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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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der nun leises Gelächter erklang. Als die Geräusche nicht mehr weit entfernt waren, blieb Eve stehen und drückte sich an die Hauswand.
    Vorsichtig spähte sie um die Ecke und sah Jordan ein Stück weiter hinten auf der Veranda, wo es dunkel war. Außerdem erkannte sie schemenhaft ein weibliches Gesicht, das vom Mondlicht beschienen war. Die Frau stand sehr nahe bei Jordan, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und blickte zu ihm auf.
    Eve erschrak. Was war da los? Wer war diese Fremde? Jordan hatte nicht erwähnt, dass er jemanden erwartete, und das verwunderte Eve. Sie überlegte, wer die Frau sein mochte, bis sie deren Stimme hörte.
    »Haben Obdachlose hier gelebt, als Sie zurückkamen?«
    Eve erkannte die Stimme sofort: Lexie. Sie konnte kaum glauben, dass ihre Schwester so wenig Zeit verschwendet hatte, Jordans Bekanntschaft zu machen. »Wie konnte ich so dumm sein, ihre Dreistigkeit zu unterschätzen?«, murmelte sie und widersetzte sich dem Wunsch, einfach zu den beiden zu gehen und die Schwester zu fragen, was sie so spät noch in Eden wollte. Doch Eve wagte es nicht – Lexie würde Jordan sofort erzählen, dass sie Schwestern waren.
    »Nein«, sagte Jordan soeben. »Hier gab es keine Obdachlosen. Hier hat nur Nebo gewohnt, ein alter kanaka , der früher für meinen Vater gearbeitet hat ... und ein Wächter.«
    »Wächter? Ich wusste gar nicht, dass es hier auf der Plantage einen Wächter gab.«
    »Nebo wohnt hier schon eine halbe Ewigkeit. Jetzt auch Frankie Malloy und seine Frau, dazu ein paar Helfer.«
    »Und der Wächter?«, fragte Lexie.
    »Der ... äh ... hat erst einmal die Aufgaben eines Kochs übernommen.«
    Eve hörte mit wachsendem Erstaunen zu. Sie hatteerwartet, dass Jordan Lexie von ihr erzählen würde; stattdessen versuchte er sie zu schützen.
    »Wirklich?« Lexie wirkte enttäuscht. Sie war sicher, dass es sich bei dem »Wächter« um Evangeline handelte, die jetzt die Stelle der Köchin ausfüllte. Ihre Schwester musste gerissener sein, als man ihr zutraute, doch Lexie war zum Schweigen verurteilt. Bestimmt würde Jordan Eve erzählen, dass sie, Lexie, in Eden gewesen war, und Eve konnte es dann ihrem Vater oder der Mutter verraten. Lexie durfte nicht riskieren, dass ihr Vater von diesem Besuch erfuhr – er würde ihr das Leben zur Hölle machen.
    »Tja, ich glaube, ich sollte mich jetzt auf den Weg machen. Aber ich würde gern wiederkommen ... natürlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben.« Ein kesses Augenzwinkern begleitete Lexies Worte.
    Jordan hätte ihr den Wunsch gern abgeschlagen, denn ihre Aufdringlichkeit ärgerte ihn. Auf der anderen Seite war sie Max’ Tochter, und wenn ihre Besuche Max in Wut versetzten, war es die Sache wert.
    »Habe ich denn eine Wahl?«, fragte er.
    »Nein«, gab sie spitzbübisch zurück. »Aber Sie könnten wenigstens sagen, dass Sie sich darauf freuen, mich wiederzusehen.«
    »Wärst du zufrieden, Alexandra, wenn ich dir versichere, dass ich deinen nächsten Besuch mit atemloser Spannung erwarte?«
    Sie lächelte. »Das fände ich sehr erfreulich, Mr Hale. Gute Nacht!« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hielt ihm ihre Wange hin, offensichtlich in der Erwartung eines Kusses, doch Jordan gab ihr bloß einen Klaps aufs Hinterteil. »Du gehst jetzt besser, Miss Courtland.«
    Lexie konnte ihre Enttäuschung nur schwer verbergen. »Na gut. Wir sehen uns ja bald wieder«, sagte sie, bevor sie sich eilig auf den Weg über die Felder machte.
    »Nimm dich vor den Ratten und Spinnen in Acht«, rief Jordan hinter ihr her.
    Eve hatte alles mit angehört und schäumte innerlich vor Wut. Jordan hatte auch ohne Lexie schon genug Probleme. Mit gesenktem Kopf ging sie den Weg zurück, den sie gekommen war, als sie unerwartet Ryan O’Connor über den Weg lief.
    »Ich wusste doch, dass ich eine Frauenstimme gehört habe. Sie waren das also. Mit wem haben Sie gesprochen, Eve?«
    »Mit mir selbst«, sagte sie leise. »Eine alte Angewohnheit. Ich habe zu viel Zeit allein verbracht.«
    »Verstehe. Na, ich bin wohl ein bisschen nervös nach dem, was Frankie und seiner Familie passiert ist.«
    Eve nickte. »Ja, das geht mir ähnlich. Gute Nacht.«

10
    E ve warf sich die ganze Nacht unruhig herum. Sie war zu verärgert, um Schlaf zu finden. Als Jordan bei Tagesanbruch auf der hinteren Veranda erschien, war er überrascht, sie still auf einem Stuhl sitzend vorzufinden; sie hatte den Kopf in die Hände gestützt und betrachtete die ersten Sonnenstrahlen, die sich über

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