er schaute die beiden Hünen aus Tonga erwartungsvoll an.
»Wir arbeiten immer für Sie«, sagte Saul.
»Immer«, bestätigte Noah. »Wir hatten ein faules Leben, während Sie fort waren, Master Jordan.« Grinsend griff er in die Speckrollen an seinem Bauch. Beide Männer waren älter geworden, doch Jordan war froh, ihre vertrauten, lächelnden Gesichter zu sehen.
Er stellte Saul und Noah allen vor, die bei ihm lebten: Frankie, Gaby, deren Söhne, Eve, der Familie Zangh. Er lachte, als er die Scheu der anderen vor den beiden riesigen Männern sah. Wahrscheinlich würde es eine Weile dauern, bis die anderen ihm glaubten, dass Saul und Noah freundliche Riesen waren.
Die beiden gingen zur Veranda und beugten sich über den alten Nebo. »Du siehst gar nicht gut aus, mein Freund«, sagte Noah mit einer Stimme, die tief aus seiner mächtigen Brust zu kommen schien.
Nebo lächelte schwach. »Bin froh, dass ihr da seid!«, sagte er. Dann ergriff er Noahs riesige Hand und setzte sich mit einiger Mühe auf. »Wenn ich mich ausgeruht habe, geht es mir wieder gut ... hab zu lange faul herumgesessen, das ist alles.«
»Du wirst ein paar Tage Pause machen, Nebo«, erklärte Jordan mit Nachdruck und schaute dann Saul und Noah an. »Würde einer von euch ihn zur Arbeiterbaracke tragen?«
»Ich bringe dir später dein Essen, Nebo«, sagte Eve mit besorgter Miene.
Saul hob Nebo hoch, als wäre er leicht wie eine Stoffpuppe, und trug ihn hinunter zum Arbeiterquartier. Eve blickte ihnen nach, und in ihren Augen glänzten Tränen.
»Er erholt sich bald wieder«, meinte Jordan. »Ich werde dafür sorgen, dass er sich ausruht.«
Nachdem Nebo gegessen und sich auf seine Pritsche gelegt hatte, aßen auch die anderen die Mahlzeit, die Ting yan über dem Feuer gekocht hatte. Sie hatte in kürzester Zeit ein köstliches kantonesisches Gericht zubereitet, indem sie Fleisch in Scheiben schnitt und es mit Gemüse, Kräutern und Reis kochen ließ.
»Jetzt, wo ihr alle hier seid, sollten wir überlegen, wie wir vorgehen müssen«, meinte Jordan. »Wir haben höchstens noch anderthalb Wochen Zeit, um die Felder zu roden und die Setzlinge zu pflanzen, bevor die Regenzeit anfängt, und wirwerden sehr hart arbeiten müssen. Ich habe die Setzlinge in Ingham bestellt, sie müssten jeden Tag geliefert werden.« Er war überzeugt, dass es für Nebo leichter sein würde, die künftige Arbeit zu beaufsichtigen, wenn erst einmal all diese Vorbereitungen getroffen waren.
»Ich werde Frankie helfen, wo ich kann«, meinte Eve.
»Und ich kann gut mit Nadel und Faden umgehen, da gibt es sicher auch viel zu tun«, fügte Gaby hinzu. »Außerdem werde ich anfangen, das Cottage herzurichten.«
Es war offensichtlich, dass alle sich in Sauls und Noahs Gegenwart sicherer fühlten, besonders die Frauen. Jordan war aufgefallen, dass besonders die Jungen die Blicke kaum von den beiden riesigen Männern aus Tonga abwenden konnten.
»Josh und Billy werden aus den Bauholzresten den Hühnerstall neu errichten«, erklärte Frankie. Jordan war erstaunt, dass die Jungen diese Aufgabe allein bewältigen sollten.
»Sie haben die Begabung ihres Vaters für die
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